Jagdhaus in Der Eifel
Zusammenhang erörtert werden? Um mein Privatleben geht es doch wirklich nicht.« Hedwig Bessener wirkte zunehmend reservierter.
»Natürlich nicht«, erklärte Freiberg, der das Gespräch offen halten wollte. »Wir möchten mehr über Brigitte Fournier hören.«
»Na ja, die Kaffeerunde schleppte sich noch eine Weile hin. Eigentlich waren wir froh, die beiden Sekretärinnen auch, daß Brigitte nicht mehr lange geblieben ist.«
»Dann war der Hinweis auf das Telefongespräch nur eine Ausrede?«
»Schon möglich – ich weiß es nicht.«
»Eine Frau wie Brigitte Fournier lebt wohl kaum ohne Beziehungen?«
»Männer oder Frauen?«
»Sie haben die freie Wahl der Antwort.«
»Nehmen Sie die Gentlemen first, vielleicht ist das leichter für Sie zu beantworten«, warf Lupus ein.
Hedwig Bessener fühlte sich sichtlich unbehaglich und wechselte den Ton. »Ich bin nicht ganz so lange im Ministerium wie die Fournier. Der Minister macht seine zweite Legislaturperiode, ich bin mit ihm aus der Fraktion gekommen. Den Hausklatsch über die Fournier möchte ich Ihnen nicht servieren.«
»Aber genau der würde uns interessieren«, sagte der Kommissar.
»Von mir nicht! Ich halte mich an Fakten. Brigitte Fournier war vier Jahre im Vorzimmer von Dr. Nattinger, dann einige Zeit bei Ministerialdirigent Semper und schließlich bei Ministerialdirektor Aston. Jeder Wechsel bedeutete eine Höhergruppierung. Bei Beamten würde man sagen eine Beförderung.«
»Was ließe sich daraus folgern?« insistierte Lupus.
»Sie führen die Ermittlungen, nicht ich. Schlußfolgerungen sind Ihre Sache, nicht meine«, sagte Hedwig Bessener kühl.
»Bei so schnellen Karriereschritten kann eine Dame schon mal ins Stolpern kommen oder jemandem im Wege sein«, meinte Kommissar Freiberg wie beiläufig, wartete aber gespannt auf ihre Reaktion.
Es schien, als ob Hedwig Bessener zu einer Entgegnung ansetzen wollte. Sie schwieg dann aber.
»Eine Frage werden Sie noch gestatten. Worum ging es am Donnerstag in der Eifel? Das Beisammensein ist in den Akten von Kriminalrat Sörensen vermerkt.«
»Es hat sich so ergeben. Wir haben uns dort öfter getroffen – ganz zwanglos. Früher war der Kreis größer. Jetzt sind wir alle älter geworden.«
»Kälter auch?« wollte Lupus wissen.
»Ihr Kollege macht einem die Aussage nicht gerade leicht, Herr Freiberg. Wem soll ich nun antworten?«
»Mir. Die Bemerkungen meines Kollegen erfordern nicht immer eine Antwort.«
»Gut also. Wir hängen an der Jagd, vielleicht auch an den Erinnerungen.«
»An lieben Gewohnheiten vielleicht noch mehr?« konnte sich Lupus nicht enthalten, dazwischen zu fragen. Ihm ging ihre Art »von oben herab« gegen den Strich.
Hedwig Bessener zuckte zusammen. Man spürte ihr zunehmendes Unbehagen. Bald würde sie gar nicht mehr reden, fürchtete Kommissar Freiberg. Obwohl er für das Verhalten von Lupus viel Verständnis hatte, mußte er ihn bremsen, um das Gespräch laufen zu lassen.
»Wer ist ›wir‹ in der Jagdhütte?«
»Am Donnerstag waren es der Kollege Semper, Dr. Nattinger mit Frau und ich.«
»Und Brigitte Fournier war nicht mit von der Partie?«
»Nein, sie war diesmal nicht dabei.«
»Sie sind also allein hingefahren?«
»Ja, allein. Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Brigitte Fournier war nicht mit im Auto. Sie hat ja ihren eigenen Wagen.«
»Und der stand am Dienstag danach immer noch auf dem Parkplatz.«
»Was weiß ich – ich sagte doch, die Fournier ist nach dem Geburtstagskaffee gegangen. Ich habe ungefähr eine Stunde später Schluß gemacht. Auf dem Wege zum Parkplatz habe ich noch einige Worte mit dem Bürodirektor gewechselt. Unsere Fahrzeuge standen nebeneinander. Beim Ausrangieren hat er mir die Vorfahrt gelassen. Sie sollten ihn fragen, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Wir glauben Ihnen auch so«, meinte Kommissar Freiberg.
Hedwig Bessener schaute erst ihn und anschließend Müller prüfend an.
»Und was für einen Wagen fahren Sie?«
»Ich bin die Frau mit dem Porsche, wie man hier im Hause sagt.«
»Ei, teuer, der 924 – oder noch größer?«
»Nein, der 911 Coupe – gebraucht gekauft.«
»Sie sagten, Ministerialdirigent Semper sei in der Hütte gewesen?«
»Ja, er und Dr. Nattinger. Dessen Frau kam später.«
»Es muß doch einen besonderen Grund für dieses Beisammensein gegeben haben? An einem normalen Arbeitstag in der Woche!«
Hedwig Bessener hielt mit der Antwort zurück.
»Kommen Sie uns jetzt nicht mit der Jagd«,
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