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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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bewußt, daß ihr Willie folgte, gebückt, um von der
Bühne aus nicht gesehen zu werden, und sie hoffte inbrünstig,
von der Messerwerferin nicht zu früh entdeckt zu werden.
Jasna griff nach ihrem zweiten Messer, zielte, warf - und es drang dicht neben Boozy Tims rechter Schulter in die Wurfwand, wo es vibrierend steckenblieb. Und nun wurden ihre Bewegungen schneller. Sie griff nach dem dritten Messer
und ...
Ein Schuß knallte. Eine Frau schrie. Das Messer entglitt
Jasnas Hand und fiel auf den Boden. Eine Sekunde lang stand
sie wie gelähmt da und starrte auf das Messer am Boden. Da
erreichte Mrs. Pollifax die Bühne, rannte zu Jasna und brachte
sie mit einem Hieb quer über die Schultern aus dem
Gleichgewicht. Als sie taumelte, packte Willie ihre beiden
Arme und hielt sie hinter ihrem Rücken fest. Und plötzlich war
das Zehn-in-Einem voller uniformierter Polizisten, die beide
Gänge hinunterrannten. Mrs. Pollifax eilte zu der
zusammengesackten Gestalt, die ans Wur fbrett gebunden war,
und schob die Kapuze zurück. »Geben Sie mir ein Messer«,
rief sie Willie zu. »Er ist bewußtlos und festgebunden.« Willie schob die sich heftig wehrende Jasna dem nächsten
Polizisten zu, reichte Mrs. Pollifax ein Messer und wandte sich
an die Zuschauer. »Meine Damen und Herren, ich muß mich
entschuldigen. Wir hatten unerwartete Schwierigkeiten. Aber
die Show geht weiter.« Jemandem hinter dem Vorhang rief er
zu: »Schickt doch schon endlich Shannon und Zilka auf die
Bühne!« Dann schloß er sich Mrs. Pollifax an und half ihr, den
dicken Strick durchzutrennen, der Boozy Tim einigermaßen
aufrecht gehalten hatte. Als er befreit war, fiel er in ihre Arme,
und sie trugen ihn von der Bühne.
»Lebt er noch?« flüsterte Mrs. Pollifax, während sie ihn
hinter dem Vorhang auf den Boden legten.
Kadi kam angerannt. »Lebt er noch?« fragte auch sie.
»Kommt er wieder in Ordnung?«
»Sein Puls ist zu spüren, aber nur schwach«, antwortete
Willie, der neben ihm auf dem Boden kniete. »Sie dürften ihm
ziemlich starke Drogen gegeben haben. Gott verdamme sie! Kadi, ruf die Rettung -, das Telefon ist in meinem Büro, und oh, Bix, da sind Sie ja. Wir brauchen sofort einen
Rettungswagen. Haben Sie Jasnas Vater gefunden?« »Hatten sie das wirklich erwartet?« fragte Bix verbittert.
»Ich werde seine Beschreibung zur Fahndung durchgeben,
sobald ich die Rettung gerufen habe. Er kann nicht weit
gekommen sein, wenn er blind ...« Er unterbrach sich. »Aber er
kann nicht blind sein.«
»Nein, ist er auch nicht«, bestätigte Mrs. Pollifax. »Nehmen Sie Kadi mit, wenn Sie zum Telefon gehen. Sie
hat für einen Tag schon genug gesehen.«
»Mach ich. Kommen Sie, Kadi, gehen wir.«
Als sie zögerte, blickte Willie auf und meinte: »Geben Sie
ihr einen Schluck Cognac, in meiner untersten Schreibtischlade
ist eine Flasche.«
Während sie davoneilten, flüsterte Mrs. Pollifax: »Er sieht
fast tot aus. Schlägt sein Herz noch?«
»Nur ganz schwach«, murmelte Willie. »Wenn Sie sich nach
Beten fühlen, beten Sie!«
»Ich fühle mich mehr nach Weinen«, entgegnete Mrs.
Pollifax zittrig.
»Dann weinen Sie, und ich bete«, sagte Willie. Und sie
saßen mit Boozy Tim zwischen sich auf dem Boden, während
auf der anderen Seite des Vorhangs Shannon und Zilka zur
Musik von Toots Toots Tootsie Goodbye... gekonnt ihre
modifizierte Striptease-Nummer abzogen.
Zwanzig Minuten später wurde Boozy Tim auf einer Bahre
aus dem Zehn-in-Einem zur Ambulanz gebracht, die sofort mit
heulenden Sirenen abfuhr. Pogo und Jake folgten in Shannons
Auto. Tief betroffen gingen Mrs. Pollifax und Willie zu seinem
Wohnwagen, um dort auf Nachricht vom Krankenhaus zu
warten. Aber auch auf dem Rummel mußte die Show weitergehen, und so war die nicht weniger betroffene Kadi zum Zehn-in-Einem zurückgekehrt, um sich mit Tatjana vom Professor auseinandersägen zu lassen. Mrs. Pollifax kam der Rummel im hellen Tageslicht völlig unwirklich vor, die Karussellmusik, die Ausrufer, die Schreie vom Riesenrad - der sonst nur vom Abend gewöhnte Tumult. Es schien ihr auch unwirklich, als Willie sagte: »Ich glaube, wir werden heute nacht weiterziehen, wenn die Polizei nichts dagegen hat. Wir haben ziemlich viel Arbeit vor uns.« Abrupt blieb er stehen.
»Was, zum Teufel!«
Mrs. Pollifax fuhr zusammen. »Was? Was ist los, Willie?« Er deutete nach oben. »Ein Hubschrauber landet drüben auf
dem Brachacker.«
»Polizei?«
»Nein - das sieht eher wie Pete aus.«
Sie standen neben Willies Wohnwagen

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