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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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auf dessen Methoden konnten sich bisher beide Seiten berufen«, vertiefte Kommissar Freiberg den Gedanken. »Als der ›Gröfaz‹ das Reich verpulvert hatte, kam es nur auf den Zufall an, ob ein Spezialist alter Couleur diesseits oder jenseits des Eisernen Vorhanges vom Nachrichtendienst vereinnahmt wurde. Das hatte auch sein Gutes. Die alten Hasen kannten die alten Touren und wußten schon von der Methode her, welch lieber Kollege welches Ding angeleiert hatte. Jetzt gibt es zu viele neue Gesichter und neue Methoden auch.«
    Lupus bekundete Zustimmung. »Der größte Feldherr aller Zeiten hat prächtige Pflanzen gedeihen lassen. Unsere Gehlen-Nachfolger werden ganz neue Tugenden zu entwickeln haben. Vielleicht demokratische! Das wäre wirklich ein Knüller. Stellt euch vor: Zum Abhören demokratische Wanzen, Ermittlungen durch Mehrheitsbeschluß, klären, ob es Spionage war oder Selbstverwirklichung in der Friedensarbeit. War die Tote das Opfer einer Verstrickung oder ist der Täter ein Opfer der gesellschaftlichen Zwänge?«
    »Lupus, laß die Gesellschaftskritik und ruf beim Flughafen an, welche Nachtcharter vor drei Wochen geflogen worden sind. Halt! Warte noch. – Ahrens, wer war am Donnerstag vor drei Wochen in der Jagdhütte und wann?«
    »Nach den mageren Papieren des neunzehnten K nur ein Ministerialdirigent Semper und ein Dr. Nattinger mit seiner Frau. Dann noch die Hedwig Bessener. Das ist alles. Die Zeit ist mit ›abends‹ angegeben.«
    »Grund des Treffens?«
    »Es hat sich so ergeben, steht da, sonst nichts.«
    Lupus nahm die Bemerkung auf. »Den Satz haben wir heute gleich zweimal gehört – und wissen jetzt doch etwas mehr als die Neunzehnmalklugen. Dieser ehrgeizige Herr Doktor wollte von der Bessener wissen, wie es zu jener Zeit um seine Karriere bestellt war. Jetzt ist er endlich am Ziel. Die liebe Frau Gemahlin war auch mit dabei. Und Musik macht da ja auch wohl einer, der Herr Dirigent Semper.«
    »Spinner«, sagte Freiberg, »verwirr hier den Laden nicht. Wir müssen uns erst an die ministeriellen Dienstgrade gewöhnen. So freche Hunde wie du lernen nie, in welchen Hierarchien sie wildern dürfen. In Uniform wären das Generale und Oberste. Und was Generale für unser Land bedeuten, hast du in letzter Zeit ja oft genug in der Zeitung lesen können. Respekt also.«
    »Jawoll, Herr Hauptmann «, trompetete Lupus. »Aber du hast zu lange bei der Bundeswehr gedient. Das hier sind keine Dienstgrade, sondern Amtsbezeichnungen. Nur bitte nicht schon wieder ›Hund‹. Jeder Wolf fühlt sich bei dieser Ansprache degradiert und stellt seine Mitarbeit ein.«
    »Jetzt reicht’s aber wirklich, Lupus. Im übrigen war ich Leutnant der Reserve und kein Hauptmann. Und nun klär endlich die Sache mit dem Charterflug.«
    »Mais oui, mon ›Beinahe-Capitaine‹, ich eile.«
    In der Runde am Besuchertisch wollte keine richtige analytische Stimmung aufkommen. »Brain stormte« nicht. Kaffee war auch nicht mehr in der Kanne, weil Fräulein Kuhnert ihren Dienst schon beendet hatte. Als Lupus Müller aus dem Nebenraum zurückkam, sah er müde Kollegen, die mit ihren Blicken lustlos in der Luft herumstocherten. Er freute sich, eine belebende Bemerkung landen zu können.
    »Ich habe eine durchgreifend schöne Nachricht von der Flughafeninformation.«
    »Wir sind gespannt. Schieß los!«
    »Schon seit Ende der Saison des vergangenen Jahres wurden die Nachtcharterflüge nach Portugal eingestellt. Nur Linienmaschinen fliegen ab Wahn, aber auch nicht zu der Zeit, die uns die Bessener in bezug auf den Ministerialdirektor angegeben hat.«
    »Sie sagte doch, er sei am Freitag um halb elf Uhr abends geflogen. Dann kann ihre Angabe nicht stimmen«, überlegte Kommissar Freiberg laut.
    »Doch, es stimmt. Fast alles stimmt. Sogar ziemlich genau. Der Abflug der ›Classic-Tour‹-Charter erfolgte um zweiundzwanzig Uhr. Aber nun ratet mal von wo?«
    Einer der Beamten am Tisch blickte auf. »Ab Düsseldorf.«
    »Gedacht! Das hätte die Sache vereinfacht. Nein, unsere Maschine startete ab Luxemburg.
    Die Flüge seien dort viel zu billig, hat mir die Stewardeß von der Auskunft noch geklagt, und in ihrer Stimme bebte das gekränkte deutsche Herz. Wenn es sich um Geld dreht, gehen zu viele Deutsche fremd. – Höhere Beamte voran, darf ich gehorsamst hinzufügen.«
    »Und wie kommt man von hier nach Luxemburg? Anschlußflüge?«
    »Keine, man nimmt das Auto, fährt über die Autobahn bis Trier und dann über die B neunundvierzig,

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