Jagdfieber
ehrfürchtig fest, während sein Blick voller Liebe und Bewunderung auf seiner Verlobten ruhte.
Eine bittersüße Sehnsucht stieg in Paige auf, als sie die beiden so zusammen sah, doch sie überspielte ihren Kummer darüber, dass Victor seine Gefühle wohl nie so zur Schau stellen würde wie sein Bruder, und hob ihr Weinglas.
„Auf euch!“, rief sie enthusiastisch. „Ich hoffe, ihr werdet ein Leben lang glücklich miteinander sein.“
Die anderen stimmten in die Glückwünsche mit ein und prosteten dem frischverlobten Paar ebenfalls zu. Ryan grinste Paige augenzwinkernd an, während er die Augen vielsagend auf Victor lenkte. Rasch warf sie einen kurzen Blick auf dessen Gesicht. Victor merkte es und hob fragend eine Augenbraue, doch sie lächelte nur nichtssagend und legte, genau wie Madeline eben bei Ross, die Finger auf seinen Handrücken. Doch kaum ruhten sie auf seiner Haut, merkte sie, wie er sich kaum merklich versteifte. Nach einigen Anstandsmomenten zog er sie unauffällig wieder raus und nahm sein Glas in die Hand. Sie ahnte instinktiv, dass er keineswegs durstig war, und ärgerte sich, dass sie überhaupt versucht hatte, so was wie räumliche Nähe zu erzwingen. Ziemlich ernüchtert richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren zukünftigen Schwager. Ryans Blick sprang abschätzend zwischen ihr und Victor hin und her, seine Stirn war gerunzelt, denn er hatte die kleine Szene mitbekommen.
„Sag mal, stimmen die Gerüchte über dich und Victor?“
Paige wäre fast vom Stuhl gefallen, als Ryan mit dieser indiskreten Frage herausplatzte. Was, wenn Victor nun beiläufig darüber hinwegging, ohne sich offen zu ihr zu bekennen? Sie würde auf der Stelle sterben!
„Ich weiß nicht, was du für Gerüchte gehört hast“, fing Victor an, und ihr Magen verknotete sich in ängstlicher Erwartung, „aber wenn du darauf anspielst, ich könnte mit Paige zusammen sein, dann hat die Quelle …“, er warf einen betonten Blick auf Chloe, die prompt errötete, „… nicht gelogen.“
Paige fühlte sich wie betäubt und suchte seinen Blick. Victor lächelte sie warm an, und dieses Mal war er es, der seine Hand auf ihre legte und sie auch nicht mehr losließ. Um ein Haar wäre sie vor lauter Glück in Ohnmacht gefallen, ihr wurde schwindelig, ihr Herz überschlug sich, ein jubelnder Schrei wollte sich aus ihrer Kehle lösen, doch sie unterdrückte jede einzelne dieser Reaktionen. Endlich hatte sie das, was sie sich gewünscht hatte. Ein klares Ja. Zu ihr, zu einer Beziehung und zu einer möglichen gemeinsamen Zukunft. Was machte es schon, dass er sich mit gefühlsbetonten Gesten zurückhielt? Sie waren zusammen, von nun an sogar ganz offiziell, und das allein zählte.
„Nun …“, wandte Ross in der Zwischenzeit ein und ließ seine Augen wohlwollend zwischen seinen Töchtern und den Schwiegersöhnen in spe hin und her wandern, „… dann sollten wir unbedingt noch einmal auf das zukünftige Brautpaar anstoßen und auf jene, die noch kommen werden“, meinte er zweideutig und prostete allen der Reihe nach zu.
Alle stimmten einhellig mit ein und nippten an den Gläsern. Paige setzte gerade die Lippen an den Rand ihres Glases, als eine Frau das Restaurant betrat. Es war Charlotte Fitzroy, und sie war nicht allein. Paige wurde es schwindelig, und sie konnte nur mit Mühe einen schockierten Schrei unterdrücken. Doch der Aufruhr in ihrem Inneren wurde nicht von Charlotte erzeugt, sondern vielmehr von ihrem Begleiter. Sie senkte den Blick, starrte auf ihren Teller und versuchte die verlorene Fassung wiederzuerlangen. Es wunderte sie, dass die anderen nichts merkten. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, weil ihr schlimmster Albtraum gerade durch dieses Restaurant spazierte. Dieser hochgewachsene Adonis, der mit lässiger Eleganz den Raum durchquerte und dabei die begehrlichen Blicke der anwesenden Frauen auf sich zog, war niemand anderes als Jason Mancini. Keine Frau könnte ihn jemals übersehen. Als Sohn italienischer Einwanderer hatte er das Aussehen seiner Vorfahren geerbt und verströmte unter den blassen Engländern sein südländisches Flair als wäre es eine Duftnote. Jason roch nach dunkler Verführung, nach Ausschweifung und nach kontrollierter Macht. Ebenholzschwarzes Haar, pechschwarze Augen und ein leichter Bartschatten, der sich vor allem gegen Abend auf seinen Wangen abzeichnete, waren sein Markenzeichen. Genau wie Entschlusskraft, Unbestechlichkeit und ein eiserner Siegeswille, der ihm vor allem im
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