Jagdhaus in Der Eifel
gleich.
Kapitel 13
In wenigen Minuten hatte Hauptkommissar Freiberg seine Mitarbeiter im Präsidium zusammengetrommelt. Er versuchte telefonisch zu klären, ob Kriminalrat Sörensen noch im Hause war. Gern hätte er dessen Vorkenntnisse und Erfahrungen in das erste Gespräch mit einbezogen. Sörensen war aber schon gegangen, froh, die Verantwortung für die Ermittlungen im Fall Fournier bei einem anderen Kommissariat zu wissen. Sollte sich erst einmal der Freiberg mit der neuen Lage vertraut machen.
Dieser hatte seinen Drehstuhl vor den Schreibtisch gezogen und sich dadurch in die Besprechungsrunde eingegliedert. Der junge Ahrens und zwei weitere Beamte hatten an dem Besuchertisch Platz genommen, der zur Standardausrüstung des Dienstzimmers eines Kommissars gehört. Die Einrichtung war schlicht, einigermaßen zweckmäßig und in dem gelblich braunen Holzton gehalten, der nach Auffassung der Beschaffungskommission dem Raum die Nüchternheit und Strenge nehmen soll. Dieser Ausstattungsgedanke muß sich über Jahrzehnte in den Behörden epidemisch verbreitet haben, denn andere als in dieser Farbe eingerichtete Büros ließen nur höheren Chargen die Arbeit leichter werden. Aber die Technik funktionierte vorzüglich. Durchwahltelefone nach dem neuesten Stand mit Speichertasten für die wichtigsten Rufnummern waren vorhanden. Der Zugang zum Fernschreib- und Funknetz klappte auf Anhieb. Die Apparate des Kommissariats waren freigeschaltet für Ferngespräche beliebiger Entfernung.
Lupus Müller hatte sich den Stuhl gleich neben der Eingangstür herangezogen. Das war sein Stammplatz. So konnte er sofort die Schreibkraft im Nebenzimmer erreichen, bei der die Telefongespräche ankamen, wenn die Beamten ihre Ermittlungen außerhalb des Hauses führten. Von dort kamen auch Kaffee und Tee. Fräulein Kuhnert machte regen Gebrauch von der kleinen Teeküche gegenüber am Ende des Flures. Sie verwaltete die dafür eingerichtete Gemeinschaftskasse, die durch Umlagen bei den Kollegen von Zeit zu Zeit aufgefüllt werden mußte.
»Also, von welchen Erkenntnissen haben wir jetzt, knapp vierundzwanzig Stunden nach dem Auffinden der Leiche von Brigitte Fournier auszugehen?« eröffnete der Kommissar das Gespräch und gab gleich die Antwort darauf: »Wir haben die bisherigen Ermittlungsergebnisse vom neunzehnten K, dann die Überstellungsakten der belgischen Polizei und die erste Aussage von Frau Hedwig Bessener, persönliche Referentin des Ministers, die auf eine noch nicht ganz geklärte Weise mit Brigitte Fournier freundschaftlich verbunden war.«
»Sie duzten und sie liebten sich – Fragezeichen? Oder sie duzten und sie haßten sich – Ausrufezeichen!« fügte Lupus Müller hinzu. »Groß muß der Unterschied in der Seelenspannung ja nicht sein, manchmal genügt sogar der kleine Unterschied. Aber daran scheint es in dieser Beziehung möglicherweise zu fehlen.«
»Was haben wir noch?« fuhr Kommissar Freiberg fort. »Die Leiche im Gerichtsmedizinischen Institut. Doktor Sendlinger wird morgen den Befund hereingeben. Nach den Feststellungen der Belgier ist der Tod durch Kopfverletzungen eingetreten. Spuren von Mißhandlungen oder von einer Vergewaltigung waren bisher nicht erkennbar. Unser Pathologe übernimmt keinen fremden Befund und wird gründlich wie immer obduzieren. Wir müssen uns gedulden. Morgen wissen wir mehr.«
»Ist der Fundort der Tatort?« fragte Ahrens.
»Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Es spricht alles dafür, daß die Tote nur versteckt oder beiseite geschafft werden sollte. Was auch für längere Zeit gelungen wäre, wenn der deutsche Zollhund die belgische Grenze respektiert hätte.«
»Ob die Zöllner den geschockten Bello vom Leichenhund wieder auf Haschhund umschulen können?« wollte Lupus wissen.
»Wenn du deinen schlauen Rat dazu gibst, ist auch beim Zoll kein Ding unmöglich«, sagte Freiberg, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Ahrens, was geben die Akten vom Kollegen Sörensen noch her?«
Der jüngere Ahrens vermochte aus jeder Akte das letzte herauszufiltern. Ihm entging nichts, was für den Lauf der Ermittlungen Bedeutung haben konnte. Jetzt schüttelte er resignierend den Kopf. »Wenig – oder genauer: nichts! Entweder haben die vom neunzehnten K keinen Dampf mehr drauf oder die Stasi-Leute sind wirklich Profis geworden, wenn sie ihre Hand im Spiel haben.«
»Auf Großdeutschlands Abwehrchef Canaris, den die Nazis schließlich doch noch geschafft haben, und
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