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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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draußen übergaben sie ihm eine 38er Automatic und eine Schachtel Patronen, die er in seine Manteltasche steck te. Dann benutzten sie wieder die Maschine, um einen Gang durch die Wand zu schneiden. Hinter ihm verschloß sich die Mauer wieder.
    Er blickte an einem bewölkten Morgen auf New York, von einem sehr hohen Punkt aus, der nur die Cloisters sein konnte (nanu, wieso konnte er sich daran erinnern?). Er fühlte, daß die Luft voller Regentropfen war, die sanft auf ihn herabfielen. Südlich der Washington Bridge (Washington Bridge?) begann der Nebel sich zu heben, und er konnte durch den Staub die unförmigen Umrisse von Lower Manhattan ausma chen, das schmutzig, von der untergehenden Sonne beschienen dalag. (Washington Bridge? Lower Manhattan?).
    Mit großem Erstaunen und Demut, in den Händen das Geschenk, das ihm die Wächter gemacht hatten, begann der Mann namens James, der ein Dichter gewesen war, sich langsam seinen Weg durch die Steine in Regionen festeren Bodens zu bahnen, in Richtung auf die Frau, die auf ihn wartete.
    Er kam sich wichtig vor.

 
Elf
     
    DRINNEN:
    Da war dieser Mann, wie es schien, und er war dort draußen irgendwo – obwohl sie sich darüber nicht ganz im klaren waren. Ihre Aufgabe war es, ihn zu retten.
    Ihr Fragensteller war nie sehr mitteilungsfreudig, was das Aussehen dieses Mannes betraf oder dem, was er gerade tat, oder in welchem Zustand er war. Aber sie wußten genau über seine Bestimmung Bescheid. Wenn sie ihn gefunden hatte, würde sie sofort wissen, wer er war und wo er gewesen war. Es hatte irgend etwas mit dem Inneren Raum zu tun, obwohl sie nie ganz verstand, was das eigentlich war; je näher sie sich selbst kommen würde, sagte der Fragesteller, desto leichter würde sie ihn finden. Es würde ihre Aufgabe sein, ihn wiederzubeleben. Und das so bald wie möglich.
    Die Dinge liefen natürlich viel besser; nach dem, was mit ihr geschehen war, kamen sie und der Fragensteller wunderbar miteinander aus. (Und wer konnte schon sagen, ob sie es allein soweit gebracht hätte; vielleicht wäre sie aber auch ohnehin reif dafür gewesen, und jetzt brach alles heraus; sickerte alles aus diesem Inneren Raum hervor?). Er war fast nett, als er ihr mitteilte, was sie tun müsse, was man von ihr verlang te. Sie mußte diesen Mann aus der Lage herausmanövrieren, in der er steckte, und ihn irgendwie retten; ihre Anwesenheit alleine würde wahrscheinlich schon ausreichen, falls sie Glück hatte. Es würde allerdings ein Hindernis geben. Nicht alle Mächte des Universums waren auf Seiten des Rechts, weshalb zu erwarten war, daß es jemanden gab, der versuchen würde, sie von ihrer Aufgabe abzuhalten. Ein Mann wahrscheinlich; er würde von ihrem Vorhaben wissen und alles tun, was in seiner Macht stand, um sie zu behindern. Sie würde ihn sich vom Halse halten müssen, während sie versuchte, den anderen zu retten. Es hing von ihrer Cleverness und ihrem Scharfsinn, vor allem aber von ihrer Fähigkeit, Selbstmitleid zu vermeiden, ab. Es war zu dumm, daß sie nicht einfach hinausgehen konnte zu dem Mann, den sie retten sollte, und den Job verrichten, aber das Leben ist nun mal nicht gerecht. Wie immer auch die Lage ist: Es wird bestimmt etwas gegen einen geplant.
    Della befand sich nicht in der richtigen Stimmung, um den Fragensteller auszuquetschen. Sie wußte, wohin das beim ersten Mal geführt hatte. Nach dem, was mit ihr geschehen war, befand sie sich in einem Zustand krampfhaften Eifers, den Fragensteller zufriedenzustellen. Das Blöde an der Sache war nur, daß die Dinge auf diese Weise kaum weniger verwirrend waren. Nachmittags und abends wurde sie immer noch alleine gelassen und machte immer noch ihre Turnübungen, morgens sprach sie mit ihm, wobei sie mit Einzelheiten von dem, was man von ihr erwartete, überschüttet wurde. Aber die morgendlichen Gespräche lehrten sie nichts, trotz der Tatsache, daß der Fragensteller einmal gesagt hatte, daß ihm wirklich leid täte, was sie hatte durchmachen müssen. Ohne daß es etwas mit der Serie von Schocks zu tun hatte, hatte sich die Sache auf ihr Nervensystem ausgewirkt.
    »Du bist wirklich recht feinfühlig«, sagte der Fragensteller. »Das ist ziemlich ungewöhnlich, sogar für eure Rasse.«
    Alles was sie wollte, war, alleingelassen zu werden, um in Frieden körperlich zu verfallen; sie würde ihnen keine Schwierigkeiten mehr machen. Als Gegenleistung wünschte sie sich, daß sie schnell voranmachen würden, um die Dinge zu einer Art Ende

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