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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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meinen Job kümmern.«
    Finn klemmte sich den zappelnden Ani unter den Arm und ging zum Haus. Chipolata empfing sie fauchend und mit gesträubtem Rückenfell.
    »Na, dann zeig mal, wie geschickt du mit den Weibchen klarkommst.«
    Finn setzte Ani ab und verfolgte die sofort ausbrechenden Kampfhandlungen kopfschüttelnd.
    Immerhin hatte er ein Thema, das er bei dem nächsten Treffen mit seinem Vater einmal vertiefen wollte. So von Mann zu Mann.

Dritter Teil

    Schlangengrube

33. Graue Wälder
    Zwielicht herrschte zwischen den hohen Stämmen, die Kronen der Bäume verschwanden in Nebelschwaden. Feli folgte Che-Nupet, die zielstrebig auf einem schmalen Pfad vorauslief. Hinter ihr stapfte Sem mit Tija über den weichen Humus. Der Ring in ihrem Ohr summte leise. Es war beklemmend still in den Grauen Wäldern. Kein anderes Lebewesen schien sich hier aufzuhalten. Weder zwitscherten Vögel, noch raschelte kleines Getier. Dennoch bevölkerten seltsame Geschöpfe dieses Gebiet zwischen der Welt der Menschen und der Katzen. Feli hatte eines davon kennengelernt. Die Wächter, gewaltige Mischwesen aus Löwen und Menschen, die geflügelten Sphingen, hüteten die Grenzen und die gefährlichen Stellen, die in der ewigen Dämmerung verborgen waren. Der Schwarze Sumpf war so ein Ort, ein Reservoir an klebrigem Horror, das von einer massiven Mauer umgeben war. Man hatte ihr bei ihrem letzten Besuch erklärt, dass sich in ihn das Wasser des Hellen Bachs ergoss, jenes Flüsschens am Übergang zu den Goldenen Steppen, in dem sich die verstorbenen Katzen von ihrem irdischen Leid reinigten. Und das, was sie abwuschen, wurde in diesem Sumpf gesammelt. Der Morast aus Qual und Leid blieb, und wer ihn berührte, versank in namenlosem Grauen. Doch was aus ihm gefiltert wurde, war wieder sauber und von großer Wirksamkeit. Auch das hatte sie erfahren und hütete diese Kenntnis mit Sorgfalt. Heldenwasser, so nannten sie die Tröpfchen, die aus einer Felsspalte quollen und deren Genuss jenen, die davon tranken, Mut und Kraft verliehen.
    Die Schutzmauer des Schwarzen Sumpfes hatte jedoch im Laufe der Zeit irgendwo einen Riss bekommen, und etwas von dem grausigen Morast war ausgelaufen. Finn hatte sich damit auf dem Rückweg im vergangenen Jahr benetzt und wäre beinahe daran gestorben.
    »Ist das Rinnsal versiegt?«, fragte Feli leise Che-Nupet vor sich. Die blieb stehen, drehte sie um, und ihre Augen erglühten im Zwielicht.
    »Ist nicht. Sind wir vorsichtig, ja?«
    »Auf jeden Fall.«
    Nur Che-Nupet war es zu verdanken, dass Finn sich aus den Klauen des Entsetzens hatte befreien können, aber das durfte Feli ihm nicht sagen. Denn sie hatte zusammen mit der Katze einen der Wächter aufgesucht. Welchen Einfluss Che-Nupet auch immer auf ihn gehabt hatte, er war ihrer Bitte gefolgt und hatte sie selbst zu der Quelle des Heldenwassers im Land unter dem Jägermond gebracht. Zwei Tropfen hatte sie aufgefangen, und als sie dem bewusstlosen Finn die Flüssigkeit gegeben hatte, hatte sie selbst ein wenig von diesem Wasser auf den Lippen gehabt. Den feinen, süßen Geschmack hatte sie nicht vergessen, und jetzt, bei ihrer schweigenden Wanderung durch den nebligen Wald, erinnerte sie sich, dass sie ihn verspürt hatte, als der Bus vor ihnen in die Luft flog.
    Finn wusste nicht, dass er durch dieses Wasser geheilt worden war, denn sie hatte Che-Nupet das Versprechen gegeben, darüber für immer zu schweigen. Und auch wenn die dicke Katze ihre Freundin war und gerne die dusselige Transuse spielte – Feli war sich ganz sicher, dass sie ihre Drohung wahr machen würde, sollte sie dieses Geheimnis jemals lüften. Che-Nupet, ihre Freundin Schnuppel, würde sie töten.
    Feli akzeptierte das, weil sie ahnte, dass Che-Nupet selbst unter den weisesten und machtvollsten Bewohnern des Katzenlandes eine Sonderstellung innehatte, von der vermutlich allenfalls die Königin und ihr Berater Amun Hab wussten. Auf jeden Fall aber kannte sie sich in diesen grauen, schweigenden Wäldern bestens aus, und vertrauensvoll folgte sie ihr auf den kaum erkennbaren Wegen.
    Ein Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren. Waren sie Stunden unterwegs, die halbe Nacht sogar? Ihre Uhr hatte sie abgelegt, denn mit Metallen, so war sie gewarnt worden, geschah in den Grauen Wäldern Seltsames. So trottete sie still voran, bis Che-Nupet auf einmal stehen blieb und die Ohren spitzte. Sie hob ihre Nase und schnüffelte.
    »Kommt wer.«
    »Gefahr?«
    »Vielleicht nicht. Ruhig bleiben.«
    Feli

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