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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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worden sind.
    Obwohl wir nicht genau wissen, was Kapitän Ramius schrieb, können wir aus diesen Maßnahmen bestimmte Rückschlüsse ziehen. Es hat den Anschein, als wäre er zu uns unterwegs. Wenn man seine Geschwindigkeit auf zehn bis dreißig Knoten schätzt, müsste er sich irgendwo zwischen diesem Punkt südlich von Island und unserer Küste befinden. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass er sich auf jeden Fall erfolgreich der Ortung durch alle vier SOSUS-Barrieren entzogen hat –«
    »Moment. Sie sagten, die Sowjets hätten den Befehl zur Versenkung ihres eigenen U-Boots gegeben?«
    »Ja, Mr. President.«
    Der Präsident warf dem DCI einen Blick zu. »Beruht das auf verlässlichen Informationen, Richter?«
    »Jawohl, Mr. President, wir halten die Quelle für solide.«
    »Gut, Dr. Ryan. Was hat dieser Ramius vor?«
    »Mr. President, unserer Einschätzung nach will Roter Oktober zu uns überlaufen.«
    Mit einem Schlag wurde es still im Raum. Ryan konnte das Kühlgebläse des Projektors rauschen hören, als der Sicherheitsrat über diese Enthüllung nachdachte. Er hielt sich am Pult fest, damit die zehn Männer, die ihn anstarrten, nicht sahen, wie seine Hände zitterten.
    »Ein sehr interessanter Rückschluss, Dr. Ryan.« Der Präsident lächelte. »Begründen Sie ihn.«
    »Mr. President, mit den vorliegenden Daten lässt sich kein anderer Rückschluss vereinbaren. Der entscheidende Aspekt ist selbstverständlich der Rückruf der strategischen U-Boote. Das haben die Sowjets bisher noch nie getan. Fügen wir hinzu, dass sie die Versenkung ihres neuesten Raketen-Bootes befohlen haben und ihre Marine in unsere Richtung schicken – da ist doch nur zu folgern, dass sie der Auffassung sind, Roter Oktober habe die Reservation verlassen und sei unterwegs zu uns.«
    »Akzeptiert. Andere Möglichkeiten?«
    »Sir, er könnte gedroht haben, seine Raketen abzufeuern. Auf uns, auf sie, auf die Chinesen.«
    »Und das halten Sie für unwahrscheinlich?«
    »Jawohl, Mr. President. Die SS-N-20 hat eine Reichweite von sechstausend Seemeilen. Demnach hätte Ramius sofort nach Verlassen des Hafens jedes Ziel in der nördlichen Hemisphäre angreifen können. Dazu hatte er sechs Tage Zeit, er tat aber nichts. Darüber hinaus, sollte er gedroht haben, seine Raketen loszulassen, müsste er mit der Möglichkeit rechnen, dass die Sowjets unsere Hilfe in Anspruch nehmen, um ihn zu orten und zu versenken, denn wenn unsere Frühwarnsysteme den Start einer Rakete mit Atomsprengkopf registrieren, wird die Lage sehr rasch äußerst gespannt.«
    »Ihnen ist klar, dass er seine Raketen in beide Richtungen starten und einen dritten Weltkrieg auslösen könnte?«, warf der Verteidigungsminister ein.
    »Ja, aber in diesem Fall hätten wir es mit einem Irren zu tun – genauer gesagt, mit mehreren. Auf unseren strategischen Booten müssen fünf Offiziere im Einverständnis und zugleich handeln, um ihre Raketen abzuschießen. Bei den Sowjets ist das ebenso, nur dass die Prozedur aus politischen Gründen noch strenger gehandhabt wird. Fünf oder mehr Leute, die alle die Welt zerstören wollen?« Ryan schüttelte den Kopf. »Höchst unwahrscheinlich, Sir, und gerade in einem solchen Fall wären die Russen gut beraten, uns zu informieren und um Hilfe zu bitten.«
    »Glauben Sie denn wirklich, dass man uns informieren würde?«, fragte Dr. Pelt. Sein Ton verriet, was er dachte.
    »Sir, das ist eine psychologische Frage. Ich befasse mich vorwiegend mit technischem Geheimdienstmaterial. Einige Männer in diesem Raum haben ihre sowjetischen Gegenspieler persönlich kennen gelernt und sind daher besser qualifiziert. Meine Antwort auf Ihre Frage lautet allerdings: ja. Das wäre für die Sowjets der einzig vernünftige Schritt. Sie mögen zwar für unsere Begriffe nicht immer rational handeln, für ihre eigenen aber wohl. Und zu derart riskanten Handlungen neigen sie nicht.«
    »Wer will auch schon den Weltuntergang provozieren?«, bemerkte der Präsident. »Weitere Möglichkeiten?«
    »Ja, Mr. President, mehrere. Es könnte sich um ein Großmanöver handeln, dessen Zweck es ist, ihre Fähigkeit zum Blockieren der Seewege und unsere Reaktion zu testen, beides ohne Vorwarnung. Diese Erklärung verwerfen wir aus mehreren Gründen. Die Aktion findet zu rasch nach ihrer Herbstübung ROTER STURM statt und es nehmen nur Atom-U-Boote, keine mit Dieselantrieb teil. Geschwindigkeit ist bei dieser Operation offenbar entscheidend. Zudem zeigt die Erfahrung, dass die

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