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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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befanden, kam ihm sehr zupass. Die einzige Journalistin im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern befand sich an Bord der »Coelacanth«, und da sie weit oben auf seiner Eliminierungsliste stand, würde sie die Informationen für ihren Enthüllungsartikel mit in ihr nasses Grab auf dem Meeresgrund nehmen. Bis irgendjemand mitbekam, dass die »Coelacanth« samt kompletter Besatzung von der Wasseroberfläche verschwunden war, würde Noah längst zurück in Seattle sein und auf einer Pressekonferenz den Verlust seiner geschätzten Kollegen beklagen. Und sollte es eWolfe und der NZA tatsächlich gelingen, vor ihrem Untergang einen Riesenkalmar zu fangen, dann würde er das Tier in den Moonpool der »Arche 2« transferieren und es später großmütig der NZA zurückgeben. Damit würde er jeglichen Verdacht, in den Schiffbruch verwickelt gewesen zu sein, endgültig zerstreuen. Nach dem Bankrott der NZA – für den er sorgen würde – konnte er sich den Kalmar dann immer noch zurückholen und in einem seiner eigenen Tierparks präsentieren.
    »Besuchen Sie die Arche Noah und bestaunen Sie einen echten Architeuthis!«, flüsterte er schon mal zur Probe. Klingt gut, dachte er. Das Stirnrunzeln wich erneut einem zufriedenen Lächeln. Dann klickte er auf »Aufzeichnen«.
    »Der Artenschutz hat Vorrang«, sagte er mit seiner melodischen, sonoren Stimme. »Um es ganz deutlich zu sagen: Diese Expedition hat Northwest Zoo & Aquarium initiiert, nicht ich. Ich bin nur für den Fall in der Nähe, dass meine Expertise gebraucht wird. Es ist eine Selbstverständlichkeit für mich, der NZA beim Fang eines Riesenkalmars den Vortritt zu lassen, denn offen gestanden ist ihre Anlage für die Beherbergung dieses erstaunlichen Lebewesens deutlich besser geeignet als mein Pool in Seattle. Wir kämpfen schließlich für dieselbe Sache: für den Artenschutz und den Erhalt der natürlichen Lebensräume.«
    Noah wusste, dass der Konkurrenzkampf zwischen ihnen nur kurz andauern würde. Ein paar Wochen nachdem die NZA mit dem Riesenkalmar für Aufsehen gesorgt hätte, würde sein Tierpark seinerseits Furore machen: mit zwei lebenden Dinosaurierbabys. Spätestens dann hätte Architeuthis in der wechselhaften Gunst des Publikums als Attraktion ausgedient.
    Zufrieden hörte Blackwood sich sein knappes Statement noch einmal an, dann trat er ans Fenster und blickte zur »Arche 2« hinüber, die doppelt so groß war wie die »Arche 1« und ein paar Hundert Meter entfernt vor Anker lag. Anders als die »Coelacanth« waren seine beiden Schiffe von innen und außen eine Augenweide.
    Butch hatte immer noch nicht herausgefunden, wie Wolfe den Riesenkalmar zu fangen gedachte, aber in seiner letzten E-Mail hatte er angedeutet, dass sie ihn wohl mit Hilfe der Delfine in den Moonpool locken wollten. Ein Wissenschaftler an Bord der »Coelacanth« hatte Butch lange Vorträge darüber gehalten, wie man einen Riesenkalmar im Aquarium am Leben hielt. Und auf der Grundlage dieser wertvollen Informationen waren Noahs Techniker gerade dabei, den Moonpool der »Arche 2« so umzurüsten, dass er den Bedürfnissen dieses Tiefseebewohners gerecht wurde.
    Denn eines war klar: Travis Wolfe und Ted Bronson würden weder das Geld noch die Zeit in eine so groß angelegte Expedition investieren, wenn sie nicht zuversichtlich wären einen Architeuthis mit nach Hause zu bringen. Ted Bronson musste irgendeine brillante Fangmethode ausgetüftelt haben, die Blackwood selbst noch nicht in den Sinn gekommen war. Sobald dieser ganze Spuk vorbei, Travis tot und eWolfe bankrott war, würde sich Noah Ted Bronson vornehmen müssen. Ted stand nicht auf seiner Eliminierungsliste, denn Noah wollte ihn lebend – damit er für ihn arbeitete, so wie sein Präparator Henrico.
    Noah hatte Ted nicht mehr gesehen, seit Wolfe ihm den Weißen Hai geliefert hatte. Er hatte Ted als entsetzlich schüchternen, zerstreuten Computertrottel in Erinnerung, der vollkommen von Travis Wolfe abzuhängen schien. Inzwischen war er offenbar zu einem absoluten Einsiedler geworden, der den Hangar, in dem er seine erstaunlichen Erfindungen machte, überhaupt nicht mehr verließ. Das behaupteten zumindest Blackwoods Spione auf Cryptos.
    Ohne Wolfe wäre Ted garantiert nichts weiter als einer dieser vielen durchgeknallten Wissenschaftler. Und ohne Ted wäre Wolfe nur einer von vielen verrückten Kryptidenjägern. Aber als Team …
    Und das war ein weiterer Punkt, der Blackwood an dem selbstgerechten Travis Wolfe störte:

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