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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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die
Tür und setzte sich an die Armaturen. Die Rotoren begannen
sich immer schneller zu drehen, und plötzlich hoben sie in den
Nachthimmel ab.
»Mrs. Pollifax«, fragte Kadi besorgt. »Werde ich entführt?« Mrs. Pollifax blickte in ihr müdes, verängstigtes Gesicht
»Ich glaube, das werden wir beide. Ich muß gestehen, daß auch
ich das nicht erwartete, aber ich vertraue meinem Freund, und
das müssen Sie ebenfalls. So schwer Ihnen das momentan
vielleicht auch fallen mag«, fügte sie trocken hinzu. Kadi sagte staunend: »Ihr Freund muß sehr mächtig sein,
Mrs. Pollifax.«
»Wissen Sie«, sagte Mrs. Pollifax lächelnd, »ich schicke ihm
jedes Weihnachten ein Früchtebrot.«
Kadi lachte etwas zittrig.
Die Erde lag wie eine Patchworkdecke aus flackerndem
Licht und großen dunklen Stellen unter ihnen. Kadi schlief
plötzlich ein, worüber Mrs. Pollifax froh war. Sie hätte
ebenfalls gern geschlafen, aber es war Nacht, die unsicherste
Zeit, wenn man es mit dem Unbekannten zu tun hatte, wie sie
aus Erfahrung wußte, und sie war übermüdet, zu müde, um zu
schlafen. Sie durfte das Mädchen auf keinen Fall in die Hände
ihrer Verfolger fallen lassen und hoffte, bald in dem von
Bishop angekündigten, sicheren Versteck zu sein. Warum
dauerte es nur solange, dorthin zu gelangen? Ein Blick auf ihre
Armbanduhr verriet ihr, daß sie bereits mehr als eine Stunde in
der Luft waren und es auf zwei Uhr morgens zuging. Es ist das Verantwortungsgefühl, dachte sie und seufzte. Ich
fühle mich verantwortlich für diese Kadi, die sich aus Angst
zwei Tage in unserer Rumpelkammer verkrochen hatte.
    Es hatte nun ganz den Anschein, als würde sie an dem Treffen des Garten-Clubs heute nachmittag nicht teilnehmen können.
    Sie dachte über Kadis Ubangiba nach und fragte sich, wie es wohl aussah. Afrika war so ein riesiger Kontinent, auf dem sie nur einmal in einem einzigen Land gewesen war, und das lag am Sambesi. Aber vermutlich gab es doch einige Ähnlichkeiten: eine schöne Hauptstadt mit Villen und Straßen, errichtet von den ersten Kolonisten, und am Rand dieser prächtigen Stadt die Slums und dann die armseligen Dörfer und die ländliche Gegend, wo die einheimischen Frauen hochaufgerichtet, stolz und barfuß, schwere Körbe mit Brennholz oder Nahrungsmitteln auf den Köpfen trugen; und durch die Bäume führten staubige Wege und Pfade zu den strohgedeckten Hütten winziger Ortschaften. Ob es in Kadis Ubangiba wohl Affenbrotbäume gab, die in der Sonne silbern schimmerten, und bis eineinhalb Meter hohe Ameisenhaufen?
    Plötzlich wurde ihr bewußt, daß der Hubschrauber jetzt tiefer flog und offenbar zur Landung ansetzte. Sie spähte durch das Fenster und entdeckte mitten in der dunklen Gegend strahlende Lichter. Was das wohl war? Hoffentlich kein Flughafen! Sie stupste das Mädchen leicht an und sagte: »Wir landen, Kadi.«
    Der Hubschrauber legte sich leicht schräg und flog eine weitläufige Kurve. Sie verlor die Lichter aus den Augen, bis sie auf der anderen Seite wieder auftauchten, aber in einiger Entfernung. Der Hubschrauber sank nun auf seine unheimliche Weise horizontal zur Erde. Mit einem leichten Scharren landeten sie mitten auf einer riesigen, dunklen Wiese.
    »Wo sind wir?« fragt e Kadi, sich die Augen reibend.
    »Wir sind am Ziel«, antwortete Pete. »Keine Angst, Sie werden erwartet.« Er ging geduckt an ihnen vorbei, öffnete die Tür und sprang hinunter, um ihnen heraus zu helfen. Beim Öffnen der Tür schlug ihnen Lärm entgegen: gedämpfte Schreie, Gebrüll und laute Musik. Und während sie ausstieg, sah Mrs. Pollifax aus der Richtung dieser fernen Lichter einen Mann mit Taschenlampe quer über die dunkle Wiese auf sie zukommen.
    Verblüfft fragte sie: »Wo, in aller Welt, sind wir hier?«
    »Mitten im Weidegebiet von Maine«, erklärte Pete. »Sie entfernen sich jetzt besser ein Stück, ich muß gleich wieder weiter.«
    Mrs. Pollifax starrte ihn bestürzt an. »Sind sie sicher, daß Sie uns an den richtigen Ort gebracht haben? Hier soll ein Versteck für uns sein?«
    »Es gibt kein besseres«, versicherte ihr Pete.
    »Aber das ist Karussellmusik - das ist ein Rummelplatz!« rief Mrs. Pollifax.
»Richtig!« Pete grinste, schloß die Hubschraubertür, und gleich darauf begannen sich die Rotoren wieder zu drehen. Der Helikopter hob sich mit einem kalten Windstoß und ließ sie mitten auf der dunklen Wiese allein auf den näherkommenden Mann mit der Taschenlampe warten.

7
    Die Taschenlampe wurde nacheinander auf

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