Jagdhaus in Der Eifel
Und Sie meinen, hier könnten Nachrichtendienste ihre Hand im Spiel haben?«
»Das ist bisher die Meinung des amtlichen Bonn. Wir vom neunzehnten K sind noch nicht davon überzeugt. Das ganze Umfeld stimmt nicht. Doch man kann nie wissen. Noch bleiben wir mit am Ball – wenn dieser Ausdruck gestattet ist. Mein Kollege Freiberg von der Mordkommission muß jetzt zeigen, was er kann.«
»Und seine Leute opfern sich bei der Arbeit auf«, fügte Müller hinzu. »Prost Kaffee!«
Die Ortsbesichtigung dauerte kaum eine halbe Stunde.
Einige vorbeikommende Kraftfahrer wunderten sich über den Aufmarsch in diesem Gelände. Von Udenbreth waren ein paar Kinder mit dem Fahrrad herbeigeeilt und standen neugierig am Straßenrand der B 26 5. Im Dorf hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, daß man gestern im Wald eine tote Frau gefunden hatte.
Die belgischen Beamten hatten ihren deutschen Kollegen eine Ermittlungsakte übergeben mit Zeichnungen, Fotos und einem zusammenfassenden Bericht. Eine saubere Arbeit.
Am Fundort war nicht viel zu erkennen. Eine kleine Bodenvertiefung, Unterholz und altes Laub, das in der Umgebung zusammengerafft war. Es konnte auch vom Wind zusammengetrieben worden sein.
Kommissar Freibergs Aufmerksamkeit galt der Topographie. Der Weg nach Rocherath war in gutem Zustand. Nicht zugewachsen oder verwildert. Die Grenzmarkierungen und Hindernisse hatten kaum noch symbolischen Wert. Der rot-weiße Schlagbaum war zerbrochen, Pfosten und Beschläge hatte der Rost gefressen. Schwere Betonteile sollten den Übergang sicherlich einmal sperren, waren jetzt aber zur Seite geräumt. Bei genauem Hinsehen ließen sie sich als Sprengbrocken aus deutschen Bunkern erkennen.
»Von dort kann dieser Punkt auch angefahren worden sein«, sagte Kommissar Freiberg und wies nach Westen. »Ich glaube aber, Sie haben recht, Herr Boeremans. Die Tote ist von der deutschen Seite hierher geschafft worden, das läßt der Fundort vermuten. Ganz gewiß mit einem Kraftfahrzeug.«
»Spuren gibt es keine. Das Wetter war schlecht und drei Wochen sind eine lange Zeit.« Gern hätte Boeremans seinem Kollegen aus Bonn die Lösung des Falles erleichtert. »Ohne den deutschen Zollhund hätten Monate vergehen können, bis jemand auf die Tote gestoßen wäre.«
»Unser Kombi hatte mich kurz vor der Stelle abgesetzt. Die Strecke ist langweilig, aber sie sollte mal abgegangen werden, damit wir mit dem Gelände vertraut bleiben«, ließ sich der Zollhundeführer vernehmen. »Basko lief frei, hatte plötzlich den Geruch in der Nase und war auch schon über die Grenze – reineweg verrückt!«
»Tierische Grenzverletzung, schweres Delikt nach den Vorschriften des Katasteramtes«, warf Lupus ein.
»Was sonst nie passiert, Basko ließ sich nicht abrufen. Ich bin dann die paar Meter ins Gebüsch. Scheußlich. Das Laub war weggeweht. Ich hatte noch nie eine Leiche gesehen. So ‘ne tote Frau wirkt ja klein, wenn sie da so liegt. Den Hund habe ich angeleint und über Funk meine Leitstelle informiert. Unser Zollgrenzkommissar hat gleich die Belgier munter gemacht, ‘s war dann für uns kein Problem mehr.«
»Warum lauft ihr hier überhaupt noch durch die Landschaft, wenn es keine Schmuggler gibt? Leichen suchen? Jetzt hat der arme Hund ‘nen Schock für’s Leben!«
»Ich auch«, bedauerte sich der Zöllner.
»Sag’ ich doch«, grinste Lupus.
»Da kommt ja noch einiges auf uns zu«, stellte Kommissar Freiberg fest. »Ich vermute, wir müssen in Bonn ganz neu ansetzen.«
Kapitel 12
Gleich nach der Rückkehr zum Präsidium wollte Freiberg die Akten über den Fall Fournier beim 19. K anfordern. Der Registraturleiter war am Telefon ziemlich zugeknöpft. Er kannte den Anrufer noch nicht persönlich.
»So läuft das hier leider nicht, Herr Hauptkommissar, unsere Akten sind Verschlußsachen. Sind Sie ›Geheim ermächtigt‹?«
»Nein, bisher nicht. Wozu auch in der Mordkommission?«
»Dachte ich mir. Dann geht hier nichts raus«, beschied der Registrator den Anrufer ohne zu zögern. »Sie sollten sich V.S. überprüfen lassen, sonst sind Sie hier in Bonn ganz schnell abgehängt.«
»Lieber Kollege! Wir haben einen dicken Fall aufzuklären. Es dürfte sich dabei um Mord handeln, und ich brauche das Material vom neunzehnten K!«
»Mord ist Mord und geheim ist geheim. Ich kenne meine Vorschriften.«
Lupus hatte ungefragt über die Ohrmuschel mitgehört und sah seinen Chef hintergründig lächelnd an, als der den
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