Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
Vom Netzwerk:
Jahren benutzt wurde. Wir brauchen eine alte Kamera, um sie abspielen zu können.«
    »Und woher kriegen wir die?«
    »Ich glaube, Großvater hat so eine.«
    »Stimmt. Du hast recht. Ich werde ihn fragen. Wann bist du wieder hier?«
    »Um halb drei geht eine Fähre von Strømstad nach Sandefjord. Die werde ich wohl erwischen. Dann bin ich gegen sechs wieder zu Hause.«
    »Okay. Fahr vorsichtig.«
    Wisting stellte die Tasse auf den Küchentisch und beendete das Gespräch, ohne Lines Erwiderung abzuwarten. Er hatte etwas entdeckt.
    Vor ihm auf dem Tisch lag eine gelbe Kassette. Eine AGFA- Kassette derselben Art, die Cecilia in ihrem Walkman benutzt hatte. Auf dieser jedoch war Wistings Name mit fetten Buchstaben geschrieben. Er hob sie auf und drehte sie herum. Sein Name stand auf beiden Seiten.
    Im selben Moment klingelte das Telefon. Diesmal war es Haber.
    »Wir haben die Bestätigung«, sagte er. »Das Suspendierungsschreiben und der Umschlag für den A-3-Beweis sind von ein und derselben Person angefasst worden. Und das warst nicht du. Ich habe deine Abdrücke eliminiert.«
    Obwohl die Kassette in Wistings Händen zu einer gewissen Verwirrung führte und die Begeisterung dämpfte, spürte er dennoch, wie zufrieden er war, die Bestätigung zu erhalten. Vor Jahren war Audun Vetti ein junger Polizeirat mit großen Ambitionen gewesen. Ein Mann, der es eilig gehabt hatte, weiter nach oben zu kommen. Ohne konkrete oder stichhaltige Beweise war der Cecilia-Fall zum Erliegen gekommen und hatte sich als möglicher Hemmschuh auf der Karriereleiter erwiesen.
    »Noch allerdings beweist das gar nichts«, fuhr Finn Haber fort. »Ich habe ihn nie bei mir im Labor gesehen und außerdem wird er sicher eine Geschichte konstruieren, die seine Abdrücke auf dem Umschlag erklären kann.«
    »Ich sorge schon dafür, dass er nicht davonkommt«, versicherte Wisting, dessen Blick noch immer auf der gelben Kassette ruhte. »Hast du alles dokumentiert?«
    »Ich habe alles fotografiert«, bestätigte Haber. »Wir brauchen nur noch eine formelle Bestätigung von Vettis Abdrücken aus dem Fingerabdruckregister.«
    Wisting war abgelenkt und nahm kaum wahr, was der pensionierte Kriminaltechniker sagte.
    »Kann ich sonst noch irgendwas für dich tun?«, wollte Haber wissen.
    »Nein, das ist ausgezeichnet«, erwiderte Wisting. »Mehr als ausgezeichnet.«
    Er dankte Haber noch einmal für die Hilfe und legte das Telefon beiseite. Dann nahm er die Kassette und ging hinauf ins Schlafzimmer im ersten Stock.
    Suzanne schlief fest. Wisting ging neben dem Bett in die Hocke, legte die Hand auf ihre nackte Schulter und rüttelte sie leicht.
    Sie erwachte langsam, streckte sich und drehte sich zu ihm.
    »Hallo«, sagte Wisting und hielt ihr die Kassette entgegen. »Weißt du vielleicht, wo die herkommt?«
    Suzanne rieb sich die Augen und befeuchtete die Lippen. »Einer der Gäste hat sie gestern auf den Tresen gelegt«, erwiderte sie und zog ihre Decke dichter heran. »Er bat mich, sie dir zu geben. Es sei wichtig, sagte er.«
    Wisting atmete schwerfällig durch die Nase aus und erhob sich.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Suzanne.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte er. »Sie kommt nämlich von Rudolf Haglund.«
    Suzanne setzte sich auf. »Dem Mörder?«
    Wisting nickte. »Er war gestern bei dir im Café.«
    »Aber …«, setzte Suzanne an und blickte abwechselnd zu Wisting und auf die Kassette. »Was ist denn da drauf?«
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete er und ging zur Tür. »Leg dich wieder hin und schlaf noch ein bisschen. Ich muss was erledigen.«
    Sie hatten keinen Kassettenrekorder mehr im Haus. Thomas hatte den CD- und Kassettenspieler mitgenommen, als er vor acht Jahren dem Militär beigetreten war. Weder er noch das Gerät waren nach Hause zurückgekommen.
    Wisting musste in die Hütte fahren, um das Band abzuspielen.
    Die Straßen waren noch immer nass. An einigen Stellen war der Asphalt von großen Pfützen überzogen. Das Wasser spritzte auf, als Wisting sie durchfuhr, und er musste die Geschwindigkeit drosseln.
    Direkt an der Küste war das Wetter unfreundlicher. Obwohl sich der Wind gelegt hatte, schäumte das Meer noch immer.
    Wisting schloss auf, betrat die Hütte und sah sich um, doch es gab keine Anzeichen eines weiteren unwillkommenen Besuchs. Line war als Letzte hier gewesen. Sie hatte die Tassen abgespült und die Dokumente über den Cecilia-Fall fein säuberlich geordnet und auf den Tisch gelegt.
    Das alte Kofferradio stand

Weitere Kostenlose Bücher