Jagdfieber
er direkt vor ihr stand. Nackt, atemberaubend. Dieser Mann war unbekleidet einfach eine Augenweide. Um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, senkte sie den Blick. Sein Glied war zwar schon längst erschlafft, doch selbst im nicht erregten Zustand konnte man die verheißungsvolle Stoßkraft noch erahnen. Sie kämpfte die ansteigende Lust auf Sex nieder. Hatte sie nicht gesagt, sie wolle alles vergessen? In Anbetracht der Informationen, mit denen er sie eben noch so freigiebig gefüttert hatte, wäre das vermutlich das Beste.
Fast neunzehn Jahre , wiederholte sie im Geiste.
Gegen eine Frau, die ihn schon so lange zu fesseln vermochte, hatte sie keine Chance, und obwohl sie sich vorgenommen hatte, ab jetzt um die Dinge zu kämpfen, die ihr wichtig waren, wollte sie sich nicht in eine Schlacht stürzen, die sie nur verlieren konnte. Victor hatte wohl andere Pläne. Als sie sich abrupt wegdrehte, um ihre Bluse zuzuknöpfen, umschlang er sie von hinten mit beiden Armen und zog sie dicht an seine Brust. Sofort ging sie auf die Barrikaden.
„Hey, was soll das?“
„Pst“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr. „Nicht schreien, ich will dich doch nur ein bisschen halten.“
Paige schmolz augenblicklich dahin, nur noch leiser Widerstand regte sich in ihr.
„Nein, lass mich …“
Ein leichter Kuss traf ihre Schläfe. Zart, als wäre sie unendlich kostbar.
„Hör auf, dich so zu sträuben und zieh dich wieder aus“, forderte er leise. „Es regnet schon wieder, wir haben noch ewig Zeit, ehe wir wieder zurückreiten müssen.“
„Nein.“
Seine Hand schloss sich um eine Brust, drückte zu. Ihr Widerstand bröckelte, war faktisch nicht mehr vorhanden.
„Komm schon, du willst es doch auch“, lockte er verführerisch, und es war so schwer, ihm zu widerstehen.“
„Ich weiß nicht … du und Charlotte …“ Wieder fehlten ihr die Worte, um angemessen auszudrücken, was gerade in ihr vor sich ging.
Victor hingegen schien keine Probleme damit zu haben. „Paige, was immer auch in der Vergangenheit war, das hat hier nichts zu suchen. Diese Hütte ist neutraler Raum, weit weg von allem. Hier sind wir andere Menschen.“
„Und wenn wir zurück sind?“, fragte sie mit scharfem Unterton. „Willst du dann so tun, als wäre nichts passiert, so wie ich es vorgeschlagen habe?“
Noch vor wenigen Wochen wäre sie damit mehr als einverstanden gewesen. Unverbindliches Vögeln ohne Verpflichtungen. Sex, Leidenschaft, süßes Vergessen. Doch jetzt konnte sie kaum den Gedanken daran ertragen, für ihn nur ein flüchtiges Abenteuer zu sein.
„Du bist nicht nur ein One-Night-Stand für mich, ich will dich für länger“, sagte er in diesem Augenblick.
Victor mochte vieles sein, aber er war kein Lügner. Sie wurde weich, fing an nachzugeben. Zuerst im Kopf und dann körperlich, als sie sich an seine harte Brust schmiegte. Ihr Blick ging ans Fenster, wo tatsächlich schon wieder leise Regentropfen gegen die Scheibe klopften, als wollten sie um Einlass bitten. Seine Finger nestelten unterdessen an den Knöpfen ihrer Bluse. Er streifte sie ihr wieder ab, küsste liebevoll ihre nackten Schultern und zog sie zurück zum Kamin, um sie auf die rauen Decken zu betten.
„Komm ... schlaf mit mir. Das vorhin hat mir nicht gereicht, es wird nie reichen“, sagte er und küsste sie auf den Mundwinkel. Sein Atem kitzelte ihre Haut, als sie sich in seine Arme ziehen ließ und hoffte, dass er in ein paar Stunden noch genauso dachte.
Kapitel 12
Victor stand vor dem wohl unangenehmsten Gespräch seines Lebens, als er wie jeden Freitag vor der Hotelzimmertür des Berkeleys herumlungerte, um Charlotte nach fast zwanzig Jahren den Laufpass zu geben. Es hörte sich lieblos an, doch er war nicht in der Lage, auch nur einen Funken Gefühl für diese Frau aufzubringen, was ihn darin bestärkte, es endlich hinter sich zu bringen. Seelenlosen Sex wie mit ihr wollte er nie wieder haben, und selbst sein Unbehagen wegen Charlottes Reaktion konnte ihn nicht von dem gefassten Entschluss abbringen, diese unselige Beziehung endlich zu beenden. In ein paar Minuten würde er ein freier Mann sein. Frei für Paige und für eine Zukunft, die es auch wert wäre, als solche bezeichnet zu werden. Dieses Wissen verlieh ihm die nötige Energie, sich mithilfe der Keycard Eintritt in die Suite zu verschaffen. Die Umgebung empfand er als merkwürdig fremd, und gleichzeitig war sie ihm so unendlich vertraut. Wie immer schwängerte der Duft ihres Parfums
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