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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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in guter Erinnerung behalten.«
    »Richtig«, sagte Lupus, »was ein Wolf nicht schafft, frommt auch den Lämmern nicht.«
    »Ihr Männer gönnt einem aber auch gar nichts in diesem Job«, grummelte sie. »Wie kann eine Frau mitarbeiten, wenn sie so unterdrückt wird?«
    Walter Freiberg dachte an die Beethovenstraße und den Leukoplaststreifen über der Klingel: Viermal tüchtig drücken. Das würde auch Fräulein Kuhnert auf andere Gedanken bringen. Aber er schwieg, denn erklären konnte er die Zusammenhänge doch nicht.
    »Damit die Dienstgeschäfte nicht einschlafen, wenn meine Herren durch Wald und Flur streifen und mich mit dem Mord allein lassen, habe ich Herrn Aston angerufen. Er wird zwischen zehn und elf Uhr hier sein, um das Protokoll zu unterschreiben«, sagte Fräulein Kuhnert. »Gute Sekretärinnen sollte man übrigens nicht so lange allein lassen, damit sie nicht verführt und dann umgebracht werden. Ich zweifle allerdings, ob der Herr Ministerialdirektor sich freut, Sie beide wiederzusehen.«
    »Gut so, dann können wir ihn gleich fragen, was er für Holz vor der Tür hat.« Freiberg hob die Plastiktüte zum Licht. »Was ist das? Doch nichts vom rohen Ast?«
    Lupus trat vor. »Laß bitte mal sehen. Ziemlich glatt auf der einen Seite. Ich tippe auf Buche – ja, gewiß Buche. Bestimmt keine Fichte oder Kiefer.«
    »Die werden im Labor schon herausfinden, was das sein soll und ob sich etwas von unserer Entschlafenen daran befindet.«
    »O Mann! Wenn wir uns schon wie Seelsorger ausdrücken wollen, setz bitte das Wörtchen ›sanft‹ hinzu. – ›Sanft entschlief nach einem heftigen Schlag auf den Kopf…‹ Die Kriminalpolizei rät: Vorsicht im Umgang mit Menschen! – Mein hoher Chef und Kegelbruder, du mußt wohl eine unruhige Nacht verbracht haben. Sir Henrik darf sich freuen.«
    »Ich habe nicht mehr das Gefühl, daß es sehr einfach sein wird, die verknotete Angelegenheit aufzudröseln«, sagte Freiberg mehr zu sich selbst.
    »Ob der Stasi im Westen lautlose Holzkeulen einsetzt, um sich überflüssig gewordene Mitarbeiter vom Halse zu schaffen? Vielleicht hat das neunzehnte K etwas Ähnliches in seinem Kuriositätenkabinett. Ruf doch mal bei Sörensen an«, ermunterte Lupus seinen Chef.
    »Der wird sehr mild mit mir umgehen, um nicht zu sagen sanft, wenn ich ihn so etwas frage.«
    Aber Kommissar Freiberg hatte ohnehin zugesagt, Sörensen den Obduktionsbefund mitzuteilen und griff zum Telefon. Er las den Text auszugsweise vor.
    Kriminalrat Sörensen sah in dem Untersuchungsergebnis ebenfalls keinen Fingerzeig, der die bisherigen Ermittlungen weiterführen könnte. Ganz vorsichtig formulierte Freiberg die Frage, ob beim 19. K Fälle bekannt seien, in denen man Spione oder Kontaktpersonen mit einer Holzkeule erschlagen habe.
    Ein gequältes, fast mitleiderregendes Lächeln lief über sein Gesicht, als er ganz langsam den Hörer auflegte. »Lupus, weißt du, was Sörensen gesagt hat?«
    »Na?«
    »Wir von der Mordkommission seien wohl sanft bescheuert.«
    »Total?«
    »Nein. Sanft.«
    »Schlimm, ganz schlimm! Welch ein Rückschlag bei der Suche nach der Wahrheit. Also lassen wir die sanfte Tour.«
    »Die Herren brauchen Kaffee – ich auch!« rief Fräulein Kuhnert aus dem Nebenzimmer und fing an, mit heftigem Geklapper das Geschirr auf dem Tablett bereitzustellen.
    Die Pause wurde länger als gedacht. Lupus und Freiberg schwelgten von der Eifel und erklärten Fräulein Kuhnert mit angemessenen Worten die Bedeutung der Futterplätze für das Wild und die einer Jagdhütte für die Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen.
    Die Räume waren noch nicht richtig vom Kaffeeduft gelüftet, als Ministerialdirektor Aston vom Pförtner gemeldet wurde.
    Er war früher gekommen und machte einen nicht mehr ganz so gespannten Eindruck. Kommissar Freiberg gab ihm das von Fräulein Kuhnert sorgfältig geschriebene Protokoll und sagte: »Ich hätte noch ein paar ergänzende Fragen. Aber bitte, lesen Sie erst.«
    Henrik Aston, erfahren im Erfassen des wesentlichen Sachverhaltes in Berichten und Vorlagen, las die Seiten zügig durch, griff in die Innentasche seines Jacketts, zog einen Füller heraus und unterschrieb, ohne auch nur eine Silbe zu sagen. Dann fragte er: »Sind Sie weitergekommen? Darf ich mich entlastet fühlen?«
    »Das hängt von den Antworten ab, um die ich jetzt bitten möchte. Wir halten das in einem ergänzenden Vermerk fest.«
    Freiberg versuchte eine Suggestivfrage.
    »Warum haben Sie das

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