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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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ein professioneller Akteur des aktuellen Geschehens, doch die Frage war, mit wem Suzanne vielleicht sonst noch gesprochen hatte. Ingrid hätte die Nachricht entgegengenommen und dann an ihn weitergeleitet.
    Wisting fuhr sich mit der Hand über sein vom Regen benetztes Gesicht. Haber hatte sich inzwischen vom Wagen entfernt und war zu einem Birkengebüsch hinübergegangen. Es sah aus, als bräche er ein paar Zweige ab.
    »Was ist denn so wichtig?«, fragte Wisting.
    Sigurd Henden räusperte sich. »Er glaubt nicht, dass Sie es waren.«
    Wisting wandte sich zu ihm um. »Wovon reden Sie?«
    »Rudolf Haglund. Er glaubt nicht, dass Sie den DNA-Beweis manipuliert haben.«
    Wisting blickte zu einer Möwe hinüber, die mit den Flügeln schlug, um die tragenden Luftströme zu erwischen, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Was Rudolf Haglund glaubte oder meinte, hatte keinerlei Bedeutung. Der Verteidiger war kaum hierhergekommen, um ihm das zu erzählen. Es musste also noch mehr geben.
    »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Gerechtigkeit.«
    »Dann wären wir schon mal drei. Aber zu Ihrer Information: Ich glaube immer noch, dass er es war. Dass Ihr Mandant Cecilia Linde entführt und ermordet hat.«
    Der Anwalt überhörte ihn. »Er weiß, wer es war«, sagte er.
    Die Möwe scherte aus ihrem Gleitflug aus und stürzte sich mit einem halsbrecherischen Manöver auf die Wasseroberfläche hinunter.
    Wisting öffnete den Mund, schloss ihn und öffnete ihn wieder. »Er weiß, wer was war?«, fragte er.
    »Er weiß, wer den DNA-Beweis eingeschmuggelt hat.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Keine Ahnung. Mir wollte er es nicht verraten.«
    »Und woher will er das wissen?«
    Der Verteidiger schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, wiederholte er.
    Wisting machte ein paar Schritte, hob die Hand und zog seine Jacker enger um den Hals. »Was wollen Sie?«, fragte er noch einmal.
    Sigurd Henden kam näher und stellte sich neben ihn. »Er will Sie treffen«, sagte er. »Er will Ihnen das geben, was Sie brauchen, um sich reinwaschen zu können.«
    38
    Der Rechtsanwalt setzte sich hinter das Lenkrad und startete den Wagen. Dann ließ er das Seitenfenster herunter und schob eine Zeitung durch die Öffnung.
    »Nehmen Sie«, sagte er.
    Wisting trat näher und nahm die Zeitung entgegen.
    »Lesen Sie«, fuhr der Anwalt fort und deutete mit dem Finger auf eine Überschrift auf der Titelseite: Der Zeuge, der nie vernommen wurde.
    »Ich glaube nicht, dass Sie das waren«, fügte er hinzu.
    Wisting sah dem Wagen nach, bis er hinter dem Hügel verschwunden war, und ließ die Hand mit der Zeitung sinken. Er hatte das Gefühl, als stände er mit seiner Mütze in der Hand da, und fragte sich, worauf er sich eigentlich eingelassen hatte. Als Rudolf Haglund vor siebzehn Jahren aus dem Gerichtssaal geführt worden war, hatte Wisting gehofft, ihn niemals wiedersehen zu müssen. Nun hatte er einem Treffen zugestimmt. Am folgenden Tag, um zwölf Uhr in der Kanzlei von Rechtsanwalt Henden in Oslo.
    Haber kam zu ihm herüber und blies dem großen Mercedes eine Rauchwolke hinterher.
    »Was wollte er?«, fragte er.
    »Das weiß ich nicht so genau«, erwiderte Wisting.
    Haber betrachtete ihn aus seinen schmalen Augen. Dann nahm er die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger und warf sie weg. »Wollen wir anfangen?«
    Wisting nickte und öffnete den Kofferraum.
    Haber nahm seine Ausrüstung heraus und ging hinüber zu der Plastikschüssel. »Ich brauche Wasser und irgendwas, worin ich die Gipsmischung anrühren kann«, sagte er.
    Wisting ging los, um einen Putzeimer und eine große Glaskanne mit Wasser zu holen. Als er zurückkam, schüttelte Haber gerade eine Dose mit Haarspray.
    »Nimm mal die Schüssel weg«, bat er. »Halt sie so über den Abdruck, dass es nicht draufregnet.«
    Wisting tat, worum er gebeten wurde.
    Haber nahm einen Lederriemen und legte ihn um den Stiefelabdruck herum, sodass er wie der Rahmen einer Verschalung wirken konnte. Dann ging er in die Hocke und besprühte den Abdruck mit Haarspray. Er hielt die Spaydose schräg und ein gutes Stückchen entfernt, damit der Luftdruck die feinen Details des Abdrucks nicht zerstören würde. Er wartete einen Moment und bedeckte den Abdruck dann mit einer weiteren Lage Haarspray. Als die Spur fertig präpariert war, machte er sich an die Herstellung der Gipsmischung.
    »Ich nehme an, du wirst den Einbruch nicht bei der Polizei anzeigen«, sagte er und verrührte Wasser und Gipspulver.
    Wisting

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