Jagd auf Roter Oktober
Greer und sah auf.
»Eine Ski-Barbie«, verbesserte Ryan. »Jawohl, Sir. Haben Sie denn nie Weihnachtsmann gespielt?«
»Meine Kinder sind so rasch groß geworden, Jack. Selbst meine Enkel sind über dieses Alter hinaus.« Er drehte sich um und goss sich Kaffee ein. Ryan fragte sich, ob der Mann jemals Schlaf fand.
»Es gibt übrigens Neuigkeiten zum Thema Roter Oktober. Die Russen inszenieren in der nordöstlichen Barents-See ein großes Anti-U-Boot-Manöver, an dem sechs Suchflugzeuge, ein Schwarm Fregatten und ein Jagd-U-Boot der Alfa -Klasse teilnehmen.«
»Vermutlich eine Ortungsübung. Skip Tyler meint, die Luken gehören zu einem neuen Antriebssystem.«
»Wie interessant.« Greer lehnte sich zurück. »Schießen Sie los.«
Ryan gab mit Hilfe seiner Notizen wieder, was er bei dem Schnellkurs in U-Boot-Technologie gelernt hatte. »Skip kann eine Computersimulation der vermutlichen Leistung herstellen«, schloss er.
Greer zog die Brauen hoch. »Bis wann?«
»Zum Wochenende. Ich habe ihm zwanzigtausend geboten, wenn er es bis Freitag schafft. Finden Sie das angemessen?«
»Gibt uns Tylers Studie wichtige Aufschlüsse?«
»Ja, Sir, vorausgesetzt, er kommt an die Daten heran. Skip ist helle, Sir. Am MIT werden keine Doktortitel verschenkt, und an der Akademie gehörte er zu den besten fünf.«
»Und das soll zwanzigtausend aus unserem Etat wert sein?« Greers Sparsamkeit war berüchtigt.
Darauf wusste Ryan die rechte Antwort. »Sir, wenn wir den Dienstweg einhalten, geben wir den Auftrag einem der Beltway-Banditen –«, damit meinte er die Beratungsfirmen am Stadtrand von Washington, » – bezahlen fünf-oder zehnmal so viel und bekommen die Daten mit Glück zu Ostern. Aber Skip könnte sie liefern, solange das Boot noch auf See ist. Schlimmstenfalls übernehme ich die Kosten selbst. Ich dachte mir halt, Sie brauchen diese Informationen rasch, und der Job fällt genau in Tylers Fachgebiet.«
»Sie haben Recht.« Ryan hatte den Dienstweg nicht zum ersten Mal abgekürzt und war in der Vergangenheit damit recht erfolgreich gewesen. Und Greer war ein Mann, dem es auf die Resultate ankam. »Schön, die Sowjets haben also ein Raketen-U-Boot mit geräuschlosem Antrieb. Was bedeutet das für uns?«
»Nichts Gutes. Wir verlassen uns auf unsere Fähigkeit, ihre strategischen Boote mit unseren Jagd-U-Booten zu beschatten. Deshalb stimmten die Russen ja auch vor Jahren unserem Vorschlag zu, Raketen-U-Boote eine Distanz von fünfhundert Meilen zur gegnerischen Küste einhalten zu lassen, und aus diesem Grund liegen ihre Boote meist im Hafen. Diese Neuentwicklung könnte die Spielregeln ändern. Woraus besteht übrigens der Rumpf von Roter Oktober?«
»Aus Stahl. Bei dieser Größe käme ein Titaniumrumpf zu teuer. Sie wissen ja, was die Alfas kosten.«
»Viel zu viel für das, was sie bieten. Wer gibt schon so viel Geld für eine superfeste Hülle aus und baut dann einen lauten Antrieb ein? Blödsinn.«
»Mag sein. Die Geschwindigkeit ist aber beträchtlich. Wie auch immer, wenn dieses lautlose Antriebssystem wirklich funktioniert, könnten sie sich unbemerkt aufs Kontinentalschelf schleichen.«
»Flache Flugbahn«, sagte Ryan. In einem der hässlicheren Atomkriegs-Szenarien wurden seegestützte Raketen nur wenige hundert Kilometer vom Ziel entfernt abgefeuert. Washington ist in der Luftlinie nur hundertsechzig Kilometer vom Atlantik entfernt. Eine tief fliegende Rakete büßt zwar viel von ihrer Zielgenauigkeit ein, doch wenn mehrere gestartet und nach fünf Minuten über Washington zur Explosion gebracht wurden, blieb dem Präsidenten nicht genug Zeit zum Reagieren. Wenn es den Sowjets gelang, den Präsidenten so rasch auszuschalten, gab ihnen die unweigerliche Unterbrechung der Befehlskette mehr als genug Zeit, die landgestützten Raketen zu zerstören – es existierte nämlich niemand, der befugt war, den Befehl zu ihrem Start zu geben. Dieses Szenario ist die strategische Parallele zu einem gewöhnlichen Straßenraub, dachte Ryan. Ein Straßenräuber greift nicht die Arme seines Opfers an, sondern den Kopf. »Glauben Sie, dass Roter Oktober zu diesem Zweck gebaut wurde?«
»Der Gedanke ist ihnen bestimmt gekommen«, bemerkte Greer. »Wir hätten ihn bestimmt erwogen. Nun, wir haben ja die Bremerton zur Beobachtung angesetzt, und wenn Ihre Daten wirklich nützlich sind, fällt uns vielleicht eine Antwort ein. Wie fühlen Sie sich?«
»Ich bin seit halb sechs Londoner Zeit auf den Beinen, Sir. Es war
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