Jagdhaus in Der Eifel
haben.«
»Ja, wenn es so war.«
»Du zweifelst? Kaminholz vom Tischler. Stuhlbein oder so vor den Kopf. Peng! Aus! Weg damit!«
»Möglich. Aber warum?«
»Denk an Mittwoch um Mitternacht, der mißlungene Versuch, das reicht.«
»Was war am Freitag, verdammt, was war am Freitag, Lupus? Los – sofort – bestell den Wagen. Irgendeine Zwergenkiste. Ahrens kann fahren, wenn die Fahrbereitschaft mauert. Jetzt will ich wissen, was diese Fournier am Freitag im Ministerium getan hat und wann sie gegangen ist. Und wenn wir alle dreihundert Mitarbeiter einzeln befragen müssen. Jeder Amtsbote und Pförtner wird gehört! Fräulein Kuhnert soll uns anmelden – beim Bürodirektor und beim Sicherheitsfritzen. Aston erfährt nichts. Den werde ich gleich verabschieden.«
»Dann geht er ab durch den Kamin!«
»Und wenn schon, im Grunde wissen wir auch jetzt nicht mehr von ihm und über ihn als vorher. Kaminholz – wer von den besseren Leuten am Kottenforst hat das nicht? Und ob am Weißen Stein Buchenholz wächst oder gelagert wird, ist auch noch nicht klar. Ich sage dir, Lupus, vierundzwanzig Stunden sind aufzuklären: Donnerstag nach Dienstschluß bis Freitag gleiche Zeit. Dann ist Aston entweder aus dem Schneider oder wir sperren ihn ein.«
»Gleich mit Haftbefehl? Soll uns die Kuhnert die Anträge schon vorbereiten?«
»Warte!« Freiberg wollte seine Gedanken noch zu Ende führen. »Sie hat ihr Auto auf dem Parkplatz stehen lassen. Irgendwer muß sie von dort mitgenommen haben.«
»Der Gedanke ist nicht neu, Chef. Aston war das, wer denn sonst? Oben am Sportplatz hat er sie aufgegabelt. Bis dahin sind es acht bis zehn Minuten bergauf. Das schafft ein flottes Mädchen leicht.«
»Facts, Lupus, Facts brauchen wir – keine Spekulationen.«
Der Kommissar bat Henrik Aston herein. Fräulein Kuhnert hatte die Reinschrift fertig und wartete auf die Fortsetzung der Vernehmung.
»Ist das Ihr Text, Herr Aston?«
»Ja.«
»Sie unterschreiben?«
»Ja.«
»Fräulein Kuhnert, bitte mit der Hand zusetzen ›v. g. u.‹ also: vorgelesen, genehmigt, unterschrieben. Einverstanden?«
Ministerialdirektor Aston zog abermals seinen Füller und setzte seinen Namen unter die drei Buchstaben. Kommissar Freiberg gab ihm die Autoschlüssel zurück. »Danke«, sagte er kurz. »Bitte entschuldigen Sie die Kürze des Gesprächs. Wir haben noch ein paar dringende Feststellungen zu treffen.«
»Und ich?«
»Sie können nach Hause fahren. Aber bitte, bleiben Sie in Bonn. Wir werden das überwachen.«
Die Fahrbereitschaft hatte den allerletzten Kadett bereit gestellt. Natürlich war auch kein Fahrer verfügbar. Aber Kriminalmeister Ahrens war in diesem Fall sogar nützlicher. Er schaffte den Weg zum Ministerium am Venusberg in Rekordzeit, als gelte es eine Rallye zu fahren. Beim Denkmal dreier Kriege unter dem Lindendach scharf links hoch, rechts eine leerstehende Kneipe, dann teure Villen, gegenüber das alte Feuerwehrhaus, nach einer kräftigen Steigung und ein paar engen Kurven die Dornenburg. Der Schlagbaum bei der Eingangskontrolle stand fast senkrecht. Der Pförtner war aus dem als schußsicher geltenden Abfertigungshäuschen herausgetreten.
Ahrens bremste hart. Bevor die Autoinsassen ihre Dienstausweise in der Hand hatten oder ihr Anliegen vorbringen konnten, sagte der Pförtner: »Die Herren von der Mordkommission – bitte gleich durchfahren. Sie werden im Hof von Herrn Dr. Rimberger erwartet.«
»Danke«, sagte Freiberg.
»Wie das klappt«, freute sich Lupus. »Jetzt wirkt der Gruseleffekt. Wußt’ ich’s doch! Die Kuhnert hat prima gespurt.«
Dr. Rimberger war ganz Aufmerksamkeit und Bereitschaft. Begrüßung, Vorstellung, Händedruck. In seinem Dienstzimmer, auch mit Blick auf das Rheintal, allerdings mit nur drei Fenstern, warteten der Personalreferent Dr. Dederichs und Bürodirektor Karl Runge, verantwortlich für den inneren Dienst. Frau Wenge, die Vorzimmerkraft des Sicherheitsreferenten, hielt sich für Schreibarbeiten bereit und Frau Limbach vom Personalreferat sah noch einmal die Abwesenheitsliste durch.
Ahrens war zur Fahrbereitschaft des Ministeriums weitergefahren, um dort Erkundigungen einzuziehen.
»Uns hat heute morgen schon die Zeitungsmeldung überrascht, daß die Fournier ihrem Schicksal nicht entgangen ist. Crime does not pay, Verrat zahlt sich erst recht nicht aus«, stellte Dr. Rimberger fest. Seine Stimme hatte diesen metallenen Klang, der manchem Vorgesetzten so angenehm dünkte, wenn er in den
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