Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
lauschte auch, und Sem trat dicht neben sie.
Ein leises Rascheln, Pfoten auf dem weichen Boden. Dann leuchtende Augen zwischen den Stämmen.
Und ein lautes Schnurren!
Ein schlanker, schwarzer Kater, groß wie ein Tiger, trat vor.
»Feli?«
»Nefer! Oh Nefer!« Sie machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Sein Brummeln brachte ihre Knochen zum Schmelzen. »Ach Nefer!«
Eine raue Zunge wischte ihr über die Wangen. Dann aber schüttelte er sie sacht ab.
»Es ist nicht mehr weit. Beeilt euch. Es ist nicht mehr ungefährlich hier.«
»Was gibt es?«
»Man hat Schlangen gesehen.«
Hinter Nefer standen vier weitere kräftige Katzen, und als Feli sich zu Che-Nupet umsah, erkannte sie, dass die nun auch ihre wahre Größe angenommen hatte.
»Muss ich Tija helfen, ne. Machst du Korb auf, ne.«
Feli nahm den Transportkorb von Sem ab und hob den Deckel auf.
»Heiliger Sphinx, was ist ihr passiert? Und wo ist Seba?«, fragte Nefer.
»Erzählen wir euch später. Was soll ich tun, Che-Nupet?«
»Rausholen, ne. Auf den Boden legen. Mach ich schon.«
Feli gehorchte, und Che-Nupet beugte sich über die verletzte Katze. Was sie tat, konnte Feli nicht erkennen, aber es schien ihr, als würde erst der Schatten Tijas größer, und dann füllte sie nach und nach diesen Schatten mit ihrem Körper aus. Mühsam richtete sie sich auf ihren drei Beinen auf. Aus dem Stumpf des verlorenen sickerte Blut.
»Ich kann das verbinden«, sagte Feli.
»Mach.«
Sie hatte Verbandszeug mitgenommen und kramte es aus ihrem Rucksack. Wundversorgung hatte sie bei der Tierärztin schon geübt, und so gelang ihr ein einigermaßen professioneller Verband. Tija machte ein paar unbeholfene Schritte und meinte dann: »Wird gehen. Aber nur langsam.«
»Ist nicht mehr weit, und die beiden Kämpfer dort werden dich stützen«, sagte Anhor, der Befehlshaber der Grenzwächter.
Auch Sem war wieder ein muskulöser Kater geworden, und Feli wollte nach ihrem Rucksack greifen.
»Willst du auch, ja?«, fragte Che-Nupet, und ihre Barthaare vibrierten wie in einem Lächeln. »Kannst du, ne?«
»Ich? Als … als Katze?«
»Ist einfacher. Und lernt, ne.«
Was für eine Idee! Feli hatte sich schon manchmal gewünscht, in ein Katzenfell schlüpfen zu können, aber diesmal hatte sie wirklich nicht damit gerechnet.
»Beeilt euch!«, forderte Mafed. »Wir wollen keine Risiken eingehen.«
»Soll ich, Schnuppel?«, flüsterte Feli.
»Mach!«
»Wie?«
»Denk dich Katze, ja. Schaust du mich an.«
Feli legte den Rucksack wieder ab.
»Besser, du ziehst dich vorher aus«, empfahl Nefer.
Das leuchtete Feli ein. Sie legte ihre Sachen ab und quetschte sie noch in den Rucksack. Die Kater hatten sich höflich abgewendet, und nackt und bloß, wie sie war, sah sie Che-Nupet in die Augen.
»Vertraust du, ne?«
Eine Welle von Wärme durchflutete Feli. Ja, sie vertraute ihrer Freundin bedingungslos. Und dann spürte sie das Kribbeln. Es durchzog ihren ganzen Körper, zwang sie, sich vorzubeugen und die Hände auf den Boden zu stellen. Ihr Rückgrat bog sich, ihre Haut juckte ein wenig, dann wurde ihre Sicht klarer, und ein wunderliches Gefühl machte sich oberhalb ihrer Lippen breit. Als sie nach unten schaute, waren ihre Hände mit weißem Fell bedeckt. Neugierig drehte sie den Hals und erkannte, dass auch der Rest überwiegend weiß war, sich aber hier und da rötliche und graue Flecken befanden.
»Hübsch, ne?«, kicherte Che-Nupet.
»Süß«, schnurrte Nefer.
»Los jetzt«, befahl Anhor.
Che-Nupet packte den Rucksack zwischen den Zähnen, und nach einigen unbeholfenen Schritten hatte Feli es einigermaßen heraus, wie man sich auf vier Pfoten bewegen musste.
Das Mondlicht lag silbern über den Weiten von Trefélin, als sie am Fuße des Roc’h Nadoz in die Welt der Katzen traten. Von der grasbewachsenen Anhöhe erkannte man das Bäumemeer des Scharrwalds im Süden, begrenzt von dem breiten Avos Kaer, der sich in der Ferne zur See hin wand. An seinem nördlichen Ufer begann die breite Senke des Laubentals, einer der fruchtbarsten und schönsten Gegenden des Katzenreichs, und weiter in der Ferne, kaum im Dunst zu erkennen, lagen der Sternberg und das Halbmondplateau. Hinter ihnen aber erhob sich der Mittelgrat, ein langer Gebirgszug, der sich von Norden nach Süden erstreckte.
»Könnt ihr noch weitergehen, oder müssen wir eine Pause machen?«, fragte Anhor.
»Es geht noch ein Stückchen«, sagte Tija und humpelte los.
»Gut. Euren Weg findet ihr
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