Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
ihm den Kampf wieder und wieder schildern ließen, war Balsam für Nefers angeschlagenen Stolz.
Zweiter Teil
Attentäter
17. Unter dem Jägermond
Sechmet kraulte den Puma an ihrer Seite und schlenderte dann zum See hinunter. Ihr Reich, schön wie immer, lag im silbrigen Glanz des Mondes. Sie hatte sich um ihre Lieblinge gekümmert, die Geburt eines Pärchens Löwen überwacht und einen der letzten wilden Tiger vor dem Abschuss bewahrt. Sie hatte Geparden bei der Jagd beobachtet, den Tod eines Panthers beklagt und dem Umhertollen junger Luchse zugesehen.
Nun setzte sie sich an das Ufer und blickte in das stille, bodenlos tiefe Wasser.
Der Kater, der ihr zu gefallen suchte, war nicht untätig geblieben. Und es waren andere hinzugekommen, die sich an dem Spiel beteiligen würden.
Sollte sie eingreifen?
Einen kleinen Schubs hier und da verteilen?
Sie streckte eben den Finger mit dem langen Nagel aus, als ihre Schwester sich neben ihr niederließ.
»Aber, aber«, mahnte sie sanft schnurrend. »Du willst doch nicht die Regeln ändern?«
»Es ist so langweilig, Bastet.«
»Sie müssen sich auf ihre Weise bewähren. Die beiden Menschen, meine ich.«
Bastet pflückte eine Blüte und knabberte zierlich an den Blättern.
»Du siehst blöd aus«, sagte Sechmet, krallte sich einen Fisch aus dem Teich und verschlang ihn.
»Ich habe dich abgelenkt.«
»Das hast du nicht.« Sechmet kraulte sich die Mähne. »Ich habe einen Fehler gemacht.«
»Ja, das sieht so aus. Dieser Shepsi plant Unheil.« Auch Bastet beobachtete das Geschehen in der Welt der Katzen und Menschen. »Wir werden wohl doch mit unserer Regel brechen müssen und uns in ihr Schicksal einmischen. Hast du eine Idee?«
Sechmet nickte und rief den Puma zu sich.
18. Die Augen des Cougars
Drei Panther tänzelten um sie herum. Ihre dolchartigen Reißzähne schimmerten, das Grollen, das aus ihren Kehlen drang, sprach von Blutgier. Feli stolperte rückwärts. Ihr Schreien blieb ihr in der Kehle stecken. Das Geröll unter ihren Füßen ließ sie ausrutschen, sie fiel, landete keuchend auf dem Rücken. Einer der Panther sprang auf sie zu, landete auf ihrer Brust, das Maul weit geöffnet und …
Eine Zunge leckte über ihr Ohrläppchen.
Das Grollen wurde zu leisem Schnurren.
Ein weiteres Gewicht landete mit einem Plumps neben ihr.
»Musst du wach werden.«
Feli tastete nach ihrem Ohr und fühlte einen Katzenkopf.
»Pu-Shen?«, fragte sie.
»Hat er gemerkt, hat er geholfen, ne?«
Im nächtlichen Dämmer erkannte Feli die spitzohrige Gestalt von Che-Nupet, deren Silhouette sich vor dem Fenster abzeichnete. Pu-Shen hingegen hatte sich auf ihr Kopfkissen begeben und tretelte es unter seinen Pfoten zurecht.
»Pu-Shen, danke«, murmelte Feli und streichelte ihn. Er gab ein glückliches kleines Maunzen von sich und schmiegte sich an ihre Schulter. Che-Nupet setzte sich auf ihre andere Seite.
»Hat er meine Träume gesehen?«, fragte sie die Katze, noch immer ein bisschen zittrig.
»Hat er Angst gefühlt. Hat er die Panther aber nicht gesehen.«
Für einen Augenblick wusste Feli nicht, was sie sagen sollte.
»Panther?«
»Hast du von Panthern geträumt, ne. Erinnerst du dich, ja?«
»Äh – ja. Manchmal. Che-Nupet – hast du meinen Traum gesehen?«
»Kann ich. Darf ich.«
»Immer?«
»Nicht immer. Aber wenn nötig, ne. War nötig.«
»Ja, vermutlich.«
»Hast du oft?«
»Manchmal. Bei Neumond. Aber es ist gar kein Neumond.«
»Nimmt ab. Muss Grund haben, ne. Muss ich denken, ne?«
Che-Nupets Augen schimmerten im Licht des halben Mondes. Jetzt zwinkerte sie mit einem, dann mit dem anderen wie eine Eule auf Entzug, und Feli merkte, wie ihre Angst wich und eine kleine Heiterkeit in ihr aufstieg. Es war nur ein Traum, und zwei Katzen, offensichtlich hellfühlend, kümmerten sich um sie. Sie drehte sich auf die Seite und streckte die Hand aus, um auch Che-Nupet zu streicheln.
»Mach nicht, denke ich noch.«
»Ah, darum zwinkerst du.«
»Nein, das üb ich, ne.«
»Gut.«
Feli legte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Pu-Shen an ihrer Seite war eingeschlafen und pustete ihr seinen Atem ins Ohr. Ganz leicht summte der Ohrring. Oder? Sie tastete danach. Manchmal vergaß sie beinahe seine Existenz, aber in der letzten Zeit machte er sich immer mal wieder bemerkbar. Eigentlich seit Che-Nupet zu ihr gekommen war.
»Musst du Angst loswerden«, brummelte die nun.
»Würde ich ja gerne, Che-Nupet. Und ich weiß ja auch, dass mich
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