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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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freien Fuß gesetzt wirst. Es handelt sich um einen Punkt, der dir bisher vielleicht noch nicht mit dem nötigen Nachdruck zur Kenntnis gebracht wurde. Er ist sehr wichtig für uns.«
    »Das weiß ich.«
    »Wirklich? Nun, wir legen sehr großen Wert darauf. Von deinen Aktivitäten und denen der Frau, die du jagen wirst, hängt mehr ab, als du wahrscheinlich ahnst. Sie sind ziemlich wichtig.«
    »Ich weiß.«
    »Die ganze Angelegenheit mag dir verworren und unklar erscheinen, das ist ziemlich sicher. Alles Schwierige und Bedrohliche erscheint euch Menschen verwirrend und unklar; ihr seid eben so veranlagt. Überhaupt, dies darf deine Jagd nicht beeinflussen. Das geringste Abweichen vom vorgeschriebenen Pfad wird streng bestraft werden.«
    »In Ordnung«, sagte der Dichter leicht verunsichert, weil der Tonfall des Wächters sich verändert hatte, ja eine Bedrohlichkeit beinhaltete, mit der er nicht in Berührung kommen wollte. »Also klar dann. Keinen Ärger. Wir handeln nicht mit Träumen oder grundlosen Phänomenen, mußt du wissen. Du hast uns auf die niedrigsten Stufen der Angleichung geführt und, vorteilhaft für dich, alles als Traum oder Halluzination ausgelegt. Aber das ändert nicht, was wir sind.«
    »Was seid ihr?« verlangte er zu wissen.
    »Unsere Anstrengungen mit dir waren gänzlich darauf ausgerichtet, daß du uns völlig ernst nimmst. Würdest du sagen, daß wir Erfolg gehabt haben?«
    »Oh, ja«, sagte der Dichter. »Habt ihr. Habt ihr.«
    Der Wächter überlegte eine kleine Ewigkeit hin und her.
    »Du wirst schließlich einen Punkt erreichen, an dem diese Frau nicht mehr fliehen kann. Wo sie – hoffentlich – ihr Ziel vergessen hat, zusammenbrechen und in den Brunnen ihres eigenen Hasses, ihrer eigenen Selbstverachtung fallen wird. Dann kannst du sie töten wie du willst, mit jeder Waffe, die du gerade zur Hand hast. Aber du darfst sie in keinem Fall anrühren, bevor sie diesen Punkt erreicht hat.«
    »Ich verstehe.«
    » Du darfst sie nicht anrühren. Du darfst mit ihr unter keinen Umständen verhandeln. Du wirst nur der Hebel sein, der sie auf Trab hält: ein abstrakter, nicht zu berechnender Faktor, bösartig und überaus feindselig. Hast du das begriffen?«
    »Ja, man hat es mir schon einmal gesagt.«
    »Die Frau verfolgt ein bestimmtes Ziel. Es ist unbedingt notwendig, daß sie es völlig aufgibt; aus Hoffnungslosigkeit. Du bist der Grund dieser Hoffnungslosigkeit. Du wirst für sie ein Objekt totaler Bedrohung darstellen.«
    »Ja.«
    »Du mußt hundertprozentig am Drücker bleiben. Das ist der Schlüssel zu dieser Situation.«
    »In Ordnung«, sagte der Dichter. »In Ordnung.«
    »Wenn du alles richtig spielst, kannst du bis zu einem gewissen Grad zufriedenstellend belohnt werden. Vielleicht lassen wir dich sie ficken; sie sieht nicht übel aus, wie ich hörte. Wenn du allerdings scheiterst, wird man dich entsprechend behandeln. Dann wirst du sie ganz sicher ficken dürfen. Ist das klar?«
    »Ihr sagtet das bereits«, sagte der Dichter müde. »Ihr habt mir das alles schon einmal gesagt. Sie brauchen es mir nicht noch einmal zu erklären. Ich bin einigermaßen intelligent. Ich habe alles behalten.«
    »Das wäre dann alles«, sagte der Wächter.
    Zwei von den anderen traten an seine Seite und ergriffen sein Hände; um das Gleichgewicht zu behalten, stolperte er zurück, aus ihrer Reichweite.
    »Ich will dich noch einmal, und diesmal endgültig, daran erinnern«, sagte der Wächter, »daß uns das alles sehr wichtig ist. Weit wichtiger, als du es dir wahrscheinlich vorstellen kannst. Es hängt sehr viel von dir ab. Viel zuviel. Das ist nicht gut, aber wir haben keine Alternative.«
    Der Dichter wollte etwas sagen – er wollte tatsächlich fragen, warum diese Wächter, die doch sonst alles in der Welt fertigbrachten, ihn brauchten, um diese Aufgabe zu erfüllen –, aber da hatten sie ihn auch schon draußen und hetzten ihn, hetzten ihn über das Feld, durch das hohe Getreide, den staubigen Duft, den ganzen Weg zurück zu seiner Zelle.
     
    Sie ließen ihn nach etwa einer Stunde frei. Er nahm das Buch mit, in dem stand, wie man ein Gedicht schreibt, weil es gut für einige Heiterkeitsausbrüche sorgen konnte, und auch das schmale Bändchen über Balladen, weil er die dummen Reimpaare gern hatte und die Art, wie die Leute auf den Bildern darin angezogen waren und dachten. Auch nahm er ein zweites Paar Socken mit, weil man Schweißfüße bekommt, wenn man viel herumstreift. Auf dem Weg nach

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