Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
erweckte den Eindruck, als würde er einem zuwinken. Marquart hatte diesen riesigen Baum schon einmal gesehen. Als er einmal mit dem General auf Patrouille war, waren sie an ihm vorbeigekommen.
Er musste das andere Ufer erreichen. Dort befand sich ein Weg. Von dort aus hätte er eine Chance, das Camp der Rebellen zu finden. Deutlich hörte er hinter sich Stimmen und das Knacken von trockenen Ästen. Die Verfolger würden ihn bald erreicht haben. Noch einmal sah Marquart kurz am Flussufer entlang. Dann rannte er los geradewegs auf den Fluss zu. Als er das Ufer erreichte, sank er bis zu den Knien im Morast ein. Mit letzter Kraft watete er, jeweils ein Bein nach dem anderen mühevoll aus dem Schlamm ziehend, in Richtung Flussmitte. Das Wasser wurde jetzt schnell tiefer. Der morastige Grund unter seinen Füßen verschwand.
Er begann zu schwimmen. Hinter ihm herrschte auf einmal Stille. Keine Stimmen mehr, kein Knacken. Nach ein paar Zügen drehte er sich auf den Rücken und sah zurück zum Ufer. Es war hell erleuchtet. Im Schein der Fackeln, die die Dorfbewohner angezündet hatten, konnte Marquart ihre Gesichter sehen. Sie schwiegen, standen nur da und starrten zu ihm herüber. Marquart lachte höhnisch. »Ah, ich verstehe. Ihr Bastarde habt Angst. Hier fängt das Gebiet des Generals an. Nun, ich kann Euch versprechen, dass, sobald ich wieder im Camp bin, wir Euch einen Besuch abstatten. Einen Besuch, den ihr nicht vergessen werdet, ihr verdammten Wilden. Ich werde Euren verfluchten Weibern die Brüste abschneiden, und Eure Brut von Bälgern werde ich zur Hölle befördern, aber erst, nachdem ich sie mir vorgenommen habe.« Mit steinernen Minen standen die Dorfbewohner da und beobachteten den wütend schreienden Mann dort im Wasser. Kein Wort drang aus ihrem Mund. Es herrschte eine seltsame, geisterhafte Stille.
Kerners Herz raste auf Hochtouren. Näher und näher klangen die Stimmen und Geräusche, auf die er zulief. Immer weiter kämpfte er sich durch dichtes Gestrüpp und über in der Dunkelheit kaum auszumachende Baumwurzeln. Unendlich erschien ihm der Weg. Doch dann, als er sich seinem Ziel schon ganz nahe glaubte, wurde es plötzlich still. Kerner blieb stehen. Nichts, kein Laut war mehr zu hören.
Angestrengt lauschte er in die Stille hinein. In unmittelbarer Nähe sah er mit einem Mal den Schein von Fackeln. Dann ertönte die Stimme eines einzelnen Mannes. Laut und deutlich hörte Kerner sie. Es war die Stimme von Marquart. Vorsichtig ging Kerner weiter und erreichte den Waldrand. Er sah die Menschen dort mit ihren Fackeln bewegungslos am Ufer stehen, und er sah Marquart, der jetzt ungefähr in der Mitte eines Flusses schwamm und wütende Drohungen in Richtung des Ufers ausstieß. Gerade wollte Kerner zum Fluss herunter laufen und Marquart hinterher springen, als er plötzlich am anderen Ufer eine Bewegung in dem brackigen Wasser wahrnahm. Dann war nichts mehr zu sehen. Nur ein paar seichte Wellen zogen dort am anderen Ufer ihre Kreise. Marquarts Wutanfall brach jäh ab. Er spürte plötzlich, dass diese Menschen nicht so reglos dort am Ufer standen, weil sie Angst hatten. Nein, hier spielte sich etwas ganz anderes ab. Nervös drehte er sich im Wasser um. Nichts war zu sehen. Als er den Blick wieder zu den Dorfbewohnern wendete, war es plötzlich genau hinter ihm. Er spürte die Bewegung im Wasser. Direkt neben Marquart tauchte der Kopf eines riesigen Leistenkrokodils aus dem Wasser auf und schoss auf ihn zu. Das weit geöffnete Maul umspannte seinen Oberkörper. Mit ungeheurer Wucht klappten die gewaltigen Kiefer zusammen. Das Blut schoss Marquart in den Kopf und sein Gesicht nahm eine purpurne Farbe an. Die Augen schienen aus den Höhlen heraus zu treten. Ein einziger gewaltiger Ruck. Marquarts massiger Körper wurde wie eine Puppe unter Wasser gerissen. An der Stelle, an der er in die Tiefe gezogen wurde, entstand eine schaumige Gischt. Einige Sekunden lang passierte nichts mehr. Dann wurde das Wasser erneut aufgewirbelt und Marquarts Kopf erschien an der Oberfläche. Kerner hatte den Eindruck, als würden die Augen ihn geradewegs anstarren. Die mächtigen Kiefer des Krokodils fassten nach. Gnadenlos wurde Marquart zurück unter die Wasseroberfläche geholt. Die Wellen schlugen über ihm zusammen, und das Wasser färbte sich im Schein der Fackeln dunkel. Der Spuk war vorbei, und Kerner konnte nicht umhin, dieses furchtbare Ende Marquarts als gerecht zu empfinden. Er dachte an Christa und ihren
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