Jagd auf Roter Oktober
Suchradars. Zu sehen waren zahlreiche Blips, die vorwiegend Zivilmaschinen darstellten. Die restlichen, die einen Halbkreis bildeten, mussten Feinde sein.
»Könnten sie Raketen abgefeuert haben?«
»Nein, Genosse Kapitän, das hätten wir festgestellt. Sie störten unser Suchradar dreißig Sekunden lang und illuminierten uns für zwanzig Sekunden mit ihren Suchsystemen. Dann stellten sie alle elektronischen Maßnahmen ein.«
»Sie provozieren uns also und tun dann so, als sei nichts gewesen?«, grollte der Kapitän. »Wann kommen sie in Reichweite unserer Flugabwehrraketen?«
»Wir können diese Maschine und die beiden anderen hier in vier Minuten treffen, sofern sie nicht den Kurs ändern.«
»Illuminieren Sie sie mit unserem Luftzielradar. Zeigen Sie es den Kerlen.«
Der Offizier gab die entsprechenden Anweisungen und fragte sich, wer hier wem etwas zeigte. Zweitausend Fuß über den B-52-Bombern schwebte eine EC-135, deren Sensoren alle Signale von dem sowjetischen Kreuzer aufzeichneten und auseinander nahmen, um sie später um so wirkungsvoller stören zu können. Die Experten hatten zum ersten Mal Gelegenheit, das Leitsystem der neuen SA-N-8-Rakete genauer in Augenschein zu nehmen.
Zwei F-14 Tomcat
Die Codenummer mit der vorgestellten Doppelnull am Rumpf identifizierte die Tomcat als persönliche Maschine des Staffelkommandanten; das schwarze Pik-As am Doppelleitwerk bezeichnete die Staffel, Fighting 41, The Black Aces . Der Pilot war Commander Robby Jackson, sein Rufzeichen lautete Pik 1.
Jackson war zusammen mit einer zweiten Maschine im Einsatz und bekam seine Anweisungen von einer der E-2C Hawkeye der Kennedy. Die E-2C, eine kleinere Version der AWACS der Air Force, glich der Grumman Greyhound. Sie hatte zwei Turboprop-Triebwerke und einen Radardom, der sie aussehen ließ, als säße ihr ein UFO im Nacken. Das Wetter war schlecht, wie üblich, sollte sich aber nach Westen hin bessern. Jackson und sein Flügelmann, Lieutenant Bud Sanchez, flogen durch dichte Wolkenbänke und in weniger dichter Formation, um unter den herrschenden Sichtverhältnissen keine Kollision heraufzubeschwören. Jeder Tomcat-Jäger hatte zwei Mann Besatzung und kostete über dreißig Millionen Dollar.
Die F-14, ein Allwetter-Abfangjäger, hat transozeanischen Aktionsradius, erreicht Mach 2 und ist mit einer computergesteuerten Radarzielanlage für ihre weit reichenden Phoenix-Luftkampfraketen ausgerüstet, die sechs verschiedene Ziele gleichzeitig erfassen und angreifen kann. Die beiden Jäger trugen nun je zwei Phoenix und dazu ein Paar Sidewinder unter den Flügeln. Abgesehen hatten sie es auf eine Gruppe von YAK-36-Forger-Kampfflugzeugen, Pseudo-Senkrechtstartern, die von der Kiew aus operierten. Nachdem die Sentry am Vortag vom Iwan belästigt worden war, hatte dieser nun beschlossen, dichter an den Kennedy -Verband heranzugehen, zweifellos gesteuert von Daten eines Aufklärungssatelliten. Sowjetische Flugzeuge waren bis auf fünfzig Meilen an die Kennedy herangekommen, und Washington hatte entschieden, dass Iwan nun doch ein bisschen zu aufdringlich wurde. Admiral Painter bekam Erlaubnis, sich auf freundschaftliche Weise zu revanchieren.
Jackson war sicher, das zusammen mit Sanchez zu schaffen, selbst wenn sie in der Minderheit waren. Kein sowjetisches Flugzeug konnte es mit der Tomcat aufnehmen, und erst recht nicht die Forger.
»Pik 1, Ihr Ziel ist nun an zwölf, Distanz zwanzig Meilen«, meldete die Stimme von Brummer 1, der Hawkeye, die hundert Meilen hinter ihnen flog. Jackson gab keine Antwort.
»Hast du was, Chris?«, fragte er seinen Radaroffizier, Lieutenant Commander Christiansen.
»Hin und wieder mal einen Blitz, aber nichts Handfestes.« Sie spürten den Forgern nur mit passiven Systemen nach, in diesem Fall mit einem Infrarotsensor.
Jackson erwog, ihre Ziele mit seinem starken Feuerleitradar zu illuminieren. Die ESM-Anlagen der Forger würden sofort ansprechen und den Piloten verkünden, dass ihr Todesurteil schon ausgestellt, aber noch nicht unterschrieben war. »Was macht die Kiew?«
»Nichts. Der ganze Verband ist unter totaler EMCON.«
»Clever«, kommentierte Jackson. Er vermutete, dass sich die Russen seit dem Scheinangriff der B-52-Bomber auf die Kirow-Nikolajew -Gruppe etwas besser vorsahen. Es ist allgemein nicht bekannt, dass Kriegsschiffe oft überhaupt keinen Gebrauch von ihren Radarsystemen machen – eine Schutzmaßnahme, die als EMCoN (Emission Control) bekannt ist. Der Grund war,
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