Jagd auf Roter Oktober
abgeflacht.«
Ryan ließ das nächste Dia erscheinen. Es zeigte Bug-und Heckansicht überlagert. »Diese Aufnahmen erreichten uns unentwickelt und wurden von der nationalen Aufklärungsstelle aufgearbeitet. Bitte achten Sie auf die Luken an Bug und Heck. Da die Briten mit diesen nichts anzufangen wussten, gestatteten sie mir, die Bilder hierher zu bringen. Auch wir beim CIA konnten ihre Funktion zunächst nicht klären und entschieden daher, einen Außenberater hinzuzuziehen.«
»Wer hat das entschieden?«, fragte der Verteidigungsminister erbost. »Ich habe die Bilder ja selbst noch nicht gesehen!«
»Sie sind erst seit Montag hier, Bert«, sagte Richter Moore besänftigend. »Und die beiden auf der Leinwand sind gerade vier Stunden alt. Ryan schlug einen Experten vor, und James Greer war einverstanden. Ich billigte das.«
»Sein Name ist Oliver W. Tyler«, sprach Ryan weiter. »Dr. Tyler, ein ehemaliger Marineoffizier, ist nun Dozent an der Marineakademie und Berater bei Sea Systems. Er ist Experte für sowjetische Marinetechnologie. Dr. Tyler kam zu dem Schluss, dass es sich bei diesen Öffnungen um Ein- und Auslass eines neuen, lautlosen Antriebssystems handelt. Im Augenblick ist er mit der Entwicklung eines Computermodells des Systems beschäftigt, das, wie wir hoffen, bis zum Ende der Woche vorliegen wird. Das System selbst ist recht interessant.« Ryan erklärte kurz Tylers Analyse.
»Gut, gut, Dr. Ryan.« Der Präsident beugte sich vor. »Sie haben uns gerade erzählt, dass die Sowjets ein Raketen-U-Boot konstruiert haben, das für uns nur schwer zu orten sein soll. Das ist nicht gerade sensationell. Fahren Sie fort.«
»Kommandiert wird Roter Oktober von Marko Ramius, einem Litauer. Er ist der Sohn eines hohen Parteifunktionärs und der beste U-Boot-Kommandant, den sie haben. Seit zehn Jahren ist er derjenige, dem jeweils das erste Boot einer neuen Klasse anvertraut wird.
Roter Oktober lief vergangenen Freitag aus. Mit welchem Auftrag, wissen wir nicht genau, doch gewöhnlich bleiben ihre strategischen Boote – zumindest jene mit den neuen, weitreichenden Raketen – in der Barents-See und den angrenzenden Gebieten, wo sie von Anti-U-Boot-Flugzeugen, Überwasserschiffen und Angriffs-U-Booten vor unseren Subkillern geschützt sind. Am Sonntag, um die Mittagszeit, stellten wir verstärkte Suchaktivität in der Barents-See fest. Zu diesem Zeitpunkt hielten wir das für eine örtlich begrenzte U-Boot-Abwehr-Übung, und am Montagabend sah es so aus, als sollte das Antriebssystem von Roter Oktober geprüft werden.
Wie Sie alle wissen, begann die Aktivität der sowjetischen Marine gestern früh gewaltig zuzunehmen. Fast alle Hochseeschiffe der Nordflotte sind inzwischen auf See, begleitet von der Hälfte aller schnellen Versorgungsschiffe der Flotte. Weitere Hilfseinheiten nähern sich von Ostsee und Mittelmeer her. Beunruhigender noch ist die Tatsache, dass fast jedes verfügbare Atom-U-Boot der Nordflotte in den Nordatlantik zu laufen scheint, eingeschlossen drei aus dem Mittelmeer, da diese zur Nord- und nicht zur Schwarzmeerflotte gehören. Und wir glauben nun zu wissen, wodurch dies alles ausgelöst wurde.« Ryan ließ das nächste Dia erscheinen. Es zeigte den Nordatlantik vom Nordpol bis Florida; sowjetische Schiffe waren rot markiert.
»An dem Tag, an dem Roter Oktober auslief, schickte Kapitän Ramius offenbar einen Brief an Admiral Jurij Iljitsch Padorin ab. Padorin ist der Chef der politischen Hauptverwaltung der russischen Marine. Was in dem Brief stand, wissen wir nicht, aber das Resultat haben wir vor Augen. Diese Aktion begann vier Stunden, nachdem der Brief geöffnet worden war. Achtundfünfzig Unterseeboote mit Atomantrieb und achtundzwanzig große Kampfschiffe kommen auf uns zu. Für einen Zeitraum von nur vier Stunden eine bemerkenswerte Reaktion. Und heute früh haben wir erfahren, wie ihr Befehl lautet.
Gentlemen, diese Schiffe haben Order, Roter Oktober ausfindig zu machen und, falls erforderlich, zu versenken.«
Ryan legte eine Kunstpause ein. »Wie Sie sehen, befinden sich die sowjetischen Überwasserkräfte zwischen Island und dem europäischen Festland. Ihre U-Boote, besonders diese Gruppe, halten allesamt auf die Küste der USA zu. Beachten Sie bitte, dass nirgendwo im Pazifik ungewöhnliche Aktivität herrscht. Es liegen uns allerdings Informationen vor, denen zufolge die strategischen U-Boote der sowjetischen Flotte auf beiden Ozeanen in ihre Heimathäfen zurückbeordert
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