Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
wird denselben Fehler bei Roy nicht noch einmal gemacht haben. Falls er Roy auch über Bord geworfen hat, dann hat er garantiert an der Reling gewartet, bis er es platschen hörte.«
Inzwischen lag Theo zusammengeknüllt am Boden, während Ted Bronson in T-Shirt und Shorts neben dem Klamottenhaufen stand.
»Vielleicht sollten wir den Tauchgang verschieben, bis wir dieses Problem gelöst haben?«, schlug er vor.
»Ich weiß nicht, was uns das bringen soll«, wandte Wolfe ein. »Wir werden Butch nicht finden, es sei denn, er will, dass wir ihn finden. Was wir jetzt tun müssen, ist einen Riesenkalmar zu fangen und dann schnellstmöglich abzudampfen.«
Ted sah Ana an. »Du hast mit einigen Crewmitgliedern gesprochen. Hast du eine Idee, wie Butch seine Aktion hier durchzieht?«
»Keine konkrete«, antwortete Ana. »Ich schätze mal, dass er sich als Forscher ausgibt und sich unter die Gruppe von Wissenschaftlern an Bord gemischt hat. Sie haben keine festen Arbeitszeiten, sie haben Zugang zu den meisten Bereichen des Schiffes und niemand fragt sie nach ihrem Tun, weil das sowieso niemand kapieren würde. Außerdem arbeiten viele der Forscher allein. Die übrigen Crewmitglieder kennen sich untereinander, die würden einen Eindringling sofort melden.«
»Schwer vorstellbar, dass ein Typ wie Butch als Wissenschaftler durchgeht«, meinte Ted.
»Findest du?«, fragte Ana. »Ich kenne nämlich den umgekehrten Fall eines Wissenschaftlers, der sich seit Jahren als Volltrottel ausgibt und immer noch nicht aufgeflogen ist.«
»Da ist was dran«, räumte Ted ein. »Es ist deine Entscheidung, Wolfe. Wenn du willst, dass wir den Tauchgang verschieben, musst du es nur sagen.«
Wolfe dachte eine Weile darüber nach, dann schüttelte er den Kopf: »Ich denke, wir sollten es wie geplant durchziehen. Ein Aufschub wird Blackwood nur noch mehr Zeit geben, uns zu schaden.« Er sah Phil an. »Bring den Doktor runter, ja?«
»Den Doktor?«, fragte Marty.
»Das dritte Mitglied des Tauchteams.«
Bertha betrat Grace’ Kabine, um sie zu wecken. Doch Grace war bereits wach. Sie saß sogar schon am Schreibtisch, mit Congo auf der Schulter, ihrem Kuschelaffen auf dem Schoß und einem aufgeschlagenen Moleskine-Heft vor der Nase.
»Sag nicht, dass du die ganze Nacht wach warst«, begrüßte Bertha sie.
»Nein, ich habe geschlafen. Ich bin erst seit einer Stunde oder so wach. Ich lese eines von Mamas Tagebüchern.«
»Vielleicht möchtest du es ja mitnehmen«, schlug Bertha vor. »Denn du wirst eine ganze Weile nicht in deine Kabine kommen. Zuerst werden wir zuschauen, wie dein völlig irrsinniger Cousin abtaucht, und dann hast du mit Ana Dino-Dienst. Kann sein, dass ihr sogar eine Doppelschicht schieben müsst, wir sind etwas unterbesetzt.«
Grace seufzte. »Tja, und leider wird die Pflege und das Füttern der beiden Vielfraße nicht eben einfacher. Die werden immer aggressiver, außer bei Luther. Das ist ziemlich nervig.«
Bertha lachte. »Das ist ja einer der Gründe, weswegen wir knapp an Personal sind. Wolfe hat Luther für die nächsten vierundzwanzig Stunden aus dem Schichtdienst rausgenommen. Er vermutet, dass die Aggressivität der Tiere dir und den anderen gegenüber eine Reaktion darauf ist, dass Luther sie nicht füttert. Er hat sich diverse Fütterungen auf Video angeschaut und glaubt, dass sie zu sehr auf Luther fixiert sind. Wenn er jetzt eine Weile aussetzt, werden sie sich langsam wieder einkriegen und auch auf euch ansprechen. Laurel und Phil haben sie heute Nacht dreimal gefüttert. Und bei der dritten Fütterung waren sie lammfromm, so als hätte Luther-Mami ihnen das Fläschchen gegeben.«
»Hast du Luther-Mami das erzählt?«
»Noch nicht. Ich werde ihn jetzt wecken.«
»Na, viel Glück!«, wünschte Grace. »Luther zu wecken ist wie Graf Dracula mittags um zwölf aus der Koje zu schmeißen.«
»Keine Sorge«, meinte Bertha. »Ich hab ganze Truppenverbände aus den Federn gescheucht, Hunderte verpennter Soldaten.«
Aber als Bertha Luther auf dem Stuhl hängen sah, unmenschliche Pfeifgeräusche produzierend und den Kopf nach hinten verrenkt, als wäre der Hals gebrochen, da schwand ihre Zuversicht. Es schien schier unmöglich, in dieser Position zu schlafen, ohne sich einen dauerhaften Wirbelsäulenschaden zuzuziehen.
TH hüpfte von Luthers Schoß und sauste in Grace’ Kabine. Augenblicklich begann Congo zu kreischen, woraufhin TH meinte noch lauter kläffen zu müssen. Bertha hielt sich die Ohren zu.
Bei
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