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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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den Fahrer an.
    Der Mann warf einen flüchtigen Blick auf Kadi. »Sofort, meine Dame.«
Als er in die Straße einbog, schaute Mrs. Pollifax zurück und sah zwei schattenhafte Gestalten auf den beleuchteten Eingang zugehen. Es war zu dunkel, um ihre Gesichter zu erkennen, aber es gab keinen Zweifel, daß die beiden sie und Kadi ins Taxi hatten steigen sehen, denn sie blieben abrupt stehen, und während das Taxi wegfuhr, sah sie, daß die zwei zu dem grünen Wagen zurückrasten — um ihnen zu folgen.
»Aber Mrs. Pollifax, warum ein Krankenhaus?« fragte Kadi leise.
»Vertrauen Sie mir.«
Das Taxi hielt vor der breiten, beleuchteten Notaufnahme an. »Stadtkrankenhaus, Ma'am. Macht fünf Dollar.«
»Danke.« Mrs. Pollifax kramte nach den Scheinen. »Wo sind wir? Welche Straße?«
»Ecke Chandler und Park, Ma'am.« Die beiden Frauen rannten die paar Stufen hinauf und durch die Schwingtüre. Mrs. Pollifax führte Kadi zu einer langen Reihe von Stühlen entlang einer Wand. »Setzen Sie sich«, wies sie Kadi an.
»Aber - wo wollen Sie hin?«
»Zu den öffentlichen Telefonen da drüben.« Inzwische n hätte sie die Nummer im Schlaf wählen können. Es war zwar nach Mitternacht, aber in der Praxis von Rechtsanwalt William Carstairs in Baltimore hatte die ganze Nacht jemand Telefondienst.
Gleich nach dem ersten Läuten antwortete eine muntere Stimme. »Rechtsanwaltsbüro ...«
    »Betsey, sind Sie es?«
»Ja, aber ... Mrs. Pollifax?«
»Ja. Und ich stecke in Schwierigkeiten, Betsey. Ich brauche
    Hilfe. Ist jemand, irgend jemand da, mit dem ich reden kann?« »Ich stelle Sie sofort durch.« Einen Moment später
antwortete eine schläfrige Stimme: »Bishop« und gähnte ins
Telefon.
»Bishop, ich bin es - Emily Pollifax - und ich brauche Hilfe.
Dringend! Ich kann nicht erklären, warum, weil ich es selber
nicht weiß, aber mein Haus wurde durchsucht und jemand hat
uns quer durch Connecticut verfolgt und ist immer noch hinter
uns her. Haben Sie irgendeinen sicheren Platz, wo wir uns
verstecken können?«
Hier stellte man keine unnötigen Fragen. »Wo, genau, sind
Sie jetzt, Mrs. Pollifax?« war alles, was Bishop wissen wollte. »In Worcester in Massachusetts im Stadtkrankenhaus, Ecke
Chandler und Park, mit einer Begleiterin, die akute
Blinddarmentzündung vortäuscht. Aber wir sind in einem Taxi
hierhergekommen, und möglicherweise haben sie uns auch bis
hierher verfolgt.«
»Geben Sie mir die Nummer, von der Sie anrufen, ich rufe in
fünf Minuten zurück. Können Sie dortbleiben?«
»Es sind Leute hier, und alles ist hell beleuchtet«, erwiderte
sie, aber ihre Stimme zitterte ein wenig vor Müdigkeit und
einem undefinierbaren, immer stärker werdenden Angstgefühl. »Fünf Minuten«, versicherte ihr Bishop beruhigend. Mrs.
Pollifax hängte ein und schaute sich um. Als sie Kadi sah, lächelte sie ihr so zuversichtlich zu, wie sie es nur fertigbrachte, verließ jedoch ihren Platz beim Telefon nicht. Die nächsten fünf Minuten waren die längsten seit langer Zeit, wie sie fand, und als das Telefon endlich schrillte, riß sie noch während des ersten Läutens den Hörer an sich. »Hier Bishop«,
sagte er.
»Ja.«
»Bleiben Sie, wo sie sind, in der Nähe von Leuten. In
allerspätestens einer halben Stunde wird ein junger Mann
namens Pete Sie dort abholen. Er hat Ihre Beschreibung, und er
wird eine schwarze Lederjacke und einen roten Pullover
anhaben. Wir haben ein sicheres Versteck für Sie -etwas
ungewöhnlich, aber sicher.«
»Gott segne Sie, Bishop.« Mrs. Pollifax war froh, daß er
keinerlei Fragen stellte, denn sie wußte wirklich nicht, was sie
ihm hätte sagen können.
»Wen haben Sie angerufen?« fragte Kadi, als sie sich zu ihr
setzte.
»Einen Freund«, antwortete Mrs. Pollifax. »In spätestens
einer halben Stunde wird uns ein junger Mann abholen. Er wird
eine schwarze Lederjacke und einen roten Pulli tragen. Kadi,
ich möchte - nein, ich muß— jetzt mehr über Ihren Freund
Sammy wissen. Können Sie ihm glauben und auch alles, was er
andeutete? Daß er sich in Gefahr befindet?«
Kadi blickte sie erstaunt an. »Ja, ich glaube ihm, und ja, ich
traue ihm, und wenn Sie an meinen Worten zweifeln, sollen Sie
noch wissen, was mein Vater von ihm sagte, und mein Vater
hat ihn in der Missionsschule unterrichtet und ihn wie einen
Sohn geliebt. Er sagte: ›Der junge Sammy wird seinem Volk
ein guter Führer werden. Es steckt kein Fünkchen Grausamkeit
in ihm und sein Blick ist klar.‹ Aber sein Blick war nicht mehr
klar, als ich

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