Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
weitesten abseits von den anderen, und wir haben von dort aus alles im Blickfeld. Nur die Wachen bereiten mir Kummer. Sie sind bewaffnet bis an die Zähne und den Eindruck, als ob sie sich erschrecken ließen, machen sie auch nicht gerade. Also, was sollen wir tun?« Siegfried von Löwenberg kratzte sich am Kopf. »Jedenfalls sollten wir nichts überstürzen. Wir haben drei Stunden Zeit. Lasst uns das Lager eine Zeit lang beobachten, um vielleicht die Abläufe etwas besser zu erkennen. Dann können wir einen Plan machen.« Kerner und Lord Griffin nickten. Es war im Moment das Vernünftigste, was sie tun konnten. Fast schon eine ganze Stunde lagen sie so da und beobachteten das Camp. Die Sonne stand jetzt senkrecht über ihnen, und die feuchtwarme Luft stand förmlich in dem dichten Urwald. Unten zeichneten sich keine großen Veränderungen ab. Kerner sah zu den Anderen herüber. »Lange können wir nicht mehr warten. Die Zeit wird knapp.«
Plötzlich wurde es laut im Lager. Von der gegenüberliegenden Seite näherten sich vier der Rebellensoldaten. Vor sich her trieben sie zwei kleine Mädchen, die durch die derben Tritte und Schläge der Soldaten immer wieder auf den Boden fielen. Sich angstvoll zu ihnen umdrehend, standen sie auf und liefen weiter. Als sie im Lager ankamen, versammelten sich einige der Männer. Sie fingen an zu klatschen. Dann hörten die drei, wie die Rebellensoldaten anfingen ein Kinderlied zu singen. Es war das Lied, das sie schon auf der Fahrt hierher von dem Blauhelmoffizier kannten. Die ganze Szene wirkte unwirklich und beklemmend. Eine Tür im Camp öffnete sich. Es war die Tür an der Hütte hinter dem General Headquater . Ein Mann trat heraus. Er trug eine schmutzig-graue Hose mit Trägern daran. Das früher einmal weiße Unterhemd wirkte sogar auf diese Entfernung verschwitzt und speckig. Der Mann zog die dicke Brille vom Gesicht und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Breitbeinig stand er dort in der Tür. Der Mann, der schon so viel Leid um sich herum verbreitet hatte: Marquart. Lachend feuerte er die singenden Männer an. Dann ging er zu ihnen hinüber.
Derb stießen die Soldaten die Kinder zu Boden. Marquart stellte sich hin und blickte auf sie herunter. Mit dem Finger zeigte er auf sie und zählte dann zwischen ihnen ab. Auf einem der beiden Mädchen blieb sein Finger schließlich stehen. Johlend packten zwei Soldaten das andere Kind und schleppten es zu einer der Hütten. Wieder begannen die Soldaten, das Lied zu singen. Marquart nahm das Mädchen, das vor ihm auf dem Boden lag, an der Hand und schleifte es mit sich zu seiner Behausung. Wie bei einem Festzug begleiteten ihn die Soldaten, die jetzt ausnahmslos bei dem Geschehen versammelt waren. Einzig die beiden Wachen vor dem General Headquater blieben stehen. Ihre Köpfe reckten sich neugierig in Richtung der anderen. Hinter ihnen ging die Tür der großen Hütte auf. Ein bulliger Mann in sauberer Uniform trat heraus. In seinem Gesicht war eine große Narbe. Er ging bis zu den Wachen und sah ebenfalls lachend in die Richtung des Schauspiels, das sich dort bot.
Die Gesichter von Siegfried von Löwenberg und Lord Griffin waren zu Stein geworden. Kerner sah die beiden an. »Das können wir nicht zulassen. Egal wie es für uns ausgeht, wir müssen jetzt da rein.« Er hatte einen Plan. Kurz steckten sie ihre Köpfe zusammen, dann standen sie auf. Immer noch hatten alle im Camp nur Augen für das Treiben um den Sänger . In einer Reihe gingen die drei hinunter ins Lager. Erst als sie nur noch ungefähr zwanzig Meter vom General entfernt waren, bemerkte man sie. Einige der Rebellen fingen an zu schreien und zeigten in ihre Richtung. Kerner ging jetzt in der Mitte, die Panzerfaust im Anschlag. Sie war genau auf den General gerichtet. Zu den Seiten hatten Graf Siegfried und Lord Griffin jeder eine der Wachen mit ihren Armbrüsten ins Visier genommen.
Es wurde still im Lager. Der Gesang verstummte. Unbeirrt gingen die Drei einfach immer weiter auf den General zu. Als die Wachen ihre Maschinengewehre hochreißen wollten, brüllte der General etwas, das die drei nicht verstehen konnten. Die Mündungen der Gewehre sanken wieder nach unten. Weiter und weiter gingen sie. Als nur noch wenige Meter zwischen dem Mann mit der schweren Gesichtsnarbe und ihnen lagen, blieben sie stehen. Die Panzerfaust in Kerners Händen zeigte auf die Brust des Anführers. Das Gesicht des Generals zeigte keine Regung.
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