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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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zu bringen. Sie versprach sich immer wieder, daß sie nicht mehr an James denken würde (oder an Sex), oder darüber, wie alles gewesen war; das lag jetzt alles hinter ihr. Von Wichtigkeit war jetzt nur, eine Frau zu bleiben und dieses Gefühl der Weiblichkeit zu bewahren.
    Einmal erzählte sie ihre Gedanken sogar dem Fragensteller. Das war in einem offenherzigen Augenblick, nachdem er seit einiger Zeit nicht mehr den Eindruck gemacht hatte, als wäre ihm ihre Fragerei lästig. Aber es hatte ihn ganz kalt gelassen.
    »Natürlich bist du eine Frau«, hatte er gesagt. »Physische Maßstäbe weisen das nach. Aber das ist uns gleich. Wir versuchen einfach nicht, über Dinge in Begriffen zu denken, diesolch banale Unterscheidungen beinhalten.«
    Aber für Della gab es Grenzen. Sie steckte noch immer voller Neugier, und sie war immer noch nach allen physischen Kriterien eine Frau. So hatte sie einmal versucht, ihm die Frage direkt zu stellen. Sie fragte ihn konkret, was mit dem Mann, den zu retten von ihr erwartet wurde, geschehen sollte. Und was sie tun soll te, falls der Verfolger sie erwischte, bevor sie den Mann erreicht hatte?
    Der Fragensteller, der gerade gewisse kleinere Details über die geistige Haltung, die sie während der Su che entwickeln sollte, erklärt hatte, blinzelte und sagte: »Das spielt keine Rolle. Folge den Anweisungen, die ich dir gebe. Das weitere wird sich von selbst entwi ckeln.«
    »Ich weiß. Ich weiß, daß es so sein wird. Aber was bedeutet das alles? Ihr wollt von mir, daß ich einen Mann finde und mich vor einem anderen, der mich jagen wird, in acht nehme … und was soll das alles? Wenn ich verfolgt werde warum will man mich aufhalten?«
    »Es ist nur eine Frage der Geduld.«
    »Ist es eine Art Wettstreit? Wollt ihr von mir, daß ich euch unterhalte? Ist es ein Spiel?«
    »Was ist das?« fragte er plötzlich.
    »Oh, verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte sie, des Fragenstellers unbekannte Kräfte plötzlich fürchtend. »Es macht mir nichts aus. Das ganze Leben ist ein Spiel. Aber wäre es nicht fairer, wenn ich darüber Bescheid wüßte?«
    »In keiner Weise .«
     
    »Wollen Sie mir nicht einmal sagen, wie er aussieht? Damit ich mich von ihm fernhalten kann?«
    »Der Verfolger wird auf sich selbst aufpassen«, sag te der Fragensteller.
    Es gab jedoch eine Seite, die an dieser neuen Bezie hung vorteilhaft war; um sie für ihren Auftrag zu »unterweisen« (ihr Wort), war der Fragensteller gezwungen gewesen, ein wenig über sich selbst, sein Volk und die Gründe, warum sie diesen Planeten ausgewählt hatten, zu erzählen. Es gab natürlich nicht viel, was aus ihm herauszuholen war, aber Della war in der Lage, gewisse intuitive Rückschlüsse zu ziehen – sie war schließlich eine Frau; das konnten sie ihr nicht nehmen –, und sie war in der Lage, aus den Bemerkungen, die der Fragensteller gelegentlich am Rande fallen ließ, ein aufschlußreiches Bild zusammenzusetzen.
    Wie ihr Einblick sie von Anfang an glauben gemacht hatte, waren die X’Ching, von denen der Fragensteller ein Verwaltungsbeamter war, gekommen, um die Erde zu erobern. Sie kamen von irgendwo aus dem Sonnensystem, vom Mars oder sonstwoher, und sie waren die ältesten Bewohner aller Planeten, die um die Sonne kreisten. Wegen ihrer hohen Intelligenz – oder trotz dieser Intelligenz – waren sie bösartige, feindselige Wesen, die die anderen Planeten überwachten. Nichts war ihnen wichtiger, als ihre Führungsrolle im Sonnensystem aufrechtzuerhalten, indem sie jede Rasse unterdrückten, die das Potential zu besitzen schien, ihnen ihren Rang streitig zu machen. Aus diesem Grund hatten sie eines Morgens die Erde überschwemmt und wirklich die ganze Menschheit getötet. Sie waren ganz von Bösartigkeit erfüllt, Wesen des Teufels – obgleich der Fragensteller taktvoll bemerkte, daß dies nicht bedeutete, daß sie keine Gefühle besä ßen . Sie wußten selbst sehr genau, was sie waren; aber sie waren nun mal so. »Wir haben nichts Persönliches gegen euch«, auf diese Weise stellte er es dar.
    So waren sie zur Erde gekommen, diese X’Ching, weil ihre Beobachtungen sie davon überzeugt hatten, daß es an der Zeit war, den Erdenmenschen endlich mal zu zeigen, wer der Herr im Hause war; unglücklicherweise war es dabei nicht zu vermeiden gewesen, daß es Tote gegeben hatte. Andererseits konnte man mit derart gefährlichen Wesen auch kaum anders umspringen.
    Als ersten Schritt bei der Übernahme der Erde hatten sie

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