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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein grünes, mit Goldstickereien verziertes Oberteil bedeckte den üppigen Busen, und unter dem Kopftuch quollen hüftlange rote Locken hervor, in denen goldene und kupferfarbene Lichter schimmerten. Aus dem dunklen Gesicht leuchteten große, schwarz bewimperte waldseegrüne Augen.
    Finn stieß den angehaltenen Atem aus, und da war wieder nur Che-Nupet vor ihm. Zögernd hob er die Hand, um sie zu streicheln.
    »Nicht komisch, ganz und gar nicht. Nur anders, und sehr, sehr schön.«
    »Hört ihr jetzt endlich auf rumzuschmusen«, grummelte Feli, die von Ani und Pepi umschmeichelt wurde.
    In der Ferne ertönte ein Jagdhorn und kündigte den Tod eines vierbeinigen Rebhuhns und anderer Hybriden in schrägen Tönen an.
    »Himmel, Rudi ist unterwegs. Besser, ihr verschwindet.«
    »Ja, gehen wir«, sagte Sem und schulterte einen der Rucksäcke. Finn half Feli, den anderen auf den Rücken zu nehmen. Sem packte auch den Katzenkorb, und Che-Nupet trabte auf den dunklen Eingang des Dolmens zu.
    Ani und Pepi sprangen zu Ronya in den Wagen, und Finn setzte sich auf den Beifahrersitz.
    Neugier packte ihn plötzlich.
    »Ronya, woher weißt du?«
    Sie lächelte.
    »Ich weiß eben.«
    Wieder so ein Weib, das seine Geheimnisse hüten wollte. Warum mussten die nur immer so mysteriös tun?
    Andrerseits – irgendwie war das auch verlockend.
    Was ihn an seine nächste Aufgabe erinnerte. Er hatte noch immer nicht vergessen, was sein Vater in der Pizzeria behauptet hatte. Dass das Busunglück ein Wink Gottes gewesen war, um die Frauen für ihre Eitelkeit zu strafen. Nicht dass Finn irgendwelche Winke Gottes für realistisch hielt, der alte Herr hatte gewiss Besseres zu tun, als den Mädchen den Lippenstift zu verbieten. Aber was trieb Männer – und nicht nur seinen Vater, sondern viele andere mehr – seit Menschengedenken dazu, Frauen zu verbieten, sich hübsch zu machen?
    Bibel und Moralschriften waren voll von solchem Gestänker. Es war überheblich und arrogant. Und dahinter verbarg sich doch etwas anderes. Finn ging in sich. Hatte er sich nicht gerade vor wenigen Minuten noch darüber aufgeregt, dass Frauen so mysteriös taten? Und es ihm gleich darauf ehrlicherweise gefallen hatte?
    Könnte es wohl sein, dass Männer, die die Geheimnisse der Frauen nicht durchschauten, Angst vor ihnen hatten?
    Er überprüfte seine eigenen Gefühle. Kristin, seine Schwester, war ein eitler Fratz, ohne Zweifel. Als sie noch Kinder waren, hatten sie kaum etwas voreinander verborgen, aber irgendwann hatte er seine eigenen Freunde gesucht, war seinen Abenteuern nachgegangen und sie den ihren. Sie hatten noch immer Gemeinsamkeiten, vertrauten einander in vielen Dingen und halfen sich gegenseitig, wenn es nötig war. Dass sie sich mehr für Klamotten und Make-up interessierte als für ein Motorrad, fand er völlig normal. Weshalb Kristin sich wohl inzwischen mehr Nerissa angeschlossen hatte – und die war nun mal ein Ausbund der Eitelkeit. Andererseits, das musste man zugeben, schien die Art seiner Mutter die Männer anzulocken wie Pflaumenkuchen die Wespen.
    Feli hingegen war nicht eitel, selbst beim besten Willen konnte man ihr kein putzsüchtiges Verhalten nachsagen. Sie war hübsch und natürlich und ein Kumpel – und verbarg unter alldem ein riesengroßes Geheimnis. Eines, das sie mit dieser Katze verband.
    Seba, ja, Seba war auch ein geheimnisvolles Geschöpf gewesen. Die Tatsache, dass er wusste, was sie wirklich war, hatte seine Leidenschaft geweckt. Dabei hatte er jedoch herausgefunden, dass er überhaupt nichts von ihr wusste. Sie stammte aus Trefélin, einer fremden Welt, stammte aus einem alten, weisen Volk, das nach anderen Traditionen und Gesetzen lebte und vermutlich über so etwas wie Hohe Magie verfügte. Oder eben über ein besonderes, weit größeres Wissen als die Menschen.
    Man konnte Angst davor haben.
    Oder man achtete es und begegnete ihm mit Staunen und Ehrfurcht.
    Wie den Frauen.
    Mhm.
    »Fertig gedacht?«, fragte Ronya und hielt vor seinem Haus.
    »Werd ich wohl nie.«
    »Katzen, Finn, haben gute Sinne. Lern von ihnen.«
    »Ich bin ja schon dabei«, murrte er, und Ani kletterte von der Rücksitzbank auf seinen Schoß.
    »Ich bring dir alles bei, was du über die Weibchen wissen musst«, schnurrte er.
    »Als ob der etwas davon verstünde«, kam es von hinten.
    »Euer Wissen, Kater, ist auf dem Gebiet einigermaßen beschränkt«, erklärte Ronya. »Du findest deinen Weg schon, Finn. So, und jetzt raus mit euch, ich muss mich um

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