Jagdhaus in Der Eifel
Kuhnert wissen.
»Pfeffer, liebes Kind, wir haben uns für die Damen auf Pfeffer geeinigt«, stellte Lupus fest und rieb sich die Hände.
Jemand klopfte an Fräulein Kuhnerts Tür zum Flur. Die Tür ging langsam auf, ohne daß zu erkennen war, wer eintreten wollte. Dann bewegte sich ein Aktenwagen um die Ecke, auf dem eine neue Schreibmaschine stand. Kriminalmeister Ahrens schob das Gefährt wie einen Kinderwagen vor sich her.
»Hier ist die längst fällige Überraschung. Mit einem schönen Gruß vom Innenminister unseres Landes. Alle Steuerzahler freuen sich, die beste Kraft der Kriminalpolizei mit einer neuen Schreibmaschine ausgerüstet zu sehen.«
Fräulein Kuhnert war wie elektrisiert. »Das ist ja ‘ne Wucht! Vollelektronik mit Kugelkopf und Korrekturband. Endlich hat es geklappt. Seit einem Jahr bin ich hinter dem Ding her.«
Sofort begann sie, den Schreibmaschinentisch abzuräumen, damit Ahrens die alte Maschine beiseitesetzen konnte, um die neue aufzustellen.
»Die Gebrauchsanweisungen werden immer dicker und schwerer«, sagte er, als er das Heft aus Hochglanzpapier auf den Schreibtisch legte und das elektrische Kabel an die Steckdose anschloß. Fräulein Kuhnert schaltete auf Betrieb und ließ den Papierwagen durch Tastendruck einige Male hin und her sausen.
Kommissar Freiberg war hinzugetreten und mahnte: »Verehrtes gnädiges Fräulein, vergessen Sie bitte nicht, unseren Termin zu vereinbaren, während Ahrens Ihnen zu Füßen liegt.«
Lupus half nach: »Wenn Sie wollen, Kuhnert, kommt der Ahrens stündlich, um da unten herumzukrabbeln und nachzusehen, ob die Kabel richtig liegen. Schade, daß er jenseits des Ganges lebt, sonst würde er bestimmt jede Schreibübung mit Ihnen gemeinsam machen. Beim Diktat muß er sich vielleicht noch besonders anstrengen.«
»Sieh an, sieh an! Unsere beiden Jüngsten wollen gemeinsam schreiben lernen«, sagte Freiberg. »Na, dann übt mal schön.« Damit nahm er die Betriebsanleitung, um sie durchzublättern. Die »beiden Jüngsten« sahen sich lachend, aber auch etwas verlegen an. Es schien ihnen bewußt zu werden, daß sie wohl ganz gute Schriftbilder zustande bringen könnten.
Nur mit halbem Ohr nahm Kommissar Freiberg wahr, daß Fräulein Kuhnert mit der Hausangestellten von Frau Nattinger sprach und einen Termin für 18 Uhr vereinbarte. Sie notierte Datum und Zeit auf einem Zettel für ihre Pinwand.
Freiberg las die Betriebsanleitung und kommentierte halblaut vor sich hin: »Wer solche Maschinen bedienen will, braucht ein Fachschulstudium. Nein, wie ist das kompliziert! Da bleibe ich doch lieber meiner alten Hackmaschine treu. Aha – auf den guten Kundendienst wird hingewiesen, den gibt’s überall im Reich der Mitte. Und sauber geht es zu, keine schmutzigen Finger mehr mit der Einmal-Cassette, jeder Buchstabe extra, wie gemalt. Hoffentlich hat die Verwaltung Geld genug, den Luxus zu bezahlen. Habt ihr das Korrekturband mal gesehen? Das weißeste Weiß meines Lebens. Fräulein Kuhnert, Ahrens wird der erste sein, um das Ding einzuweihen. Er hat um fünfzehn Uhr eine Vernehmung.«
»Die kann er in meinem Zimmer machen«, sagte Lupus spontan. »Nähe wärmt. Ich gehe rüber zu ihm und sichte die Sachen der Fournier.«
Freiberg wollte auch einen Teil zur Harmonie beitragen: »Und ich schließe die Verbindungstür, wenn es soweit ist.«
Kapitel 21
Der Kampf um ein Dienstfahrzeug sollte nicht stattfinden. Kommissar Freiberg und Lupus überboten sich darin, jeweils den anderen zum Mitfahren in ihrem Privatfahrzeug zu gewinnen.
»Wenn wir mit deinem roten R4 vorfahren, meint die Nattinger bestimmt, die Revolution habe gesiegt und wir würden sie zur Exekution abholen«, unterstrich Lupus die Einladung, mit seinem Wagen zu fahren. »Auf das Mercedes oder BMW-Niveau der provisorischen Hauptstadt brauchst du ja nicht gleich umzusteigen. Aber R4 für erwachsene Beamte? Hier? Na!«
»Ich fahre schon den dritten seit meiner Studienzeit und bleibe dabei. Pack du mal einen Kühlschrank in deinen Kohlenkasten.«
»Wir handeln doch nicht mit heißer Ware – eher wohl mit Zitronen. Beruhige dich, Chef, dieses Auto wollte meine Frau haben. Meiner Tochter hätte die Ente genügt – mir übrigens auch. Aber Madame ist nun mal gegen Wasservögel. Erfolg: Lupus zahlt für zwei fahrbare Untersätze. Fräulein Tochter hat jetzt ihre Ente und Madame dieses Mobil, mit dem ich auch mal zum Dienst fahren darf.«
»Dann soll dein Fahrvergnügen nicht
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