Jagd auf Roter Oktober
sein Büro um. Zu den Vorzügen des Admirals gehörte, dass er alt war und nicht lange auf dem Posten bleiben würde – und Freunde im Kongress hatte. Ritter war zu jung und hatte im Kapitol eine Menge Feinde.
Diese Veränderungen an der Spitze und der plötzliche Zugang zu neuen und unglaublichen Informationen … Was hat das für mich zu bedeuten? fragte sich Ryan. Man hatte ihn doch nicht etwa zum neuen DDI ausersehen? Er wusste, dass ihm die Erfahrung für einen solchen Job fehlte – aber in fünf oder sechs Jahren …
Reykjanes-Kette
Ramius sah auf seine Instrumente. Roter Oktober fuhr in südwestlicher Richtung auf Gleis acht, der westlichsten Route von »Gorschkows Eisenbahn«, wie die U-Boot-Fahrer der Roten Flotte sagten. Seine Geschwindigkeit betrug dreizehn Knoten, und sie würden diesen Kurs und diese Fahrt noch weitere zwanzig Stunden lang einhalten. Direkt hinter ihm saß Kamarow an der Instrumententafel des Gravitometers und hatte eine große gerollte Seekarte hinter sich. Der junge Kapitänleutnant rauchte beim Abhaken ihrer Position auf der Karte nervös eine Zigarette nach der anderen. Ramius störte ihn nicht. Kamarow verstand sich auf seine Arbeit und würde in zwei Stunden von Borodin abgelöst werden.
Im Kiel von Roter Oktober war ein hoch empfindliches Gerät eingebaut, das Gravitometer hieß, im Grundprinzip zwei schwere, hundert Meter voneinander entfernte Bleigewichte. Ein Laser-Computer-System maß den Abstand zwischen ihnen bis auf den Bruchteil genau. Distanzveränderungen oder laterale Bewegungen der Gewichte deuteten auf Variationen im örtlichen Gravitationsfeld hin. Der Navigator verglich diese hoch exakten örtlichen Werte mit den Werten auf seiner Karte und konnte so mit Hilfe des Gravitometers und des Trägheitsnavigationssystems die Position des Schiffes bis auf hundert Meter genau bestimmen, das war eine halbe Bootslänge.
Dieser Massen-Sensor wurde in alle Boote eingebaut, die es aufnehmen konnten. Jüngere Kommandanten von Jagd-U-Booten waren, unterstützt von diesem System, mit hoher Geschwindigkeit die »Eisenbahn« entlanggerast. Gut für das Ego des Kommandanten, fand Ramius, aber eine Nervenprobe für den Navigator. Ihn drängte es nicht zu verwegenen Taten. Vielleicht war der Brief ein Fehler gewesen … Nein, er hatte Zweifel verhindert. Und die Sensoranlagen auf Jagd-U-Booten waren zur Ortung von Roter Oktober nicht empfindlich genug, was Ramius genau wusste, denn er hatte sie alle benutzt. Er würde sein Ziel erreichen und tun, was er vorhatte, und niemand, nicht seine eigenen Landsleute und noch nicht einmal die Amerikaner, konnte ihn daran hindern. Deshalb hatte er gelächelt, als vor einer Weile ein Alfa dreißig Meilen weiter östlich vorbeigefahren war.
Weißes Haus
Richter Moores Wagen bog von der Pennsylvania Avenue ins Gelände des Weißen Hauses ein. Der Chauffeur hielt auf einem VIP-Parkplatz und sprang heraus, um die Türen aufzureißen, nachdem der Leibwächter sich scharf umgesehen hatte. Der Richter stieg als erster aus, und Ryan ertappte sich zur Linken des Mannes, einen halben Schritt zurück, so wie man es ihm bei der Marineinfanterie beigebracht hatte. Dabei kam ihm zu Bewusstsein, wie untergeordnet er eigentlich war.
»Waren Sie schon einmal hier, Jack?«
»Nein, Sir.«
Moore war amüsiert. Ein Marineinfanterist hielt ihnen die Tür auf. Drinnen trug ein Mann vom Secret Service sie ein. Moore nickte und ging weiter.
»Findet es im Kabinettsraum statt, Sir?«
»Nein, unten im Lageraum. Der ist bequemer und besser ausgestattet. Ihre Dias liegen schon bereit. Nervös?«
»Allerdings, Sir.«
Moore lachte in sich hinein. »Immer mit der Ruhe, mein Junge. Der Präsident will Sie schon seit einer Weile kennen lernen. Ihm gefiel der Terrorismus-Report, den Sie vor ein paar Jahren gemacht haben, und ich habe ihm auch andere Beispiele Ihrer Arbeit gezeigt, die Studien über russische strategische U-Boote und das Management in der Rüstungsindustrie. Im Großen und Ganzen werden Sie ihn recht umgänglich finden. Aber passen Sie auf, wenn er Fragen stellt. Er nimmt jedes Wort auf, das Sie sagen, und kann Ihnen ganz schön zusetzen, wenn er will.« Sie gingen drei Treppen hinunter und kamen durch eine Tür in einen Korridor. Der Richter wandte sich nach links und ging zu einer weiteren Tür, vor der ein Secret-Service-Mann stand.
»Guten Tag, Richter. Der Präsident wird gleich hier sein.«
»Danke. Dies ist Dr. Ryan. Ich verbürge
Weitere Kostenlose Bücher