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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Vergnügen? – So ist es doch! Da fragt man sich wirklich, warum einer von den beiden dem fleißigen Irenchen an den Kragen gehen sollte«, folgerte Sabine. »Und du Gissy, was meinst du?«
    »Passiert das eigentlich öfter?« wollte Gissy wissen.
    »Was, daß wir eine Ermordete finden? Das ist der Alltag meines Kommissariats.«
    »Fürchterlich, wie sich das anhört: die ›Ermordete‹. Kannst du das nicht anders ausdrücken? So wie bei den kommerziellen Bestattungsunternehmen, also gefälliger und sanfter für zarte Seelen, wie wir es sind: die Entschlafene, die Verstorbene, die Verblichene, die Von-uns-Gegangene, oder die Verschiedene. Die Gefallene – nein, das wäre nicht fair den wirklichen Helden und den leichteren Mädchen gegenüber. Die Tote. Auch nicht. Die überlassen wir lieber den Medizinern. Ich habe aber was anderes gemeint. Wie ist das mit dem ›bi‹ und ›tri‹, hat die Polizei öfter damit zu tun?«
    »Nein, das interessiert sie nicht einmal, jedenfalls nicht dienstlich, wenn es die Erwachsenen tun. Oberschlaue Soziologen und Psychiater mit der begrenzten Erkenntnisfähigkeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wollen ermittelt haben, daß es fünfundzwanzig Millionen Lesbierinnen gibt und davon einen hohen Prozentsatz bisexueller. Die Triolentypen sind noch nicht ausgezählt.«
    »Das beeindruckt gar nicht«, stellte Gissy fest. »Nimm mal die bald fünf Milliarden menschlicher Wesen auf unserem geplünderten Planeten. Wie wollen die Eggheads eigentlich wissen, was sich in China oder Indien tut, wo sich fast die halbe Menschheit vermehrt?! Fünfundzwanzig Millionen Sapphoschwestern, das ist doch nur eine schutzwürdige Minderheit. Fein, was man als Jungfrau alles lernen darf.«
    »Was ist nun mit dem Motiv?«
    »Nichts, keines in Sicht. Wenn alles so viel Spaß macht, warum sollten sie dann eine der Frauen gewaltsam entschlafen lassen?«
    Walter Freiberg hob belehrend den Finger. »Hugh, meine Jury hat gesprochen, ohne allerdings ganz sachkundig zu sein. Das ist ein Manko und vermag die Entscheidung noch nicht zu tragen.«
    »Waldi«, sagte Sabine sanft aber deutlich, »deine Logik ist defekt. Auch die Geschworenen im Mordprozeß benötigen keine praktische Erfahrung, sondern nur das, was ermittelnden Beamten so gut anstehen würde: gesunden Menschenverstand nämlich.«
    »Lassen wir’s dabei bewenden«, dämpfte Walter den aufkommenden Eifer. »Studiert die Weltliteratur, lernt von den Völkern und bleibt auf dem Pfad irgendeiner Tugend. Übrigens, ich wüßte da noch jemanden, der mit nostalgischen Gefühlen bei fünfhundertneunzig Meter über Normal Null herumgekrochen ist, der es auch mal versuchen wollte und dem die Panzerhöcker zu klein geworden waren, der aber nichts und niemanden im Wald verscharrt haben will. Doch das ist eine andere Geschichte.«
    »Himmel hilf, Gissy!« Sabine schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Der Commissarius flippt aus. Spricht er von Kamelen, Panzerechsen oder von sich selbst? Wir müssen ihm Gelegenheit geben, sich einer Kur zu unterziehen und unser Essen zu bezahlen. Jetzt nur keine weiteren Logo-Tests.«
    Damit sprangen die Mädchen auf und waren schon die Treppe hinuntergefegt, als Walter Freiberg noch oben stand und sich fragte, wieviel Schutzengel rund um die Uhr eingesetzt werden mußten, um die beiden nebeneinander ohne Sturz einen vier Meter tiefer liegenden Ausgang mit soviel Getöse erreichen zu lassen.
    »Bei Fernando«, der Studentenkneipe im nördlichen Altstadtviertel, langten die Poltergeister kräftig zu. Sie suchten im Wein nach der Wahrheit. Walter trank erst ein kühles Bier, dann nur eau minerale gazeuze, wodurch sich die inneren Werte auf ein gemeinsames Niveau einpendelten.
    Gissy fühlte sich bald stark genug, jeden Einsatz zu wagen und wollte ihrem Informatiker beim Computerfüttern helfen. Sabine war überzeugt, die Entspannung durch Bewegung fördern zu müssen und hatte nichts mehr dagegen, daß der Spiritus Vini – wie auch die alten Römer schon wußten – den Schlaf verkürzt.

 
    Kapitel 19
     
     
     
    Dr. Sendlingers Obduktionsbefunde zeichneten sich dadurch aus, daß sie gründlich und meist auch verständlich waren. Der Bericht über Brigitte Fournier war nicht die Darstellung einer fast verwesten Toten mit zerschmettertem Schädel, die wochenlang im Wald gelegen hatte und einen Anblick bot, der auch starke Menschen schaudern macht. Dieser Bericht war das Bild eines menschlichen Geschöpfes, das sein

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