Jagdhaus in Der Eifel
schreckte Lupus auf. »Dann lieber den Robusta-Kaffee.«
»Vielleicht sollten wir später fahren«, meinte Kommissar Freiberg. Lupus Müller schaute ihn dankbar an.
»Herr Sörensen, was meinen Sie?«
»Ich bin Ihrer Meinung – das hat Zeit. Wir überlassen sie gern den Pathologen, die Fotos sollten uns genügen.«
»Wann kann die Tote übergeführt werden?« wollte Kommissar Freiberg wissen. »Da werden viele Dienststellen mitzusprechen haben; der Papierkrieg dürfte lange dauern.«
»Warum denn, mon cher collegue? Bei uns ist alles klar. Das ist Ihre Leiche, eine Deutsche. Sie können sie gleich mitnehmen«, meinte der Commissaire principal leichthin.
»Das nun bitte doch nicht«, flüsterte Lupus aufs neue erschreckt. »Ich werde den Überführungswagen in Bonn anfordern.« Er ging in das Zollgebäude.
»… der war gar nicht zu beruhigen«, hörte er einen Zollbeamten sagen, »war völlig durchgedreht.«
»Haben Sie den Täter etwa auch schon? Wer soll dann unsere Arbeit tun?«
»Sie sind von der Mordkommission, oder? Den Täter werden Sie also schon selber finden müssen. Ich spreche von einem braven deutschen Zollhund, meinem Basko – dem da hinten.« Ein schwerer Rottweiler hob den Kopf und sah aufmerksam zu seinem Herrn hinüber.
»Wie denn das – der stöbert in Belgien herum? Aber ich muß erst telefonieren.«
Inzwischen waren die Beamten der Légion mobile, die Zöllner und die Besucher aus Bonn zum Zimmer des belgischen Dienststellenleiters gegangen. Lupus und der Zollhundführer kamen hinzu.
Kommissar Freiberg zog eine Landkarte aus der Jackentasche und entfaltete sie auf dem Tisch.
»Lassen Sie nur«, sagte Lieutenant Boeremans, »der belgische Zoll liefert es etwas übersichtlicher.«
Der Dienststellenleiter war zum Schrank gegangen, entrollte eine 1 mal 1,5 Meter große Landkarte und hängte sie über einen Schlüssel in der Oberschranktür. Eingetragene Zeichen in verschiedenen Farben ließen Kontrollpunkte und andere dienstliche Darstellungen erkennen.
»Sind solche Karten bei Ihnen nicht geheim?« wollte Freiberg wissen.
»Sehr geheim, aber wir müssen doch damit arbeiten – und jetzt arbeiten wir mit unseren deutschen Kollegen zusammen.«
Sörensen dachte: So einfach ist das. Dabei haben unsere Väter noch aufeinander geschossen.
Lieutenant Boeremans wies mit dem Lineal auf einen Punkt etwas nördlich vom Weißen Stein. »Das ist der Fundort. Dort hat man sie von der deutschen Seite abgelegt.«
Clever sind die Jungs, überlegte Freiberg, damit sind die Belgier das Problem los. Darum auch die Eile, uns die Tote auf dem ganz kleinen Dienstweg zu überstellen. Da haben alle Dienststellen fein zusammengespielt.
Laut sagte er: »Von der deutschen Seite her abgelegt… kann sein, möglich. Oder aber von der belgischen Seite dort hingeschafft, um genau diese Annahme zu provozieren. Könnte doch auch sein.«
Er trat einen Schritt vor und wies mit dem Lineal auf die Karte. »Warum gerade hier und nicht zwei oder drei Kilometer nördlich oder südlich? Dort ist der Waldrand völlig zugewachsen. Nur am Weißen Stein trifft ein befestigter Forstweg von Rocherath kommend auf die Grenze – weit ab vom Zollamt.«
Kriminalrat Sörensen nickte zustimmend. Freiberg schien nichts ungeprüft hinzunehmen. Der richtige Mann in Bonn.
»Klar«, sagte Lupus, »oder vielleicht doch von der deutschen Seite; weil wir annehmen sollen, man habe die Leiche dorthin gebracht, um uns diese Überlegung, Chef, aufzudrängen.«
»Alles denkbar. Wir fahren am besten raus und sehen uns den Fundort an«, schlug der Kommissar vor.
»Gut, meine Herren – aber erst noch den Kaffee«, schaltete sich der Zollamtsvorsteher ein. »Sie werden ihn gebrauchen können. Ich hoffe, er schmeckt Ihnen.«
Auch Lupus hatte Platz genommen, trank einen Schluck von dem dampfenden Gebräu und sah strahlend auf.
»Wie immer«, sagte er ehrlich und aus Überzeugung.
Der Zollamtsvorsteher nutzte die Pause, um sich nach der deutschen Polizeiorganisation zu erkundigen. »Bei uns ist es ähnlich wie in Deutschland. Nach jedem Krieg wurde umorganisiert. Die Police judiciaire, die Kriminalpolizei also, arbeitet vor allem im Grenzgebiet eng mit der Gendarmerie und dem Zoll zusammen. Sie sind wohl nicht von der Mordkommission?« fragte er Kriminalrat Sörensen. »Vielleicht vom Ministerium?«
»Nein – auch vom Präsidium, aber ein anderes Kommissariat oder Dezernat könnte man sagen. – Staatsschutz.«
»So eine Art ›007‹?
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