Jagdhaus in Der Eifel
Ohren der Untergebenen dröhnte.
»Wir, Herr Dr. Rimberger, haben einen Mord aufzuklären«, sagte Kommissar Freiberg. »Ein gesundes Vorurteil kann manchmal hilfreich sein, doch nicht in unserem Geschäft.«
Der Personalreferent und der Bürodirektor sahen bei dieser Bemerkung recht zufrieden aus, der Sicherheitsreferent weniger. Er wollte schließlich Sachverstand und Eifer bekunden.
»Ich habe Kriminalrat Sörensen jede Unterstützung gewährt. Er hat alle Informationen. Das reicht glatt, um zwei Fälle aufzuklären. Aber bitte, wenn Sie auch noch Fragen haben.« Der Klang war jetzt nach rostigem Metall.
»Ich habe ein paar ergänzende Fragen.« Kommissar Freiberg ließ keinen Zweifel, daß er es war, der den Kurs dieses Gesprächs zu bestimmen gedachte. »Wo war Brigitte Fournier vor ihrem Verschwinden, also vor gut drei Wochen am Freitag?«
»Im Dienst«, erklärte Dr. Rimberger von oben herab. »Wo denn sonst!«
»Sie steht ab Montag als fehlend in der Abwesenheitsliste«, sagte der Bürodirektor.
»Wir haben das am Dienstag danach alles gründlich ermittelt«, ergänzte der Personalreferent.
»Dann möchte ich gern mit den Damen und Herren sprechen, die am Freitag mit Brigitte Fournier Kontakt gehabt haben, sei es im Dienst, in der Kantine, sonst auf dem Gelände oder privat«, forderte Kommissar Freiberg.
»Das dürfte kein Problem sein«, warf Dr. Rimberger hin.
Der Personalreferent und Bürodirektor Runge sahen sich etwas verlegen an. Karl Runge sagte: »Namen haben wir nicht. Aber nach den Akten fehlte sie ab Montag.«
»Ich habe Donnerstag mit ihr gesprochen. Sie hat die Beihilfenanträge von Sir Henrik abgeliefert. Das war, wie sie wissen, der Leiter der Abteilung zwo, Ministerialdirektor Aston«, erläuterte Dr. Dederichs.
»Freitag, meine Herren, der Freitag ist wichtig«, unterbrach Kommissar Freiberg.
»Das ist der Tag, an dem es in der Kantine nach Fisch riecht«, half Lupus nach.
So schweigsam wie jetzt, alle Hilfe beim Gegenüber suchend, sahen sich die höheren Beamten des Ministeriums selten in die Augen.
»Freitag, meine Herren«, wiederholte Freiberg.
Das Schweigen wurde undurchdringlich wie der Londoner Nebel.
»Aber meine Herren. Ich muß doch bitten! Was hat mir denn das Haus gemeldet?« Dr. Rimberger schaute gekränkt und zugleich rachedurstig in die Runde. Er wählte den unpersönlichen Ausdruck. Es klang wie Metallstanzarbeit. »Hat man mir und damit der Polizei Prämissen unterschoben, die schlichtweg falsch sind? Hier wird einiges hausintern zu klären sein. Ja, bitte, wo war denn die Fournier am Freitag?«
»Genau das ist meine Frage.« Kommissar Freiberg schüttelte den Kopf und dachte: Wie im Hochhaus – keiner weiß, was der andere tut. Höchst effizient, wie hier gearbeitet wird.
Lupus zog einmal den rechten, dann den linken Mundwinkel hoch, überlegte kurz und fragte: »Hat das Haus eine Rundsprechanlage?«
»Ja, und sie funktioniert manchmal auch«, antwortete der Bürodirektor.
Kommissar Freiberg wandte sich ihm zu. »Bitte formulieren Sie eine Durchsage. Jeder, der mit der Sekretärin Fournier am Freitag vor ihrem angeblichen Verschwinden Kontakt gehabt hat, soll sofort diese Telefonnummer anrufen.«
»Eigentlich ist die Anlage nur für Chefdurchsagen gedacht und für Terroristenwarnungen. Was durchgegeben wird, hört das ganze Haus, auch der Minister und der Staatssekretär.« Dem Sicherheitsreferenten war unbehaglich. Das würde Ärger geben, wenn der Freitag nicht in Ordnung war. Seine Verantwortlichkeit war es nicht. Der innere Dienst hatte versagt.
»Wollen Sie unsere Ermittlungen blockieren?« fragte Kommissar Freiberg im Ton einer Zurechtweisung.
Dr. Rimberger zuckte zurück. »Nein, ganz gewiß nicht.«
Bürodirektor Runge ging schleppenden Schrittes aus dem Raum. Einige Minuten später quäkten im gesamten Ministeriumsbereich die Lautsprecher, in allen Fluren, im Keller, in den Werkstätten und in der Fahrbereitschaft. Sogar auf dem Parkplatz und über die Straße hinweg konnte jeder hören, welche Auskünfte die Mordkommission im Falle Fournier haben wollte, und zwar schnellstens. Die schlauen Denker in den Dienstzimmern wußten sofort, daß etwas faul war im Staate Dänemark am Venusberg. Der Montag als Tag des Verschwindens ins Stasi-Land war oft diskutiert worden, doch ging es nun um den Freitag davor. Für Gesprächsstoff am Mittagstisch war gesorgt, und Mutter zu Hause durfte am Abend etwas mitgruseln.
Prompt klingelte das Telefon. Dr.
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