Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Tüte hinein und scharrte es wieder zu. Danach bückte er sich und kroch in den Tunnel. Verdutzt sah Tanguy seinen nackten Hintern darin verschwinden. Das Verhalten erschien ihm bizarr. Er wartete noch einige Minuten, aber der Mann kam nicht zurück.
Vorsichtig schlich er sich an den Eingang und schaute hinein. Dunkel war es, der Boden fester Lehm, einige Blätter verstreut darin. Er ging in die Hocke, dann stützte er sich auf den Händen ab und schob sich ein Stück in den Gang hinein. Ein Frösteln packte ihn, und ein geradezu zwanghaftes Ziehen verlangte von ihm weiterzukriechen. Er hätte dem wohl auch nachgegeben, hätte nicht etwas Hartes gegen seine Kehrseite gestoßen und eine Stimme barsch und fordernd gefragt: »Hey, was machen Sie da?«
Langsam kam Tanguy rückwärts aus dem Gang, und noch langsamer drehte er sich um.
Er sah in die Mündung einer Flinte.
Es war ihm, als legte sich ein Schalter um. Seine Augen wurden zu Schlitzen, seine Hände zu Krallen. Seine Beine spannten sich zum Sprung an.
Und er sprang. Die Flinte flog im hohen Bogen zur Seite. Seine Hände hielten den Hals des Mannes gepackt, ein Knurren entkam seiner Kehle. Zusammen mit dem anderen ging er zu Boden. Der keuchte, zappelte kurz und blieb dann liegen. Tanguy ließ ihn los, riss ihm den Gürtel aus der Hose, drehte ihn um und fesselte ihm fachmännisch die Hände auf dem Rücken. Dann stand er auf und strich sich Blätter und Erde von den Kleidern. Die Flinte sammelte er auf, schulterte sie und ging zu Jeronimo, der geduldig an seinem Platz verharrt hatte. Er nahm ihn am Zügel und führte ihn zu seinem Gefangenen, der versuchte, sich aufzusetzen.
»Hey, Sie! Machen Sie mich sofort los!«
»Sicher nicht.«
»Ich protestiere. So geht man nicht mit einem Jäger um!«
»Jäger?«
Eine Welt von Verachtung lag in Tanguys Stimme. Er packte den Mann, zerrte ihn auf die Beine und warf ihn mit Schwung auf den Pferderücken.
»Das dürfen Sie nicht«, quiekte der und zappelte. »Und meine Brille. Ich brauche meine Brille!«
Kopfschüttelnd sah sich Tanguy um, fand die Gläser im Laub und schob sie dem Mann auf die Nase. Dann führte er Jeronimo zu einem Baumstumpf, stieg hinter seinem Gepäckstück auf und trieb das Pferd zu einem leichten Trab an. Das protestierende Geheul vor ihm ignorierte er. Es verstummte dann auch nach kurzer Zeit, und als sie im Hof des Forsthauses eintrafen, starrte Nathan sie fassungslos an. Er hatte das Handy am Ohr und sagte: »Finn, ich muss mich hier eben um etwas kümmern. Tu bitte nichts Unüberlegtes. Ich melde mich, sowie ich das Desaster hier bewältigt habe.«
Er stecke das Mobiltelefon in die Hosentasche und trat an das Pferd.
»Herr Walker, sagen Sie diesem Menschen, er soll mich runterlassen!«
Tanguy bemerkte, dass sein Onkel irgendwie erheitert war. Er schob dem Mann die halb herabgerutschte Brille wieder auf die Nase und zog ihn anschließend an den Füßen vom Pferderücken.
»Eine seltsame Jagdbeute, Tan. Wie kam es dazu?«, fragte er, während er die Fesseln löste.
Tanguy glitt vom Pferd und wies auf die Flinte auf seinem Rücken.
»Er hat auf mich gezielt, dieser kleine Ego-Shooter.«
»Hab ich gar nicht, Herr Walker. Nur angestupst. Und da hat der mich gleich angesprungen, wie ein Tier!«
Nathans Augen wurden kalt, seine Stimme frostig.
»Woher hast du die Waffe, Rudi?«
»Die hat mir mein Vater geschenkt.«
»Zeig mir den Waffenschein.«
»Ich hab doch noch gar keinen.«
»Rudi, sollte ich dich noch ein einziges Mal in meinem Revier mit einer Waffe antreffen, dann zeige ich dich an. Und deinen Vater ebenfalls.« Dann wandte er sich Tanguy zu und sagte: »Das ist Rudi Dellbrück, auch als Master of Desaster bekannt. Er gehört zu meinen Auszubildenden, die einen Jagdschein erwerben wollen. Rudi, das ist Tanguy, mein Neffe. Und jetzt, Tan und Rudi, erzählt mir mal, wie ihr euch kennengelernt habt.«
»Ich hab gesehen, wie der da in den Dolmen gekrochen ist, Herr Walker. Das ist doch nicht okay, das haben Sie selbst gesagt. Und da habe ich ihn angestupst.«
»Mit dem Gewehrlauf«, ergänzte Tanguy, der inzwischen ebenfalls eine leichte Erheiterung verspürte. »Und ich reagiere sehr unfreundlich, wenn ich mit einer Waffe bedroht werde.«
»Was ich dir nicht verdenken kann. Was hattest du in dem Dolmen gesucht?«
Die absurde Vorführung des nackten Mannes wollte Tanguy zu diesem Zeitpunkt nicht thematisieren, offensichtlich lief ohnehin mehr als ein Bekloppter in Nates
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