Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
den Fall, dass Noah während unserer Abwesenheit einen Schnüffler auf die Insel schickt. Was er sicherlich tun wird. Ich wollte einfach verhindern, dass jemand das Buch mitnimmt.«
»Ist Noah der Grund dafür, dass Alf das gesamte Schiff mit Sicherheitskameras und Mikros verwanzt hat?«, fragte Marty.
Wolfe, Luther und Grace starrten ihn an.
Luther ließ seinen Blick über die Wände des Speiseraums schweifen. »Ich seh keine Kameras.«
»Natürlich nicht, die sind ja auch winzig klein«, erklärte Marty. »So klein wie die Kamera in der Libelle.«
»Na, nicht ganz so, aber fast«, präzisierte Wolfe. »Und es stimmt auch nicht, dass das ganze Schiff damit gespickt ist. Es gibt Kameras in den allgemein zugänglichen Bereichen, auf der Kommandobrücke und in den Labors, das ist richtig. Aber in den Schlafkabinen, da gibt es keine. Übrigens: Woher weißt du überhaupt davon?«
Marty wollte nicht zugeben, dass er Alf Ikes mit dem Miniflieger hinterherspioniert hatte. »Ich hatte in der Kombüse ein kleines Problem mit Theo, bei dem mir Alf zu Hilfe geeilt ist«, sagte er ausweichend. »Und er kann nur über eine versteckte Kamera oder ein Mikrofon davon erfahren haben.«
Wolfe nickte. »Von dem Vorfall habe ich schon gehört. Und ja, irgendjemand muss euch beobachtet und belauscht haben. Mir selbst ist natürlich auch nicht wohl bei diesen verschärften Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen. Aber solange ich nicht weiß, was Noah Blackwood plant … Ich weiß nur, dass ich nicht übertrieben misstrauisch bin. Schließlich haben wir nahezu vierzig Leute an Bord, die wir kaum kennen. Zwar haben wir sie alle so weit wie möglich überprüft, aber Alf geht trotzdem davon aus, dass der eine oder andere von ihnen für Noah Blackwood arbeitet. Und ich fürchte, er hat Recht. Bedenkt, dass wir die Eier des Mokele-Mbembe an Bord haben – und bald vielleicht sogar noch einen Riesenkalmar für Noah Blackwoods schärfsten Konkurrenten.« Wolfe senkte die Stimme. »Und dann ist da noch Grace …«
Er brauchte den Satz nicht zu beenden. Sie alle wussten, dass Noah Blackwood versuchen würde sich seine Enkeltochter zu holen.
»Also gibt es Spione an Bord«, stellte Luther mit unverhohlener Begeisterung fest. »Wetten, dass es uns gelingt, sie zu enttarnen?«
»Hey, wir sind hier nicht in einem Actionfilm!«, mahnte Wolfe. »Ihr werdet euch nicht als Agenten aufspielen! Noah Blackwood und seine Männer sind gefährlich. Falls euch irgendetwas Außergewöhnliches auffällt, meldet ihr es bitte unverzüglich mir oder Alf. Wir entscheiden dann, ob wir der Sache nachgehen.« Er schaute jedem von ihnen eindringlich in die Augen. »Ist das klar?«
Obwohl Marty, Luther und Grace eifrig nickten, bezweifelte Wolfe, dass sie seine Warnung ernst genug nahmen. Er würde sie während der ganzen Reise im Blick behalten müssen, das war ihm klar.
»Haben Sie auch einen Überwachungsmonitor hier drinnen?«, fragte Luther.
»Erstens kannst du mich herzlich gerne duzen und zweitens, ja, ich habe auch einen Monitor, aber er ist nicht eingeschaltet.«
»Also überwachen Sie … äh … also überwachst du die Crewmitglieder auch?«, fragte Luther.
Wolfe zog seinen Gizmo aus der Hosentasche. »Ich bin der Einzige, der den Code zum Ein- und Ausschalten der Überwachungsfunktion hat.« Er tippte eine Zahlenkombination in den Gizmo ein. Sofort erschien die Geburtstagsgesellschaft auf dem Monitor des Taschencomputers – mit einem Luther, der eifrig in Richtung Kameralinse winkte. Wolfe gab den Code ein zweites Mal ein und der Bildschirm wurde wieder schwarz.
»Alf hat den Code also nicht?«, hakte Marty nach.
»Nein«, antwortete Wolfe. »Und er wird ihn auch nicht bekommen.«
Marty brannte noch eine andere Frage auf der Zunge. »Ich dachte eigentlich, ihr wärt pleite und würdet diese Expedition zum Geldverdienen unternehmen, damit ihr weiter nach meinen Eltern und nach Kryptiden suchen könnt. Alfs Sicherheitsdienst hier an Bord muss aber doch ein Vermögen kosten.«
»Pleite sind wir nun nicht gerade«, präzisierte Wolfe. »Wir haben lediglich ein Liquiditätsproblem. Unser Kapital steckt in Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Da kommen wir momentan nicht ran. Wir haben also kein Geld, aber trotzdem eine Menge Vermögen, Vermögen, das in unserer Technologie steckt. Ted wartet darauf, dass einige seiner Erfindungen patentiert werden, bevor er sich entscheidet, an wen er die frisch entwickelte Technologie verkauft. Außerdem
Weitere Kostenlose Bücher