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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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„Was soll denn dieser Blödsinn? Reden ... du hast mir doch sonst auch nicht viel zu sagen.“
    „Genau das ist der Punkt“, erwiderte er, froh, dass sie ihm ungewollt den passenden Aufhänger für die anstehende Trennung gab. Er beschloss, es kurz und schmerzlos zu machen. Charlotte würde so oder so am Ende ihrer Beziehung zu knabbern haben, und er hoffte, dass sie keinen Blödsinn machen würde.
    „Charlotte, wir beide, das geht so nicht weiter. Du hast gerade selbst zugegeben, dass uns außer Sex nichts verbindet, und ich finde, es wird Zeit, dass wir beide neue Wege gehen.“ Ihre Augen weiteten sich ungläubig, fassungslos. Nichtsdestotrotz zog er sein Vorhaben durch. „Charlotte, es tut mir leid, aber wir sehen uns heute das letzte Mal unter vier Augen.“
    Keine Reaktion. Sie sah ihn mit einem leicht debilen Blick an, der kein Gefühl nach außen dringen ließ.
    „Hast du mich verstanden?“, vergewisserte er sich, weil sie sich so gar nicht dazu äußerte. „Ich sagte gerade, dass wir uns in Zukunft nicht mehr sehen werden.“
    Endlich zeigte sie eine Regung. Ein Lächeln, das ihm unter die Haut ging, überzog die blassen Züge ihres Gesichts. „Oh, ich habe schon verstanden. Ich habe also ausgedient.“
    Er versuchte es ein wenig abzuschwächen. „So darfst du das nicht sehen“, log er.
    Ein hartes Lachen durchschnitt die dicke Luft und verursachte ein unangenehmes Brennen in seinem Magen. Das würde hässlich werden. Er spürte es bis in die Fingerspitzen. Verdammt …
    „Ist es wegen dieser Amerikanerin?“
    Der lauernde Unterton warnte ihn davor, ausgerechnet jetzt über Paige zu reden.
    „Paige steht hier nicht zur Diskussion.“
    Charlotte war immer noch bereit, ihr Gift zu verspritzen, das eisige Funkeln in ihren hellen Augen ließ darüber keine Zweifel aufkommen. Doch dann kam überraschenderweise die Kehrtwende.
    „Nun, dann endet es also hier“, sagte sie ruhig. Zu ruhig.
    Abschätzend sah er ihr ins Gesicht. „Ja, ich denke schon“, erklärte er vorsichtig.
    Er traute dem Frieden nicht, doch er wollte auch nicht riskieren, die Stimmung kippen zu lassen, indem er ihre Motive infrage stellte. Vielleicht war sie ja verständnisvoller, als er angenommen hatte, und wollte ein wenig von der Würde retten, die sie über die Jahre hinweg eingebüßt hatte. Victor wünschte ihr das. Denn tief in ihm drin war doch ein Funke, winzig klein nur, der sie über die Jahre hinweg ein wenig liebgewonnen hatte. Dieses Bisschen an Zuneigung reichte nicht aus, um bei ihr zu bleiben, doch er wollte ihr auch nicht unnötig wehtun. Er war nicht dumm und sah den Schmerz in ihren silbergrauen Iriden. Genau diese Qual in ihrem Blick war es, die ihn eigenartig verlegen machte. Was sagte man einer Frau, mit der man fast neunzehn Jahre regelmäßig geschlafen hatte, zum Abschied? Er hob die Schultern, als könne er dadurch seinen Kopf dazwischen verschwinden lassen.
    „Also dann … es ist wohl das Beste, wenn ich jetzt gehe. Mach’s gut, Charlotte, und pass auf dich auf.“
    Sie sahen einander in die Augen, und für einen Moment fühlte er ehrliches Bedauern. Wäre sie nicht so, wie sie nun mal war, hätte er sich durchaus in sie verlieben können. Charlotte hatte alles, womit eine Frau einen Mann zu fesseln vermochte: Charme, Eleganz und Intelligenz. Doch ihre Seele war rabenschwarz. Sie konnte nicht lieben. Ihn nicht, ihren Mann nicht und sich selbst mit Sicherheit am allerwenigsten.
    „Tust du mir einen Gefallen?“Charlottes Stimme brach beim letzten Wort.
    Victor verspürte gegen seinen Willen Gewissensbisse. „Was denn?“
    Sie kam auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Ihre Finger legten sich auf das Revers seiner Jacke, spielten mit dem Rand, als wüsste sie nicht, wohin sonst mit ihnen. Charlotte wirkte nervös. Ihre Wimpern flatterten, ihre Zunge fuhr unablässig über ihre Lippen, um die Haut zu benetzen.
    „Charlotte, welchen Gefallen?“, hakte er nach.
    Endlich sah sie hoch, in ihren Augen schwammen Tränen, und er spürte einen Stich in seinem Herzen. Sie war wohl doch nicht so abgebrüht, wie sie immer tat.
    „Ich will, dass du mich zum Abschied nochmal liebst“, flüsterte sie.
    Das zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Er versuchte sich an einem Lachen.
    „Charlotte, bitte. Mach es nicht noch schlimmer, als es sowieso schon ist. Das bringt doch keinem von uns was.“
    „Doch! Ich brauche das. Schlag mir das nicht ab. Immerhin waren wir fast neunzehn Jahre zusammen,

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