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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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einem Ebu Taylor erwähnt, der mit einer Karawane die Sahara durchquert und als einziger einen Überfall durch die Tuareg überlebt hatte. Ein Stamm, der sich Schambi nannte, fand ihn und brachte ihn zu einem »idyllischen Land, in dem die Stämme der Schambi und Soto unter der gütigen Herrschaft König Zammats friedlich miteinander lebten. Nach der dortigen Sage«, las Carstairs weiter, »hatte es in früheren Jahrhunderten Streit zwischen dem Häuptling Mobolu vom Stamm der Soto und Häuptling Zammat vom Stamm der Schambi gegeben. Um Krieg zu vermeiden, hatten die Weisen des Landes entschieden, daß beide Männer aneinandergebunden in einen Raum gebracht werden sollten, in dem man zwei Giftschlangen aussetzte. Die Götter würden durch die Schlangen entscheiden, welcher Häuptling überlebte und Herrscher beider Stämme werden sollte. Häuptling Mobolu starb am Schlangengift, und der von
den Göttern erwählte Zammat überlebte.«
Interessante Methode, eine Wahl durchzuführen, dachte
Carstairs trocken.
»Von jener Zeit an«, las er weiter, »war das Wappen des
Königs ein Paar ineinanderverschlungene Schlangen, die
sowohl auf dem heiligen Siegelring zu sehen sind, den nur der
König tragen darf, sowie später auch auf der Landesfahne, auf
der zwei Schlangen auf rotem Hintergrund ruhen.« Carstairs
blätterte weiter zum Ersten Weltkrieg, nach dem
Großbritannien, ohne es wirklich zu wollen, durch den
Versailler Vertrag in den Besitz des Landes kam. »Die
britischen Bemühungen, den König abzusetzen«, las er weiter,
»führten zu blutigen Aufständen der Bevölkerung. Schließlich
erlaubten die Briten ein Parlament, dem der König vorstand.
Eine Eisenbahn wurde erbaut, doch nie benutzt; eine
Zementfabrik machte bankrott, noch ehe sie in Betrieb
genommen wurde, und das Land verfiel in Armut. Die Briten unterhielten ein Konsulat und gewährten minimale finanzielle Hilfe. Im großen und ganze n wurde eine weitergehende Unterstützung des Landes in jeder Beziehung als unrentabel erachtet. Ubangiba blieb ein Königreich, bis König Zammat VIII., der in Oxford studiert hatte, die Unabhängigkeit von Großbritannien durchsetzte, eine kleine Armee aufstellte und sein Land auf freie Wahlen vorbereitete. Bei seinem Tod«, stand da weiter, »verschwand der heilige goldene Siegelring. Deshalb mißtrauten die Stämme den nachfolgenden Herrschern, sogar König Zammats beliebtem Sohn, der als erster und einziger zum Präsidenten gewählt wurde, aber bereits fünf Monate nach der Wahl auf mysteriöse Weise starb. Dem Aberglauben des Volkes nach hatten ihn zwei Schlangen vergiftet, die über den Verlust des Ringes erbost gewesen waren. Das Volk betrachtet den Verlust des Ringes auch als
Grund für alle Mißstände seither.«
Tatsächlich hatte es von da an viele Katastrophen gegeben,
stellte Carstairs beim Weiterlesen fest: Hungersnöte, Aufstände
und Staatsstreiche. Also noch ein von Unruhen geschütteltes,
afrikanisches Land! Eigentlich sollte er das Buch jetzt
zurückstellen und Ubangiba vergessen. Aber er tat es nicht. Er
betrachtete die Karte dieses kleinen, länglichen Landes, das am
Hungertuch nagte, von Dürre bedroht war, das übersehen und
vergessen wurde, und das seine ehrgeizigen Nachbarn nicht
einmal einer Invasion für wert erachteten. Was war ClayborneOsbornes Interesse an Ubangiba? Hatte sich Bidwell dort
Feinde gemacht? Carstairs beschloß, sich gleich am Morgen
mit dieser Holding Company in Verbindung zu setzen, um zu
erfahren, welche Interessen sie in Ubangiba verfolgte. Ehe er
nicht wußte, was Bidwell mit diesen heimlichen Besuchen dort
bezweckt hatte, blieb der Verdacht, daß seine Entführung
irgendwie mit diesem Land zusammenhing. Er wußte
inzwischen aus Erfahrung, daß es besser war, seiner Neugier
inzwischen aus Erfahrung, daß es besser war, seiner Neugier
Flügen, das ihm zu schaffen machte, und er hatte keine
Ahnung, weshalb.
Bishop, der ihn offenbar besser kannte als er sich selbst,
hätte gesagt, daß es gerade das war, was ihn zu so etwas
Besonderem machte: eine Art sechster Sinn, der ihn veranlaßte,
seinen manchmal scheinbar widersinnigen Instinkten
nachzugehen.

 

6
    Mrs. Pollifax rannte in den winzigen Empfang des Bide-AWee und warf dem Motelangestellten im selben Moment, als das Taxi die beleuchtete Einfahrt heraufkam, Schlüssel und Geld für das Zimmer zu. »Hinein mit Ihnen!« befahl sie Kadi, nachdem sie die Taxitür aufgerissen hatte. »Zum nächsten Krankenhaus, schnell!« wies sie

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