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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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stören«, bemerkte Müller und schaute die Damen gönnerhaft an.
    »Frau Bessener?« fragte Freiberg. Er glaubte, die neben dem Schreibtisch stehende Dame beim Empfang im Hause Nattinger kurz gesehen zu haben.
    Sie war groß, kräftig, brünett und trug ein graues Kostümkleid, dessen schlichte Eleganz durch ein modisches Halstuch unterstrichen wurde. Sie war der Typ Karrierefrau, der man ansah, daß sie um ihre Bedeutung wußte. Einen Ehering trug sie nicht.
    Ihr war sofort klar, daß die Besucher Fragen zu stellen hatten, die nicht für die aufmerksam schauenden Sekretärinnen gedacht sein konnten. Ohne eine klärende Zwischenfrage sagte sie: »Schön, daß Sie hergefunden haben. Gehen wir in den kleinen Besprechungsraum.«
    Die beiden Sekretärinnen waren enttäuscht. Wenn das Gespräch nebenan im Zimmer von Frau Bessener stattgefunden hätte, wäre es bei einiger Aufmerksamkeit möglich gewesen, etwas mitzuhören. Die Tür schloß nicht so gut wie die zum Arbeitszimmer des Ministers. Dort war nachträglich eine besondere Schallisolierung eingebaut worden.
    Der kleine Besprechungsraum lag schräg gegenüber vom Ministerzimmer. Sechs bis acht Personen fanden in bequemen Ledersesseln Platz. Eine Telefonbar, Farbfernseher und ein Videogerät auf der Anrichte ließen erkennen, daß dieser Raum für viele Zwecke genutzt wurde. Die angeschlossene Teeküche hatte eine weitere Verbindungstür zum Minister-Sitzungssaal, der bei Verhandlungen bis zu fünfzig Personen fassen konnte.
    Frau Bessener bat die Besucher, Platz zu nehmen.
    Kommissar Freiberg stellte sich mit einer knappen Verbeugung, die eher ein Kopfnicken war, vor. »Wir kommen vom Präsidium in der Sache Fournier. Mein Mitarbeiter, Kriminalhauptmeister Müller. Wir führen jetzt die Ermittlungen.«
    »Mordkommission?« fragte Hedwig Bessener sehr direkt.
    »Ja.«
    »Brigitte wurde ermordet?«
    »Das müssen wir annehmen.«
    »Wie schrecklich! Wann?«
    »Wahrscheinlich gleich nach ihrem Verschwinden.«
    Kommissar Freiberg sah Hedwig Bessener prüfend an. Er spürte ihre Erfahrung im Erfassen von Situationen und mußte aufpassen, daß nicht sie die Verhandlungen führte. So fragte er sie direkt: »Waren Sie mit Brigitte Fournier befreundet?«
    »Wir kennen uns gut und duzen uns. Wie viele andere auch. Freundschaft kann man es vielleicht auch nennen. Aber«, fügte sie hinzu, »ich kann nur das wiederholen, was ich gegenüber Kriminalrat Sörensen zu Protokoll gegeben habe.«
    »Danke, nicht erforderlich. Die Protokolle liegen uns vor. Brigitte Fournier war Sekretärin beim Abteilungsleiter für Europäische Integration und ist während seiner Abwesenheit verschwunden. Sagen Sie bitte, wie läuft das, wenn ein Abteilungsleiter Urlaub nimmt?«
    »Er füllt, wie jeder andere, den Urlaubsantrag aus, erhält die Genehmigung und meldet sich beim Staatssekretär oder in dessen Büro ab, in loser Form auch bei mir im Ministerbüro. Die genauen Daten erhalten wir über die Abwesenheitsliste.«
    »Und die haben Sie noch?«
    »Ich kann sie kommen lassen.«
    Hedwig Bessener telefonierte kurz. Wenig später reichte die Sekretärin vom Modejournal den Schnellhefter mit den Listen herein. Kommissar Freiberg sah die Aufstellung prüfend an.
    »Frau Fournier fehlt seit Montag. Ihr Abteilungsleiter Aston hat am Donnerstag der Vorwoche seinen Urlaub angetreten.«
    »Ja, er hatte wohl noch einiges zu regeln und wollte dann am Freitag – ich glaube, er sprach von abends, halb elf – mit der Nachtflugcharter nach Portugal fliegen. Seine Frau war schon seit zwei Wochen dort. Er wollte mit ihr endlich einmal gemeinsam Urlaub machen. Sein Blutdruck müsse auch herunter, so etwas Ähnliches hat er noch hinzugefügt. Wenn ihm das nur gelingt, habe ich noch gedacht, bei der Frau.«
    »Probleme in der Ehe?«
    »Wer hat die von den Leitenden hier nicht? Streß im Dienst und dazu dauernd unterwegs.«
    »Und Sie?«
    Hedwig Bessener hielt beide Hände hoch mit der Oberseite dem Kommissar zugewandt, damit zu erkennen war, daß sie keinen Ehering trug. »Ich habe mir das Elend erspart.«
    »Eine so charmante Frau ohne Mann – unsere Gesellschaft leidet«, wußte Lupus zu bemerken.
    »Wer sagt denn das?« erwiderte sie schlagfertig. Dabei blieb offen, ob sich ihre Bemerkung auf den ersten oder zweiten Teil des Satzes bezog.
    »Der Abteilungsleiter ist doch wegen dieser Sache vom Dienst suspendiert worden?« wollte Kommissar Freiberg wissen.
    »Nein, das war keine Disziplinarmaßnahme. Sir

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