Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
Vom Netzwerk:
Wenn Wolfe von Henrico wüsste, würde er aufschreien vor Empörung, ja, er würde wahrscheinlich sogar versuchen ihn aus Blackwoods Keller zu befreien. Dabei hatte Wolfe seinen eigenen Henrico – nämlich Ted Bronson. Henrico war glücklich in Noahs Keller Kunstwerke für ihn kreieren zu dürfen. Und Ted Bronson war offenbar glücklich in seinem Hangar für Travis Wolfe tüfteln zu dürfen. Es gab absolut keinen Unterschied zwischen ihnen beiden, nur dass Wolfe zu feige war zuzugeben, dass auch er Mitarbeiter ausnutzte.
    Noah beschloss, sofort nach dem Untergang der »Coelacanth« mit Grace nach Cryptos zu fliegen. Er würde ihre Sachen zusammensuchen und Ted Bronson ein Angebot unterbreiten, das dieser unmöglich ausschlagen konnte. Wenn Wolfe erst einmal tot war, würde Noah Blackwood – als Grace’ Großvater und Vormund – Travis’ Hälfte von eWolfe besitzen, inklusive seiner Anteile an Cryptos und an sämtlichen Erfindungen, die Ted Bronson jemals für ihn gemacht hatte.
    Noah konnte seine Freude angesichts dieser Aussicht kaum verbergen. In ein paar Tagen würde er zwei Dinosaurierjunge, eine Insel und den größten Erfinder seit Leonardo da Vinci sein Eigen nennen. Und seine Enkeltochter hätte er dann endlich auch bei sich.
    Er schlenderte zum gegenüberliegenden Fenster und betrachtete die schrottreife »Coelacanth«. Deren Besatzung ließ vermutlich seine zwei Schiffe ebenso wenig aus den Augen, da machte er sich nichts vor. Sein Grinsen wurde breiter. Was die dort drüben jedoch nicht wussten, war, dass bald noch ein drittes Schiff auftauchen würde. Und dass dieses dritte Schiff ihren Untergang einleiten würde.
    Die Geschichte der »Coelacanth« würde sich wiederholen.
    Tja, sie galt eben nicht zu Unrecht als Unglücksschiff.

Das Huhn und das Ei
    »Dann ist also Ana … äh … wohl deine Freundin?«, stotterte Marty.
    Er und Ted standen immer noch an der gleichen Stelle, wo Ana sie verlassen hatte, und starrten auf die Tür in der Luftschleuse.
    »Ja«, kam es kurz und bündig.
    »Mannomann, die ist aber auf Zack«, staunte Marty.
    »Die ist ’ne Naturgewalt.« Ted grinste. »Wir sind schon seit Jahren zusammen – zumindest immer dann, wenn es möglich ist. Wir hängen beide sehr an unserer Arbeit, das trifft sich ganz gut.«
    »Ich mag sie«, sagte Marty.
    »Deine Eltern mögen sie auch. Ich weiß nicht, ob Wolfe es dir erzählt hat, aber Ana hat ihn nach dem Hubschrauberunglück an den Amazonas begleitet.«
    Bei den feinen Fummeln, die Ana eben getragen hatte, fiel es Marty schwer, sie sich im Dschungel vorzustellen, wie sie sich bei drückender Schwüle durch ein Lianendickicht hackte.
    »Du glaubst also auch, dass es meinen Eltern gut geht?«, fragte Marty.
    »Ich weiß es nicht«, räumte Ted ein. »Aber ich kenne Ana. Und wenn sie sagt, es besteht eine Chance, dass die beiden überlebt haben, dann besteht eine Chance. Du hast es vielleicht selbst bemerkt: Sie sagt, was sie denkt, und sie denkt, was sie sagt. Und wenn sie glauben würde, dass die beiden tot sind, dann hätte sie das gesagt.«
    Ted warf einen Blick auf seine Taucheruhr. »Wir haben zwar nicht viel Zeit, aber ich denke, ich sollte dir doch kurz von dem Huhn und dem Ei erzählen. Das wird dir helfen zu verstehen, wie ich ticke – und wie Wolfe tickt. In ein paar Stunden werden wir beide, du und ich, auf allerengstem Raum unbekannte Gefilde erforschen. Ich weiß bereits ein bisschen etwas über deine Art zu denken. Da wäre es nur gut, und zwar für uns beide, wenn du auch ein bisschen etwas über meine Art zu denken wüsstest. Also, bist du bereit?«
    »Schieß los.«
    »Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Marty. »Warum ist das so wichtig?«
    »Weil die Antwort auf diese Frage der Schlüssel zu all meinen Erfindungen ist«, erklärte Ted. »Und wenn du mein Kopilot sein willst, musst du die Antwort kennen.«
    »Okay. Was war zuerst da?«
    Ted schüttelte den Kopf. »Zuerst muss ich dir ein paar Dinge erklären.« Er tätschelte die Außenhaut der goldenen Kugel. »Ich habe diese neue Kunststofflegierung entwickelt, nachdem ich den Hautpanzer einer Libelle untersucht hatte, die Wolfe damals im Kongo entdeckte, als er mit Rose dort war. Eigentlich auf Saurierjagd, stieß er zufällig auf diese sehr ungewöhnliche Libellenart, die wissenschaftlich bis dahin noch nicht erfasst war. Diese Libelle schickte er mir nach Cryptos. Wenn Wolfe also nicht zum Lac Télé gereist wäre, um einen

Weitere Kostenlose Bücher