Jagdfieber
verunstaltete ihre ansonsten glatte Stirn.
„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Als wir gestern telefoniert haben, hast du kein Wort darüber verloren, dass du auch auf die Party willst. Du weißt doch, dass Madeline eine Freundin von mir ist.“
Er ärgerte sich darüber, dass sie so selbstverständlich annahm, er würde sie über jeden seiner Schritte auf dem Laufenden halten. Schon kurz davor, ihr eine passende Antwort entgegenzuschleudern, fiel ihm Paige auf, die sich ganz in der Nähe des Ausgangs herumtrieb. Sie bemerkte ihn fast zeitgleich und damit auch seine Begleitung. Ahnte sie, wer die Frau neben ihm war? Zu seiner Bestürzung fühlte er erneut dieses komische Sehnen, das ihn seit der ersten Begegnung mit ihr nicht mehr loslassen wollte. Ungeduldig und beschämt, weil sie so eine Macht über ihn ausübte, wandte er sich abrupt der ungeduldig dreinblickenden Charlotte zu. Statt seiner Geliebten wegen ihrer fordernden Bemerkung über den Mund zu fahren, lächelte er sie schmelzend an und war entschlossen, diese einmalige Gelegenheit zu nutzen, um Paige zu demonstrieren, dass sie keine Chance hatte.
„Ross Turner hat mich erst heute Nachmittag spontan darum gebeten, ihn zu begleiten, ich wusste gestern noch gar nichts davon.“
Sie wirkte besänftigt, doch ein letzter Rest von Misstrauen blieb und zeigte sich an ihren abfallenden Mundwinkeln. Es stand ihr nicht, ließ sie älter und mürrisch erscheinen. Wäre er nicht so scharf darauf gewesen Paige in ihre Schranken zu verweisen, wäre er wahrscheinlich mit einer fadenscheinigen Ausrede zurück nach Seymour Manor geflüchtet. Hauptsache weg von ihr und ihrem fordernden Getue.
„Ross Turner?“, fragte Charlotte in der Zwischenzeit langgezogen. „Das ist doch dieser Amerikaner, der bei dir auf dem Anwesen eingezogen ist? Eine Information, die ich im Übrigen ebenfalls von Madeline erhalten habe. Du hältst es ja nicht für nötig, mich über so was zu informieren“, fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
Stimmt, und das wird sich auch niemals ändern …
Ihre grimmige Miene ging ihm auf die Nerven, und er hatte alle Mühe, sie weiterhin freundlich anzulächeln.
„Es stimmt tatsächlich, dass ich neu vermietet habe. Dass ich es bislang nicht erwähnt habe, liegt einfach daran, dass ich mit anderen Dingen beschäftigt bin, wenn wir uns treffen“, erklärte er aalglatt.
War es ihm gelungen, die Wogen zu glätten? Ihrem erfreuten Lächeln nach zu urteilen, lautete die Antwort Ja.
„Und wie ist er so?“
Er hob gleichgültig die Schultern an. „So gut kenne ich ihn nicht. Er ist Geschäftsmann und wird auf Seymour Manor wohnen, bis er selbst ein Anwesen gefunden hat, das ihm angemessen erscheint. Außer einem regelmäßigen Geldfluss zwischen unseren Konten verbindet uns nichts.“
„Madeline hat erwähnt, seine Tochter hätte ebenfalls ihr Lager dort aufgeschlagen.“
Ihr Blick hatte etwas Lauerndes, obwohl sie recht beiläufig sprach. Doch dieser Eindruck täuschte. Victor kannte sie gut genug, um die Spitzfindigkeit ihrer Bemerkung herauszuhören, die berechnende Erwartung dahinter. Doch er dachte nicht daran, ihr Misstrauen noch weiter zu füttern.
„Bist du ihr schon vorgestellt worden? Falls nicht, dann könnte ich das nachholen.“
Ein anzügliches Grinsen breitete sich auf ihrem schmalen Gesicht aus, ehe sie näher rückte.
„Spar dir die Mühe! Ich hatte bereits das Vergnügen, das kleine Flittchen kennenzulernen, während sie sich intensiv mit deinem Freund Quinn beschäftigt hat“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Quinns Name ließ ihn innerlich erstarren, doch Charlotte sprach unbeirrt weiter, ganz begierig darauf, ihn über die intimen Details ins Bild zu setzen.
„Sie waren gerade dabei, sich ein lauschigeres Plätzchen zu suchen, als ich dazu stieß. Übrigens steht sie da hinten am Ausgang und wartet bestimmt auf ihn.“ Sie schickte einen ablehnenden Blick quer durch den Saal. „Wenn ich das richtig interpretiert habe, dann wollen sie den Abend zusammen ausklingen lassen.“
Victor atmete gepresst und hasste sich für den Wunsch, Quinn grün und blau zu prügeln, weil er es wagte, sich an Paige heranzumachen, obwohl er doch genau wusste …
Victor erlaubte sich keine weiterführenden Gedanken, verfing sich aber in einer endlosen Spirale der Eifersucht, die er nicht unterdrücken konnte. Das Gift sickerte in jede Pore seines Körpers, ein schneidendes Gefühl spaltete ihn in zwei Hälften. Die eine wollte seinem besten
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