Jagd auf Roter Oktober
unmittelbaren Schaden überstehen und mehrere hundert rad überleben. Wir haben es zwar mit einer ernsten Situation zu tun, aber noch nicht mit einer lebensgefährlichen.«
»Melechin?«, fragte der Kapitän.
»Für die Maschine bin ich verantwortlich. Noch können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es eine undichte Stelle gibt. Ich werde mit Borodin die Strahlungsmesser reparieren und alle Reaktorsysteme gründlich inspizieren. Fürs Erste schlage ich vor, dass wir den Reaktor stilllegen und mit Batteriekraft weiterfahren. Die Inspektion wird höchstens vier Stunden dauern. Ich empfehle auch, die Reaktorwache auf zwei Stunden zu reduzieren. Einverstanden?«
»Sicher, Genosse. Es gibt nichts, was Sie nicht reparieren können.«
»Verzeihung, Genosse Kapitän«, ließ sich Iwanow vernehmen, »sollten wir den Vorfall nicht dem Flottenhauptquartier melden?«
»Wir haben den Befehl, Funkstille zu wahren«, erinnerte Ramius.
»Wenn die Imperialisten unsere Instrumente sabotieren konnten – was, wenn sie unseren Befehl schon kennen und uns nur verleiten wollen, das Radio zu benutzen, damit sie uns orten können?«, fragte Borodin.
»Nicht ausgeschlossen«, meinte Ramius. »Stellen wir erst einmal fest, ob überhaupt ein Schaden vorliegt und wie ernst er ist. Genossen, wir haben eine vorzügliche Mannschaft und die besten Offiziere der Flotte. Wir werden unsere Probleme identifizieren, überwinden und dann unseren Auftrag weiter ausführen. Wir haben eine Verabredung in Kuba, die ich einzuhalten gedenke – zum Teufel mit den imperialistischen Machenschaften!«
»Wohl gesprochen«, sagte Melechin.
»Genossen, wir halten das geheim. Es besteht kein Grund, die Mannschaft unnötig zu beunruhigen.«
Petrow war weniger zuversichtlich und Swijadow gab sich alle Mühe, nicht zu zittern. Er hatte in der Heimat eine Freundin und wollte einmal Kinder haben. Dem jungen Leutnant war sorgfältig beigebracht worden, was im Reaktorraum vor sich ging und was im Störungsfall zu tun war. Es war ihm ein Trost, dass einige Mitverfasser des Reaktorhandbuches im Raum saßen, aber er konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass etwas Unsichtbares in seinen Körper eindrang.
Die Sitzung wurde geschlossen. Melechin und Borodin gingen nach achtern ins Ersatzteillager, begleitet von einem Elektriker, der ihnen die benötigten Komponenten heraussuchen sollte. Dem Elektriker fiel auf, dass sie in einer Reparaturanleitung für Strahlungsmesser lasen. Nach dem Ende seiner Wache wusste die gesamte Mannschaft, dass der Reaktor erneut stillgelegt worden war. Der Elektriker besprach sich mit seinem Kojennachbarn, einem Raketenwartungstechniker, und die beiden kamen zu dem Schluss, dass Reparaturen an einem halben Dutzend Geigerzählern und anderen Instrumenten kein gutes Omen waren.
USS New Jersey
Commodore Zachary Eaton hatte sich noch immer nicht ganz an den Gedanken gewöhnt, dass er in der Badewanne Schiffchen gespielt hatte, als sein jetziges Flaggschiff auf Kiel gelegt worden war. Damals waren die Russen noch Alliierte gewesen, wenn auch nur aus Gründen der Zweckdienlichkeit.
Die New Jersey hatte mehrere angenehme Seiten. Sie war so groß, dass man trotz der drei Meter hohen Dünung gerade noch spürte, dass man auf See und nicht am Schreibtisch war. Die Sichtweite betrug zehn Meilen, und irgendwo dort draußen, rund achthundert Meilen weit, lag die russische Flotte, der sein Schlachtschiff entgegenlief wie in der Ära vor dem Aufkommen der Flugzeugträger. Links und rechts waren in fünf Meilen Entfernung die Zerstörer Caron und Stump in Sicht. Weiter vor der New Jersey fuhren die Kreuzer Biddle und Wainwright auf Radarpatrouille. Sein Gefechtsverband ließ sich Zeit, anstatt so zügig voranzukommen, wie er es sich gewünscht hätte. Von der Küste von New Jersey her waren das Hubschrauber-Landungsschiff Tarawa und zwei Fregatten zu ihm unterwegs und brachten zehn AV-8-B-Harrier-Kampfflugzeuge und vierzehn Anti-U-Boot-Hubschrauber mit. Für Eaton war das Fluggerät wichtig, aber nicht entscheidend. Inzwischen operierten die Flugzeuge der Saratoga von Maine aus, gemeinsam mit einer ansehnlichen Zahl von Vögeln der Air Force, deren Piloten rasch das Handwerk der Marineflieger paukten. Zweihundert Meilen östlich von ihm führte HMS Invincible aggressive Anti-U-Boot-Patrouillen durch, und achthundert Meilen östlich dieses Verbandes lag die Kennedy unter einer Schlechtwetterfront verborgen.
Die Russen hatten nun drei
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