Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
einen Unterschlupf suchte, könnte weit nützlicher sein. Erst fiel ihm Ani ein, doch der sollte besser auf Chip und Pu-Shen achten, damit Shepsi als Kater da nicht wieder Unfug anrichtete. Pepi, der in der Katzenpension den Kätzinnen nachstieg, würde also jetzt auch mal etwas Sinnvolles zu tun bekommen.
Nathan setzte sich wieder zu ihm. Rudi war er offensichtlich losgeworden.
»Was hast du in Tanguy gesehen?«
»Den Geist des Berglöwen.«
Nathan nickte.
»Er will es nicht wahrhaben. Hilf ihm, wenn du kannst, Finn. Er ist ein guter Mann, ein guter Jäger, ehrlich, loyal und verantwortungsvoll.«
»Wie viel soll ich ihm erzählen?«
»Alles, was er zu akzeptieren bereit ist.«
»Ich versuche es. Nathan, der Dolmen muss überwacht werden. Ich würde gerne einen kleinen schwarzen Kater damit beauftragen. Kannst du dafür sorgen, dass er von deinen Leuten unbehelligt bleibt?«
»Was für einen Kater?«
Finn grinste.
»Das wird Pepi dir selbst erklären.«
40. Am Lind Siron
Feli hetzte hinter Sem her. Er war verdammt schnell. Sie musste schnaufen, aber sie holte ihn kurz vor einer alten Eiche ein. Knallte ihm die Kralle in den Schwanz. Fellflusen flogen. Sem kicherte.
»Her damit!«, fauchte sie.
Sem kicherte weiter, tänzelte vor ihr herum, den weißen, mit rosa Blüten bestickten BH im Maul.
Feli kreischte ihn an. Versuchte, mit den Krallen nach dem Kleidungsstück zu fassen. Er hüpfte außer Reichweite.
Sie sprang auf ihn zu, er duckte sich kichernd weg.
Wütend erhob sie sich auf die Hinterpfoten und verteilte Hiebe mit den Tatzen. Einer traf den Träger des BHs, blieb in ihrer Kralle hängen. Ein Tauziehen begann mit Knurren und Brummen.
Plötzlich flog ein schwarzer Körper durch die Luft, landete auf Sems Rücken. Sem brach zusammen. Feli ließ los und starrte Nefer an, der sich im Nacken seines Freundes verbissen hatte.
»Nicht, Nefer!«, schrie sie, aber er beutelte Sem nur weiter. Der ließ den BH fallen und grummelte.
Nefer ließ los.
»Was sollte das denn?«, fragte er herrisch.
»War doch nur ein Spiel, Nefer«, schnurrte Sem begütigend.
»Das sah aber nicht danach aus. Feli?«
Feli setzte sich und bürstete ein paar zerzauste Stellen glatt. Sie hatte festgestellt, dass das nicht nur beruhigend wirkte, sondern einem auch immer eine Gesprächspause verschaffte. Jede Katze respektierte das Putzen. Nach einem weiteren Zungenschlapp hob sie den Kopf, sandte Sem einen bösen Blick und erklärte dann: »Ich hatte es gut gemeint. Aber dieser Teufelsbraten musste ja unbedingt an meine Wäsche gehen.«
»Was hattest du gut gemeint?«
Puh, konnte Nefer autoritär auftreten. Sem hatte sich ganz klein gemacht und schaute von unten zu ihm hoch.
»Hat sie wirklich gut gemeint. Und ich bin ein Idiot.«
»Na, das hilft ja schon mal weiter.«
Besänftigt erklärte Feli: »Amun Hab hat entschieden, dass Sem eine Prüfung bestanden hat, weil er Tija geholfen hat zurückzukehren. Aber für die Namensgebung braucht er einen Beweis, dass er in unserer Welt war. Aber daran haben wir damals überhaupt nicht gedacht, Nefer.«
Der nickte und sah zu Sem hin.
»Und da hat Feli angeboten, dass ich etwas aus ihrem Rucksack nehmen darf. Ich hab mir das hier ausgesucht, und das hat ihr nicht gefallen.«
»Trottel, mäusehirniger Trottel. Wenn man etwas angeboten bekommt, sucht man es nicht selbst aus. Menschen sind sehr auf ihre Kleider bedacht, und Menschenweibchen ganz besonders. Also vergiss das mit dem Namen besser, solange das in deinen hohlen Kopf nicht reingeht.«
Sem ließ die Ohren und die Barthaare hängen, ein Bild des Jammers.
»Nefer, ich glaube, nicht du hast darüber zu befinden, ob er seinen Namen erhält oder nicht. Komm, Sem. Ich finde etwas für dich, das du vorweisen kannst.«
Sie schnappte sich den BH, der ein paar kleine Ziehfäden abbekommen hatte, und trabte zu ihrer Laube zurück. Hier stand Mima vor dem auf dem Boden ausgebreiteten Inhalt des Rucksacks und strich bewundernd über den Stoff ihrer Kleidung. Dann nahm sie das T-Shirt hoch und sah Feli groß an. Es schien ihr zu dämmern, dass diese Dinge einem Menschen gehörten. Und zwar einem, dem sie schon einmal begegnet war. Feli bedauerte aufrichtig, dass sie mit der kleinen Menschelfrau nicht sprechen konnte. Aber trotz Ring war ihr das in ihrer Katzengestalt nicht möglich. So stupste sie sie nur liebevoll an und kramte dann in ihren Sachen herum, um etwas Passendes für Sem zu finden. Ein Päckchen Taschentücher
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