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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Vetti seinen Vornamen benutzte.
    »Er hat den Inhalt der Zigarettenkippen analysieren lassen«, fuhr Vetti fort und gab Wisting mit dem Finger ein Zeichen umzublättern.
    Wisting überflog den Text.
    Die drei Zigarettenkippen waren von einem dänischen Labor für analytische Chemie untersucht worden. Für jede Probe gab es eine Auflistung der Inhaltszusammensetzung nach Prozentanteilen. Teer und Nikotin waren zwei wiedererkennbare Bestandteile in einer langen Reihe mit chemischen Verbindungen.
    »Moderne Zigaretten sind hochtechnologische Industrieprodukte, bei denen Geschmack, Nikotingehalt und andere Faktoren während der Produktion bestimmt werden«, fuhr Vetti fort und wollte offenbar den Anschein erwecken, sich gut informiert zu haben. »Es gibt unzählige Tabaktypen und unzählige Methoden, den Tabak zu veredeln. Kautabak, Zigaretten und Drehtabak waren ursprünglich reine Naturprodukte. Moderne Tabakprodukte beinhalten eine Menge Zusatzstoffe.« Er beugte sich vor und zeigte auf die Übersichtsliste. »Ein paar der Stoffe hier sind Reste von Pflanzenschutzmitteln, die bei der Aufzucht verwendet werden«, erklärte er. »Einige Zusatzstoffe haben feuchtigkeitserhaltende Wirkung, andere werden hinzugefügt, um den Geschmack zu beeinflussen.«
    Wisting nickte. Er hatte die Schlussfolgerung der Untersuchung noch nicht gelesen, wusste aber, worauf diese hinauslief.
    »Der Punkt ist«, sagte Vetti und lehnte sich zurück, » dass die Zigarettenkippen ohne DNA-Spuren von einer anderen Tabaksorte als die mit der DNA stammen. Die Leute in diesem Labor haben sogar eine Vergleichsanalyse durchgeführt und können nun sagen, dass die Proben ohne DNA der Sorte Tiedemanns Gold Mix Nr.   3 entstammen, wohingegen es sich bei der Probe mit DNA um Petterøes Blau Nr.   3 handelt.«
    Wisting schwieg. Er konnte sich gut erinnern, dass die anfänglichen Vernehmungen von Rudolf Haglund jedes Mal unterbrochen werden mussten, wenn er eine Rauchpause einlegen wollte. Er hatte mit seinem Tabakpaket im Schoß dagesessen und sich eine Zigarette gedreht, bevor sie auf die Dachterrasse hinaufgingen. Seit seiner Festnahme hatte er das Tabakpaket bei sich gehabt. Nachdem er alles aufgeraucht hatte, musste er sich bei den Polizisten durchschnorren. Damals hatte man noch nicht einmal angefangen, über ein Rauchverbot nachzudenken. Die Ermittler hatten guten Willen gezeigt. Nicht zuletzt konnte eine Zigarette ein Verhör am Laufen halten.
    »Irgendjemand«, sagte Vetti. Er hatte den Zeigefinger erhoben und richtete ihn nun auf Wisting. »Irgendjemand hier im Haus hat die A-3-Probe mit einer Zigarettenkippe aus den Vernehmungen vertauscht.«
    Wisting konnte nichts anderes einwenden. »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.
    »Mir bleibt keine große Wahl«, entgegnete Vetti. »Sie waren der Fahndungsleiter. Ich weiß nicht, ob Sie das selbst waren oder ob es sich um eine kollektive Initiative handelte. Ich muss es der Spezialeinheit für interne Polizeiangelegenheiten überlassen, die Wahrheit herauszufinden.«
    »Die Spezialeinheit? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Falls irgendjemand aus der Ermittlergruppe tatsächlich getan hat, was Sie uns da unterstellen, dann wäre das ohnehin strafrechtlich verjährt, oder etwa nicht?«
    »Dass vielleicht niemand bestraft werden kann, ist aber kein Hinderungsgrund, um herauszufinden, wer hier ein Unrecht begangen hat. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.« Vetti zog seine Krawatte zurecht und nahm die Papiere wieder an sich. »Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich keine andere Wahl habe, als Sie zu suspendieren«, sagte er.
    Wisting öffnete den Mund, fand aber nicht die rechten Worte. »Glauben Sie, dass ich es war?«
    »Ich glaube gar nichts. Aber Sie waren der Fahndungsleiter.«
    »Und Sie waren verantwortlich für die Anklage«, erinnerte ihn Wisting.
    Audun Vettis Gesicht verfärbte sich von einer Sekunde auf die andere. »Mein Job war es, die Beweise zu verwenden, die Sie herbeigeschafft haben«, sagte er. »Ich habe natürlich darauf vertraut, dass Sie Ihren Job ordentlich verrichten.«
    Vetti erhob sich, zog ein neues Papier aus seiner Dokumentenmappe und reichte es Wisting.
    Vorübergehende Entfernung aus dem Dienst, gemäß §   16   Beamtengesetz, las er, gefolgt von seinem eigenen Namen.
    »Die Suspendierung gilt mit sofortiger Wirkung« sagte Vetti und drehte sich zur Tür. »Sie haben eine Stunde, um Ihre persönlichen Sachen zusammenzupacken, danach müssen Sie das

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