Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
jetzt selbst«, meinte auch Mafed. »Ich verlasse euch hier. Anhor, deine Kater könnten vorlaufen und Majestät informieren.«
»Und Anat Bescheid geben«, sagte Feli.
»Ja, die Heilerin wird euch entgegenlaufen.«
Sie trennten sich, und Nefer und Feli nahmen Tija in ihre Mitte, Sem und Che-Nupet griffen die Rucksäcke.
Anfangs konzentrierte Feli sich darauf, sich in der neuen Art der Fortbewegung zu vervollkommnen. Sie war froh darüber, dass Tija sehr langsam ging, denn so richtig koordiniert bekam sie die vier Beine noch nicht, auch die neue Perspektive machte ihr Probleme. Vor allem störte sie der Schwanz, der irgendein Eigenleben zu entwickeln schien. Mal hing er nach unten, die Spitze streifte die Grashalme, dann streckte er sich gerade aus und krümmte sich am Ende, und einmal schoss er gerade in die Höhe. Warum er sich so verhielt, war ihr ein Rätsel. Sie hätte Che-Nupet gerne gefragt, aber die trug zwischen ihren Zähnen ihr Gepäck und konnte nicht antworten. Und dann waren all diese Sinneseindrücke so ganz anderes. Das Vogelzwitschern hatte einen anderen Klang, schien weit vieldeutiger in den ungewohnten Katzenohren. Die Gerüche überwältigten sie ebenfalls. Mehrschichtig, voller, inhaltsreicher, auch wenn sie nicht wusste, was sie im Einzelnen bedeuteten, war sie sich jedoch sicher, dass sich darin auch zusätzliche Informationen verbargen.
Sie erreichten den Bach, und Che-Nupet ließ den Rucksack fallen.
»Machen wir Halt, ne. Schlabbern, ja?«
»Ist recht«, stimmte Nefer zu, und Tija legte sich erschöpft nieder. Che-Nupet ging zu ihr und brummelte ihr etwas ins Ohr.
»Komm, trinken«, forderte Nefer Feli auf. »Das musst du üben.«
Etwas unschlüssig betrachtete Feli das kleine Gewässer.
»Zunge rein, nicht wahr?«
»Du musst aus der Zunge einen Löffel machen. So!« Nefer zeigte es ihr, und nach einigen Anläufen hatte sie verstanden, wie eine Katze zu trinken hatte, ohne mit der Nase im Wasser zu landen.
Die Sonne erhob sich über den Bergen und wärmte ihr wohlig den Pelz. Es war ein angenehmes Gefühl, und da sie schon lange unterwegs waren, hatte sie nichts dagegen, sich neben den drei anderen Katzen auszustrecken und in ein zufriedenes Dösen zu versinken.
Als sie wieder aufwachte, war sie zunächst irritiert und wollte auf die Hinterbeine kommen. Doch dann besann sie sich recht schnell auf ihren neuen Körper. Der war nun nicht mehr müde, aber hungrig.
Die Kater planschten am Ufer, Che-Nupet kümmerte sich noch immer um Tija. Sie stand auf und wollte zu ihr gehen, als sie ein nasser, kalter Fisch auf der Nase traf.
Sem lachte.
»Futter für dich.«
Schluck.
Roher Fisch, nicht eben küchenfertig zubereitet.
Andererseits, Sushi hatte sie schon gegessen und sich nicht davor geekelt. Hier allerdings gab es keine Sojasoße dazu, und das Tellergericht zappelte noch.
»So macht man das«, erklärte Nefer und packte den Fisch hinter den Kiemen. Das Zappeln hörte auf. »Und jetzt du.«
Feli biss probehalber in den Rücken und zerrte ein Stück Fleisch heraus. Ja, auch ihr Geschmackssinn war anders, die Sojasoße fehlte ihr nicht. Oder der Hunger gab der Forelle die richtige Würze. Sie verspeiste, ohne genauer hinzusehen, den gesamten Fisch.
»Ich werde wohl noch Jagen und Angeln lernen müssen.«
»Das wirst du recht schnell. Finn hat das auch flugs gelernt«, beruhigte Nefer sie. Und dann schlappte er ihr mit der Zunge über das Gesicht. »Waschen gehört dazu.«
»Ich denke, das kriege ich selbst hin. Ich hab euch oft genug beobachtet.«
Auch Tija hatte einen Happen zu sich genommen und war bereit, die restliche Strecke zu bewältigen. Sie und Nefer erklärten Feli, während sie dahinwanderten, einiges von dem, was sie als Katze wissen musste. Sie lauschte aufmerksam und fühlte sich erstaunlich frei in ihrem Fell, beweglich und ausdauernd. Sie freute sich an den unterschiedlichen Gefühlen, die ihr von den empfindlichen Ballen vermittelt wurden, und lernte den tieferen Sinn der Schnurrhaare kennen, die äußerst feine Tastorgane waren.
Als die Sonne sank, hörten sie in der Ferne den Wasserfall rauschen, der vom Menez Penn hinab in den Lind Siron stürzte. Feli erinnerte sich, dass rund um diesen See die Lauben des Hofstaats standen und auch diejenige, in der sie vor einem Jahr Unterschlupf gefunden hatte. Sie beschleunigte die Schritte, und Nefer stupste sie an.
»Los, laufen wir!«
»Ja, lauft vor. Che-Nupet bringt mich zu Anat«, sagte Tija.
Es war ein
Weitere Kostenlose Bücher