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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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sich rückwärts auf die geöffnete Vordertür des Hauses zu.
    Die verzweifelten Blicke der Geisel jagten selbst einem so abgehärteten Mann wie Lassiter eine Gänsehaut über den Rücken. Was gab es Schlimmeres auf der Welt, als die Erkenntnis, gleich sterben zu müssen. Die Frau in der Schürze tat ihm unendlich leid. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass sich der Mensch bis zur letzten Sekunde verzweifelt an sein Leben klammerte.
    Er erwog die Chancen, einen Schuss auf Bashan abzufeuern. Doch das Risiko war eindeutig zu hoch. Auch wenn seine Kugel traf, stand das Leben der Frau auf des Messers Schneide. Eine Krümmung von Bashans Zeigefinger, und die Frau starb einen sinnlosen Tod.
    Der Schurke stand bereits auf der Türschwelle. Als er die Geisel zu sich zog, stolperte sie über die Stufe und geriet ins Straucheln.
    Für einen Moment war Bashans Körper ohne Deckung. Der Lauf seines Colts rutschte vom Kiefer seine Geisel ab. Die Mündung zeigte in die Luft.
    Lassiter schoss aus der Hüfte.
    Er wollte den Geiselnehmer in die Brust treffen, hatte jedoch zu hoch angesetzt. Die Kugel klatschte Bashan ins Gesicht. Er stieß einen qualvollen Schrei aus und taumelte ins Haus.
    Mit blutbesprenkelten Wangen sank die Frau auf die Türschwelle nieder. Bashan gelang es, einen Schuss abzufeuern, aber er schoss blindlings, ohne Schaden anzurichten. Das Projektil bohrte sich in den Dielenboden.
    Lassiter sprang über die Frau hinweg. Schlug seinem Gegner die Waffe aus der Hand. Warf ihn zu Boden.
    Bashan krümmte sich wie ein Wurm auf einem heißen Herdring.
    Die Frau mit der Schürze rappelte sich auf und trat zu Lassiter. Ohne ein Wort schmiegte sie sich an seinen pumpenden Brustkorb.
    Die Zeit schien stillzustehen.
    Es war einer dieser seltenen Momente, die Lassiter für all die tödlichen Gefahren, denen er sich bewusst aussetzte, um andere zu retten, voll entschädigten.
    Er genoss den Zauber des Augenblicks.
    Der Schurke, der Laura Lovitt auf dem Gewissen hatte, würde sich nun für seine Schandtaten verantworten müssen.
    Aber da gab es noch ein anderes Mädchen, um das er sich kümmern musste. Auf keinen Fall durfte es mit ihr so weit kommen wie mit Laura Lovitt.
    Höchste Zeit, dass er sich nach St. Joseph aufmachte.
    ***
    Nach dem Überfall waren sie Meile um Meile marschiert, den ganzen Tag, bis sich die Nacht über die Prärie senkte.
    Jona Miles war zum Umfallen müde. Sie hatte Hunger, und ihre Kehle war so trocken, dass sie jetzt sogar Bier getrunken hätte, um ihren Durst zu stillen.
    Uncle Toms Rat folgend, waren sie nun auf dem Weg zur nächsten Bahnstation. Jona hatte eingesehen, dass es praktisch undurchführbar war, ohne Geld, Wagen und Ausrüstung nach St. Joseph zu pilgern. Gewiss, sie hätte in St. Joseph in einem Saloon oder in einem Theater vorsprechen können, um sich als Tänzerin zu bewerben. Aber in ihrem schmuddeligen Outfit hätten ihre Tanzeinlagen den Saloonbesitzern nur ein herablassendes Lächeln entlockt.
    Sie wollte jetzt nur noch nach Hause, zu ihrem Vater, der sie sehnsüchtig erwartete. Uncle Tom hatte sich erboten, sie bis nach Kansas City zu begleiten. Auf der nächsten Bahnstation gab es bestimmt einen Telegrafen, von dem man ihrem Vater ein Telegramm schicken konnte. Er würde sich mit der Bahngesellschaft in Verbindung setzen und regeln, dass sie und Uncle Tom Fahrkarten bekamen.
    Damit war ihr Rachefeldzug gegen den Mörder ihres geliebten Tim gescheitert, ehe er so richtig begonnen hatte. Jesse James würde ungeschoren seine kriminelle Karriere fortsetzen, während Tim Brandons sterbliche Überreste sechs Fuß tief in der Erde vermoderten.
    Verdammt!
    Jetzt lag Jona Miles am Rand eines Buschwerks, auf einer Unterlage aus trockenem Laub, und dämmerte schwermütig vor sich hin. Uncle Tom, der sich neben ihr ausgestreckt hatte, schlief wie ein Murmeltier.
    Bald fielen auch Jona die Augen zu.
    Es war mitten in der Nacht, als sie aufschreckte.
    Sie spürte, wie der Boden unter Schritten vibrierte. Rasch sah sie zur Seite, zu ihrem Gefährten.
    Uncle Tom lag nicht mehr auf seinem Platz. Er war aufgestanden. Im fahlen Schein des Mondes beobachtete Jona, wie er seinen Gürtel zuhakte, seine Stiefel überzog und seine Jacke zuknöpfte. Sie öffnete schon den Mund, um zu fragen, wo er denn um diese unchristliche Zeit hinwollte, dann schwieg sie jedoch. Sie schloss die Augen und tat, als ob sie schlief.
    Auf leisen Sohlen ging Uncle Tom fort.
    Jona dachte fieberhaft nach. Was führte er im

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