Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
beförderte. Fast glaubte Marko nun, die Partei könne tatsächlich Gutes tun – dass er selbst seine erste gute und mannhafte Tat getan hatte, doch der alte Sascha starb im folgenden Winter, und aus der guten Tat wurde nichts.
    Mit dreizehn ging Marko nach Leningrad, wo er die Nachimow-Schule für angehende Seeleute besuchte. Die Rolle der sowjetischen Marine war damals noch vorwiegend auf die Küstenverteidigung beschränkt, aber Marko wollte unbedingt zu ihr gehören. Sein Vater riet ihm zu einer Parteikarriere, versprach ihm rasche Beförderung, Luxus und Privilegien, doch Marko wollte sich seine Sporen selbst verdienen und nicht als Anhängsel des »Befreiers von Litauen« gelten. Die Marine hatte kaum Tradition. Marko spürte, dass er sich hier entfalten konnte, und merkte, dass viele angehende Kadetten ähnlich waren wie er: Einzelgänger, soweit das in einer so streng kontrollierten Gesellschaft möglich ist. Und bei diesem ersten Kameradschaftserlebnis blühte der Junge auf.
    Kurz vor Schulabschluss wurden seiner Klasse verschiedene Einheiten der russischen Flotte gezeigt. Ramius verliebte sich auf der Stelle in die U-Boote. Die damaligen Boote waren eng, schmutzig und stanken, weil die Matrosen die offene Bilge als Latrine benutzten, doch andererseits stellten sie die einzigen Offensivwaffen der Marine dar, und Ramius wollte von Anfang an ganz vorne stehen. Er hatte genug Marinegeschichte gelernt, um zu wissen, dass Unterseeboote zweimal beinahe Englands Seereich stranguliert und erfolgreich Japans Wirtschaft geschwächt hatten.
    Von der Nachimow-Schule ging er als Klassenerster und im Besitz des goldenen Sextanten für hervorragende Leistungen in theoretischer Navigation ab. Als Jahrgangsbester stand ihm die Wahl der nächsten Ausbildungsstätte frei. Er entschied sich für die Marinehochschule für Unterwassernavigation, nach Lenins Komsomol VVMUPP genannt und noch heute die bedeutendste U-Boot-Schule der Sowjetunion.
    Die fünf Jahre an der VVMUPP waren die anstrengendsten seines Lebens, denn er wollte nicht nur erfolgreich sein, sondern glänzen. Jahr für Jahr schnitt er in allen Fächern als Klassenbester ab. Sein Aufsatz über die politische Bedeutung sowjetischer Seemacht wurde an Sergej Georgijewitsch Gorschkow, damals Oberkommandant der Ostseeflotte und eindeutig ein kommender Mann, weitergeleitet. Gorschkow hatte dafür gesorgt, dass die Arbeit in Morskoi Sbornik, dem führenden Marinejournal, veröffentlicht wurde.
    Inzwischen war Markos Vater Kandidat des Präsidiums, wie das Politbüro damals hieß, und sehr stolz auf seinen Sohn. Und dank seines Einflusses machte Marko rasch Karriere.
    Mit dreißig befehligte er sein erstes Schiff und war verheiratet. Natalia Bogdanowa war die Tochter eines Präsidiumsmitglieds, dessen diplomatische Pflichten die Familie in viele Länder geführt hatten. Die Gesundheit des Mädchens war nie robust gewesen; die Ehe blieb nach drei Fehlgeburten kinderlos. Natalia war eine hübsche, zierliche Frau, für russische Verhältnisse recht weltläufig, die das passable Englisch ihres Mannes mit amerikanischen und britischen Büchern verbesserte – selbstverständlich nur politisch akzeptablen Titeln von westlichen Linken, aber auch gelegentlich mit Literatur von Hemingway, Mark Twain und Upton Sinclair. Zusammen mit seiner Karriere war Natalia der Mittelpunkt seines Lebens gewesen. Ihre Ehe war glücklich.
    Als die erste Klasse sowjetischer Unterseeboote mit Atomantrieb auf Kiel gelegt wurde, fand man Marko auf den Werften, wo er lernte, wie die stählernen Haie entwickelt und gebaut wurden. Bald war er als ein junger Qualitätsinspektor bekannt, dem man es nicht so leicht recht machen konnte. Ihm war klar, dass sein eigenes Leben von der Arbeit der oft betrunkenen Schweißer und Monteure abhing. Er wurde Kernkraftexperte, diente zwei Jahre als Starpom und erhielt dann sein erstes Kommando auf einem Boot mit Atomantrieb. Es handelte sich um ein Jagd-U-Boot der November- Klasse, den ersten unausgereiften Versuch der Sowjets, ein gefechtstaugliches Angriffsboot mit großem Aktionsradius zu bauen, das die westlichen Marinen und Nachschublinien bedrohen konnte. Keinen Monat später hatte ein Schwesterboot vor der norwegischen Küste einen schweren Reaktorunfall, und Marko war als erster zur Stelle. Befehlsgemäß rettete er die Besatzung und versenkte dann das Wrack, damit seine Geheimnisse dem Westen verborgen blieben. Beide Aufgaben erledigte er fachmännisch und

Weitere Kostenlose Bücher