Jagd auf Roter Oktober
Stunden stoßen zwei 1052, ein Tanker und zwei Perrys zu uns. Mit unserer eigenen Eskorte stehen uns dann neun Kriegsschiffe zur Verfügung. Nicht übel, würde ich sagen. Wir operieren fünfhundert Meilen vor der Küste, der New-Jersey-Tarawa- Verband zweihundert Meilen westlich von uns«, erklärte Hunter.
»Die Tarawa ? Wozu brauchen wir denn ein Regiment Marinesoldaten?«, fragte Ryan.
Hunter klärte ihn kurz auf. »Keine schlechte Idee. Komisch finde ich nur, dass die Kennedy zu den Azoren rast und uns die amerikanische Küste bewachen lässt.« Hunter grinste. »Das tut die Royal Navy zum ersten Mal – jedenfalls, seit Amerika uns gehört.«
»Womit haben wir es zu tun?«
»Die ersten Alfas werden morgen lhre Küste erreichen. Vier sind allen anderen voraus. Die sowjetischen Überwasserschiffe passierten vergangene Nacht Island. Es handelt sich um drei Verbände. Einer ist um den Träger Kiew, zwei Kreuzer und vier Zerstörer gruppiert; der zweite um Kirow, vermutlich das Flaggschiff, und drei Kreuzer und sechs Zerstörer; und den Mittelpunkt des dritten bildet Moskwa, unterstützt von drei Kreuzern und sieben Zerstörern. Ich vermute, dass die Sowjets die Verbände um Kiew und Moskwa in Küstennähe einsetzen wollen und Kirow den Schutz nach See hin übernehmen lassen – aber die Verlegung der Kennedy wird sie zum Umdenken zwingen. Wie auch immer, die Gesamtstreitmacht trägt eine beträchtliche Anzahl von Boden-Boden-Raketen, und wir sind potenziell sehr exponiert. Zu unserer Unterstützung hat uns Ihre Air Force eine E-3 Sentry zugewiesen, die in wenigen Stunden hier eintreffen und mit unseren Harrier-Jägern üben soll. Wenn wir erst einmal weiter westlich sind, bekommen wir zusätzlich landgestützte Luftunterstützung. Im Großen und Ganzen ist unsere Lage nicht beneidenswert, doch der Iwan ist noch schlechter dran. Und was die Frage der Ortung von Roter Oktober betrifft?« Hunter zuckte die Achseln. »Die Natur unserer Suchaktion wird von Iwans Formation abhängen. Im Augenblick führen wir Ortungsübungen durch. Die in Führung liegende Alfa ist im Augenblick achtzig Meilen nordwestlich von uns, fährt über vierzig Knoten und wird von einem unserer Hubschrauber verfolgt – und das wär’s fürs Erste«, schloss Hunter. »Möchten Sie mit nach unten kommen?«
»Admiral?« Ryan wollte sich den Gefechtsstand der Invincible gerne einmal ansehen.
»Aber sicher.«
Dreißig Minuten später stand Ryan in einem stillen, dunklen Raum, dessen Wände mit elektronischen Instrumenten und Glastafeln bedeckt waren. Im Atlantik wimmelte es von russischen U-Booten.
Weißes Haus
Der sowjetische Botschafter betrat das Oval Office zu früh, um 10.59 Uhr. Er war ein kleiner, übergewichtiger Mann mit einem breiten, slawischen Gesicht und Augen, auf die ein professioneller Pokerspieler hätte stolz sein können, denn sie gaben nichts preis. Er war Karrierediplomat, hatte in mehreren westlichen Hauptstädten gedient und war seit dreißig Jahren im Außenministerium.
»Guten Morgen, Mr. President, guten Morgen, Dr. Pelt.« Alexej Arbatow nickte den beiden höflich zu. Ihm fiel sofort auf, dass der Präsident an seinem Schreibtisch saß. Normalerweise stand er auf, schüttelte ihm die Hand und setzte sich dann neben ihn.
»Bitte nehmen Sie sich eine Tasse Kaffee, Mr. Ambassador«, sagte Pelt. Arbatow kannte den Sicherheitsberater des Präsidenten gut. Jeffrey Pelt war ein Akademiker vom Zentrum für strategische und internationale Studien der Georgetown University – gewiss, ein Feind, aber ein wohlerzogener, kulturnij Feind. Heute blieb Pelt neben seinem Chef stehen und schien nicht gewillt zu sein, dem Bären zu dicht auf den Pelz zu rücken. Arbatow nahm sich keine Tasse.
»Mr. Ambassador«, begann Pelt, »wir haben eine beunruhigende Zunahme sowjetischer Marineaktivitäten im Nordatlantik feststellen müssen.«
»So?« Arbatow zog in gespielter Überraschung die Brauen hoch. »Davon weiß ich nichts. Wie Sie wissen, war ich nie auf See.«
»Mr. Ambassador, könnten wir uns das Gerede sparen?«, sagte der Präsident. Arbatow ließ sich von dieser Grobheit nicht ins Bockshorn jagen. »Im Augenblick operieren fast hundert Ihrer Schiffe im Nordatlantik oder sind dorthin unterwegs. Generalsekretär Narmonow und mein Vorgänger einigten sich schon vor Jahren, solche Aktionen nicht ohne vorherige Meldung durchzuführen. Der Zweck dieser Übereinkunft war, wie Sie wohl wissen, die Verhinderung von
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