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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Russen um diese Jahreszeit keine Großmanöver veranstalten.«
    »Wie kommt das?«, fragte der Präsident.
    Admiral Foster antwortete für Ryan. »Mr. President, das Wetter dort oben ist im Augenblick äußerst schlecht. Selbst wir setzen unter solchen Verhältnissen keine Übungen an.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, haben wir gerade eine NATO-Übung abgehalten, Admiral«, merkte Pelt an.
    »Gewiss, Sir, südlich von Bermuda, wo die Witterung sehr viel angenehmer ist. Abgesehen von dem Anti-U-Boot-Manöver bei den britischen Inseln fand FLINKER DELPHIN auf unserer Seite des Atlantik statt.«
    »Gut, zurück zu dem, was die russische Marine vorhat«, befahl der Präsident.
    »Nun, Sir, es könnte sich nicht um eine Übung, sondern um den Ernstfall handeln, den Beginn eines konventionellen Krieges gegen die NATO und seinen ersten Schritt, die Unterbrechung der Seewege. Sollte das der Fall sein, haben sie einen totalen strategischen Überraschungseffekt erreicht und nun vergeudet, indem sie so offen vorgehen, dass wir gezwungen sind, Notiz zu nehmen und energisch zu reagieren. Überdies ist bei ihren anderen Teilstreitkräften keine vergleichbare Aktivität festgestellt worden. Ihre Armee und Luftwaffe – abgesehen von Aufklärungsflugzeugen der Marine – führen lediglich routinemäßige Trainingsoperationen durch.
    Und schließlich könnte es sich um den Versuch handeln, uns zu provozieren oder abzulenken, unsere Aufmerksamkeit mit diesem Unternehmen zu fesseln, während anderswo eine Überraschung vorbereitet wird. Wenn das zutrifft, gehen die Russen sehr merkwürdig vor. Wenn man jemanden provozieren will, tut man das nicht vor seiner Haustür. Und der Atlantik, Mr. President, ist immer noch unser Meer. Wie Sie auf dieser Karte sehen, haben wir Stützpunkte hier in Island, auf den Azoren, entlang unserer Küste und daher auf dem ganzen Atlantik Luftüberlegenheit, wenn wir das wünschen. Die sowjetische Marine ist zahlenmäßig stark und uns auf manchen kritischen Gebieten sogar überlegen, kann aber ihre Kräfte nicht in dem Maß über größere Entfernungen hinweg zum Einsatz bringen wie unsere; dazu fehlen vorerst noch die Flugzeugträger und die logistischen Voraussetzungen. Und direkt vor unserer Küste hat sie keine Chance.« Ryan trank einen Schluck Wasser.
    »Wir haben also ein sowjetisches strategisches U-Boot auf See, während alle anderen auf beiden Ozeanen zurückbeordert worden sind. Sie haben ihre Flotte auf See mit dem Befehl, dieses U-Boot zu versenken, und es hat den Anschein, als jagte es in unsere Richtung. Wie ich schon sagte, ist dies der einzige Rückschluss, der sich mit den vorliegenden Daten vereinbaren lässt.«
    »Wie viele Männer sind auf diesem Boot, Dr. Ryan?«, fragte der Präsident.
    »Wir schätzen die Kopfstärke der Besatzung auf hundertzehn, Sir.«
    »Es fassen also hundertzehn Männer gleichzeitig den Entschluss, zu den USA überzulaufen. Keine üble Idee«, merkte der Präsident sarkastisch an, »aber nicht sehr wahrscheinlich.«
    Darauf war Ryan vorbereitet. »Es existiert ein Präzedenzfall, Sir. Am 8. November 1975 versuchte die Storoschewoj, eine sowjetische Raketenfregatte der Kriwak- Klasse, von Riga in Lettland nach Schweden zu fliehen. Der Politoffizier an Bord, Walerij Sablin, führte eine Meuterei der Mannschaftsgrade an. Sie sperrten die Offiziere in ihre Kabinen, fuhren mit Volldampf aus dem Hafen und hätten es fast geschafft. Luft- und Flotteneinheiten griffen die Fregatte an und zwangen sie fünfzig Meilen außerhalb schwedischer Gewässer zum Beidrehen. Sablin und sechsundzwanzig andere wurden von einem Kriegsgericht zum Tod durch Erschießen verurteilt. Seither erreichten uns Berichte über Meutereien auf mehreren sowjetischen Schiffen und besonders U-Booten. 1980 kam ein Jagd-U-Boot der Echo-Klasse vor Japan an die Oberfläche. Der Kapitän behauptete, ein Feuer an Bord zu haben, doch von unseren und japanischen Aufklärungsflugzeugen gemachte Bilder zeigen weder Rauch noch verkohlte Trümmer, die man nach einem Brand doch wohl über Bord geworfen hätte. Besatzungsmitglieder an Deck aber wiesen Verletzungen auf, die die Vermutung, es habe eine Meuterei stattgefunden, unterstützten. Ähnliche, weniger detaillierte Meldungen gehen uns seit Jahren zu. Es existieren also Präzedenzfälle.«
    Admiral Foster griff in seine Jacke und holte eine Zigarre mit Plastikmundstück heraus. Seine Augen funkelten. »Wissen Sie, das nehme ich Ihnen fast ab.«
    »Dann

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