Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
überwältigendes Erlebnis, dieser Sprint. Feli juchzte beinahe, als sie fühlte, wie das Spiel ihrer Muskeln sich entfaltete. Und als sie am Seeufer angekommen war, sträubten sich ihre Schnurrhaare höchst vergnügt nach vorne. Es war ein lustiges Gefühl, und sie kicherte.
»Du siehst niedlich aus, weißt du das?«, meinte Nefer. »Schau mal ins Wasser.«
Er sprang auf einen flachen Stein, der in den See hineinragte, und Feli folgte ihm, gespannt darauf, ihr Katzengesicht zu sehen. Und tatsächlich, sie sah nett aus. Ein weißes Schnäuzchen, ein graues und ein rotes Ohr und ein kleiner dunkler Punkt auf dem linken Schnurrkissen, aus dem ein einziges schwarzes Haar wuchs, alle anderen Schnurrhaare waren weiß.
Nachdem sie sich ausreichend bewundert hatte und dabei feststellte, dass sie erstmals im Leben einen Anflug von Eitelkeit verspürte, sprang sie von dem Stein und reckte sich genüsslich. Nefer betrachtete sie aus seinem einen blauen Auge, und – wusch! – ihr Schwanz zuckte wieder in die Höhe. Mit großer Willenskraft brachte sie ihn dazu, sich wieder in die Waagerechte zu begeben, denn irgendwie hatte sie bemerkt, dass er ihre Gefühle wiedergab. Und zwar äußerst offensichtlich.
Nefer nickte, aber er schien auch belustigt.
»Gehen wir zu Majestät«, sagte er.
»Ist recht.«
Bastet Merits Laube war eine der schönsten in dieser Ansiedlung. Der Goldregen war zwar verblüht, aber die ersten Heckenrosen hatten ihre Blüten entfaltet, und in der Abendsonne dufteten sie betörend süß. Die graue, schwarz gefleckte Königin der Katzen lag auf dem grasbewachsenen Platz davor und blinzelte, als sie zu ihr traten.
»Majestät!«, sagte Feli und setzte sich, genau wie Nefer, nieder. Die Königin richtete sich königlich auf und ließ ihren königlichen Blick auf ihr ruhen.
»Hatte ich das gestattet, Felina?«, grollte sie.
»Hab ich, ne«, brummelte Che-Nupet, die eben den Rucksack herbeigezerrt hatte.
»Ach, du?«
»Darf ich.«
Von links kam nun auch der schwarze Amun Hab herbei, das Fell glänzend, die blauen Augen blitzend. Auch er musterte Feli und nickte dann Che-Nupet zu.
»Darf sie.«
»Hat mich aber nicht gefragt.«
»Darf ich?«, fragte Che-Nupet.
»Darfst du. Felina, begrüße mich!«
Nefer stupste sie an, und sie erhob sich, um die königliche Nase mit der ihren sacht zu berühren.
»Was ist passiert?«
»Ein großes Unglück, Majestät.«
Bastet Merit schlug die Vorderpfoten wieder unter und spitzte die Ohren. Der Weise blieb aufrecht neben ihr sitzen, aber beider Augen ruhten auf ihr.
»Erzählst du«, sagte Che-Nupet. »Machst du besser, ne.«
»Also gut.« Feli sammelte sich und berichtete dann von dem Anschlag auf den Bus, bei dem Seba umgekommen und Tija verletzt worden war. Sie nannte auch ihren Verdacht, dass hinter diesem Verbrechen möglicherweise Shepsi stecken könnte, der vor einem Jahr aus Trefélin geflohen war.
»Meinen Kater Pu-Shen hat er entführt, um ihn auszuhorchen, und Finns Kätzin Chipolata hat er bezirzt. Wir vermuten, dass er sich einer Hilfsorganisation angeschlossen hat, die von einer Fanatikerin geführt wird. Wenn all diese Annahmen stimmen, dann ist er jetzt im Besitz von Sebas Ohrring.«
Amun Hab und Bastet Merit sahen sich an.
»Rattenkacke«, bemerkte Majestät. »Ich wusste doch, dass da was nicht stimmt.«
»Der Namenlose … Es kann sein, dass wir uns damals geirrt haben«, sinnierte der Weise.
»Die Schlangen«, murmelte Majestät. »Er war ein Geomant von großen Fähigkeiten. Mäuseschiss und Zeckenplage!«
Feli sah von einem zum anderen und fragte dann: »Was ist mit Schlangen? Mafed hat sie auch erwähnt.«
»Wir hatten da ein Problem …«
»Das ich vielleicht kennen sollte?«
»Erläutere es ihr, Sohn«, sagte Amun Hab, und Nefer berichtete von seinem Kampf in den Witterlanden. Feli hörte mit Entsetzen zu und bemerkte dabei, wie Che-Nupet neben ihr erbebte. Einmal zischte sie leise: »Glitschwurm!«
»Habt ihr, seit die Stelle versiegelt wurde, weitere Schlangen gesichtet?«
»Wir wissen nicht, ob uns welche entkommen sind«, sagte Nefer. »Wenn auch der Roc’h Uhel versiegelt wurde, heißt das nicht, dass es nicht noch andere Schlupflöcher gibt.«
»Und die Grauen Wälder kennen nur wenige gut genug.« Amun Hab sah zu Che-Nupet hin.
»Weiß nicht«, flüsterte die.
Feli spürte ihr Unbehagen beinahe körperlich und richtete sich auf.
»Wir haben also zwei Probleme, die vielleicht miteinander zusammenhängen, wollt
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