Jagdfieber
ausdrückte: wildes Verlangen.
Kapitel 6
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen, dann machte sie einen weiteren Versuch, ihn zu küssen. Kurz streifte sie seine Lippen, nur ein flüchtiger Kontakt, aber dennoch atemberaubend sinnlich. Schockwellen durchliefen sie von oben bis unten und ließen sie pulsierend zurück. Victor schmeckte nach mehr, nach tabulosem Sex und heißen Nächten. Plötzlich packte er sie am Haar.
„Kopf in den Nacken“, herrschte er sie mit leiser Stimme an.
Paige erbebte unter dieser dominanten Forderung, die trotz ihres seidigen Tonfalls keinerlei Widerspruch duldete. Würde sie diesen Mann jemals ganz verstehen können? Jeden Tag offenbarte Victor weitere Facetten seiner vielschichtigen Persönlichkeit, auch wenn seine rasanten Stimmungswechsel ein leichtes Schwindelgefühl verursachten. Ohne Umschweife zog er ihren Kopf zurück, bis ihre blanke Kehle schutzlos vor seinem Mund lag. Sie fühlte sich ihm ganz und gar ausgeliefert, während er sich über sie beugte.
„Jetzt werde ich dir zeigen, was mit Frauen passiert, die meinen, sie könnten mit mir spielen“, raunte er leise.
Aufgeregt befeuchtete sie ihre Lippen, als sie antwortete: „Du hast damit angefangen, ich bringe nur zu Ende, was du begonnen hast. Wieso beschwerst du dich jetzt darüber?“
Statt einer Antwort senkte er den Arm nach unten und zwang sie, die Bewegung mitzumachen. Mit dem Kopf über seiner Tastatur schwebte sie über seinem Arbeitsplatz. Stechende Schmerzimpulse rannen über ihre Rücken, weil diese Stellung, halb liegend, nur durch ihre Körperspannung gehalten, wahnsinnig unbequem für sie war. Ihre Welt schrumpfte zusammen und bestand nur noch aus den Gegenständen auf seinem Schreibtisch und der aufwendig restaurierten Holzbalkendecke. Sie konnte hören, dass er mit dem Bürosessel ein kleines Stück nach hinten rollte, fühlte, wie sie den Halt verlor und streckte automatisch die Hände nach den Lehnen aus, weil sie Angst hatte, durch die plötzlich entstandene Lücke zu fallen. Beruhigend spürte sie die harte Ummantelung unter ihren Fingern, fühlte sich aber trotzdem wie ein Fallschirmspringer, der kopfüber auf den Erdboden zuraste. Würde sie unten wie ein Stück Glas in unendlich viele Scherbenteile zerspringen, oder wartete Victor dort auf sie, um sie in seinen ausgebreiteten Armen aufzufangen?
Krampfhaft hielt sie sich an den Seitenteilen fest und sank nach einigen Momenten kraftlos nach unten und landete mit dem Kopf auf der Tastatur, die harte Tischplatte drückte unangenehm gegen ihre Schulterblätter. Sofort versuchte sie, sich nach oben zu stemmen, doch er drückte sie mit einer energischen Bewegung wieder runter.
„Bleib so, bis ich dir sage, dass du dich wieder aufsetzen darfst.“
„Hey, was soll das …?“, murrte sie.
„Halt still und beweg dich nicht, hab ich gesagt!“
Paige rührte sich nicht, obwohl ihr ihre eigene Nachgiebigkeit missfiel. Doch seine Finger auf ihren Brustwirbeln lähmten sie praktisch, ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Von Natur aus pragmatisch, beschloss sie, das Beste aus dieser Situation zu machen. Immerhin war ihre Ausgangsposition gar nicht so schlecht. Warum nicht dafür sorgen, dass er das Ruder an sie abgab und endgültig die Waffen streckte?
Mit frischem Selbstbewusstsein ausgestattet, bog sie den Rücken durch. Ihr Kopf wurde durch diese Bewegung tiefer in die Tastatur gedrückt, und es war ihr scheißegal, dass sie den Text auf seinem Bildschirm in eine Anhäufung von willkürlich zusammengestellten Buchstaben ohne Sinn verwandelte. Ihr Kopf wurde nur noch von dem Gedanken beherrscht, ihn so heißzumachen, dass er seine verdammte britische Gelassenheit verlor. Paige legte ihre Hände auf ihre Brüste und fing an, sich unter seinen prüfenden Blicken zu streicheln. Ihre Bemühungen schienen tatsächlich zu fruchten. Unter ihren halbgeschlossenen Lidern beobachtete sie jede Regung in seinem Gesicht, und was sie dort erkennen konnte, gefiel ihr ausnehmend gut. Victors antrainierter Coolness-Faktor löste sich immer mehr in Luft auf, und sie leckte sich gierig über die Lippen.
„Gott, du machst mich so geil“, entfuhr es ihr unkontrolliert, während sie gleichzeitig versuchte, eine bequemere Haltung zu finden. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie noch in dieser unmöglichen Position ausharren konnte, ehe sie wie ein gefaltetes Stück Papier zusammenfiel. Victor schien instinktiv zu spüren, dass sie diese Stellung als
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